Bevor sie anderswo gestellt wird, widmen wir uns doch einfach selbst einen kurzen Augenblick einer der vermeintlich wichtigsten Aufregerfragen des Pop: Die Musik, die der wunderbar anarchische Wiener Krawallo Electroclash-Sponti SALÓ auf seinem zweiten Album, »Problemzone Mensch«, macht – ist das noch Punk? Mit der Single “Videodrome” gibt einen den Bonustrack aus “Problemzone Mensch”.
Was aber ist das überhaupt, Punk? No-Future-Lebensgefühl, rebellische Pose, Hauptsache-dagegen-Haltung, schnorren in der Fußgängerzone oder halt einfach: drei Akkorde, schnell gespielt und bisschen brüllen dazu? Alles Quatsch: Das wichtigste Punk-Wort überhaupt ist und bleibt Selbstermächtigung, as in DIY. SALÒ kommt aus der Steiermark, lebt in Wien, hat nicht nur eine, sondern gleich mehrere Geschichten: Als Teenager hat er in Punk- und Metal-Bands gesungen, Tic Tac Toe ebenso geliebt wie Element of Crime und die Dead Kennedys. »Punk war immer irgendwie da«, sagt er.
Er hat dann erstmal auf Lehramt studiert, Psychologie und Germanistik, aber weil er dafür dann doch zu sehr Punk war, hat er das Studium abgebrochen. »Ich habe alles hingeschmissen und bin ein Jahr allein durch Asien gereist«, sagt SALÒ. Er macht sich damals Gedanken. Über sich, das Leben – und arbeitet dann ausgerechnet als Copywriter. »In dieser sogenannten Kreativbranche«, wie er sich schaudernd erinnert, »dass die überhaupt so genannt werden darf, ein Armutszeugnis.«
Dass SALÒ indes ein herausragendes Talent für Slogans hat, belegt nun aber spätestens »Problemzone Mensch«. »Universal Punks Fuck Off«, »Sexy Sport Clips«, »Valeria (schieß mich tot)«: Allein die Songtitel ziehen einen direkt hinein in dieses wunderbar stürmische Album.