Sie ist eine Ikone des britischen Folk-Rocks der 1960er und `70er. Sandy Dennys Song „Who Knows Where The Time Goes“ kennt man in Versionen so unterschiedlicher Musikerinnen wie Judy Collins, Nina Simone und Cat Power.
Im Mai 2012 sind die letzten drei Studioalben der Londoner Pianistin Gitarristin und Sängerin (von Fairport Convention) als anspruchsvoll erweiterte Deluxe Editionen erschienen: Kernstück ist Sandy Dennys dritte Solo-LP „Like An Old Fashioned Waltz“-LP von 1974. Die neun Songs der Originalausgabe erweitern auf der neuen Deluxe Edition 14 zusätzliche Bonustracks.
Eines von vielen Highlights im Bonusmaterial der Neu-Ausgabe ist eine seltene Live-Version von „Who Knows Where The Time Goes“. Ebenso gibt es den raren Live-Mitschnitt ihres formidablen Swing-Covers “Whispering Grass“ aus einer holländischen TV-Sendung zu hören.
„Like An Old Fashioned Waltz“ ist die romantischste LP der früh verstorbenen Singer-Songschreiberin. Und gleichzeitig die mit den wenigsten Folk-Elementen. Ein amerikanisch angehauchtes Oeuvre, ein Aufbruch zu neuen kreativen Ufern, dessen erste Aufnahmen bereits 1972, direkt im Anschluss an Dennys epochales Soloalbum „Sandy“ stattfanden. Unterbrochen von einer US-Tournee, während der Denny weitere Albumsongs in Hollywoods legendären A&M-Studios (dem ehemaligen Filmstudio von Charlie Chaplin) aufnahm: „Friends“, „Solo“ „At The End of the Day“, bevor die Sängerin ein einwöchiges Engagement im weltberühmten Troubadour-Club von Los Angeles antrat.
Musiker der LP sind Saxofonist Alan Skidmore (Soft Machine, später Kate Bush), ferner die Fairport-Kollegen Richard Thompson, Jerry Donahue und Dave Mattacks, neben Cat Stevens´ Drummer Gerry Conway oder dem britischen Jazzgitarristen Diz Disley.
Co-produziert von ihrem Ehemann, dem Fairport-Gitarristen Trevor Lucas, endeten die Aufnahme-Sessions 1973 in den Londoner Sound Technique-Studios. Sound-Engineer und weiterer Co-Produzent war mit John Wood eine Koryphäe des britischen Folks und Rocks, wegweisend mit seiner Arbeit auf den drei Alben Nick Drakes, ebenso LPs von John Martyn, Cat Stevens oder Pink Floyd.
Sandy Denny, neben Vashti Bunyan die „größte unterschätzte“ Sängerin Englands, wurde 1968 und ´69 bereits unsterblich auf den Fairport-Convention-Alben „What We Did On Our Holidays“ „Unhalfbricking“ und „Liege & Lief“. Nichtsdestotrotz verließ Denny die Band direkt danach, weil sie ihre eigenen Songs aufnehmen wollte. Auf drei hervorragenden Soloalben gab sie ihrem prägnanten Songwriting und ihrer prismatischen Altstimme den nötigen Raum. Sandy Denny war ein komplexer Charakter, sie litt unter Depressionen und hatte Probleme mit Alkohol und Drogen. Wirklich berühmt wollte sie nie werden. Das größere Rockpublikum kannte ihre Stimme höchstens durch Led Zeppelins „The Battle Of Evermore“, auf dem sie singt. Nach ihrem tragischen, absurden Tod 1978, geriet sie – ähnlich wie Nick Drake – in Vergessenheit. Die Folkrenaissance unseres Jahrhunderts hat Sandy Denny wieder zum Vorschein gebracht.