Michael Brecker war ein eleganter, ernsthafter Zeitgenosse. Ob er sich mit den Brecker Brothers auf die großen Festival-Bühnen stellte, bei Soulstars wie James Brown oder Popkollegen wie Billy Joel im Studiohintergrund wirkte oder in der Band des Schweizer Gitarristen Harald Haerter durch die Clubs zog – der Tenorsaxofonist aus Philadelphia wirkte in jeder Sekunde souverän und überzeugte durch erstaunliche stilistische Flexibilität. Kein Lauf schien ihm zu kompliziert, keine Wendung zu exaltiert, auch wenn man seiner geschmeidigen Linienführung die anspruchsvolle Technik kaum anmerkte. Als einer der wenigen Musiker seines Instruments gelang es ihm, sich zunächst als Studioarbeiter, bald aber auch unter eigenem Namen im Haifischbecken der internationalen Musikszene zu behaupten.
Mehr noch: Michael Brecker schuf einen individuellen Sound und eine ebenso wiedererkennbare Art zu phrasieren, die ihn zu einem der bekanntesten Jazzmusiker der vergangenen zwei Jahrzehnte machte. Seine musikalische Karriere startete in den frühen Siebzigern, als er seinem großen Bruder Randy von Philadelphia nach New York folgte. Es war eine wilde Zeit, manche Freaks hatten noch Blumen im Haar, und die beiden kreativen Allrounder schafften mühelos den Anschluss an die boomenden Fusion- und Soul-Szene. Als “Brecker Brothers” gründeten sie 1975 eine eigene Combo, deren pfiffige Bläsersätze bald zum Markenzeichen wurden. Sie avancierten zum gern gebuchten Studioteam, bespielten Festivals und großen Bühnen. Im Anschluss an diese turbulenten Anfangszeit wurde Michael Brecker zu zahlreichen Projekten eingeladen. Im Laufe der Jahre wuchs seine Diskographie auf etwa 500 Alben an, bei denen er als Gast oder unter eigenem Namen mitwirkte. Außerdem wurden ihm immerhin 11 Grammies überreicht. In Bands wie Dreams, Steps Ahead oder eben den Brecker Brother verfeinerten die Klangsprache des neomodernistischen Jazz und mit den eigenen Allstar-Formationen wurde er weltweit gefeiert.
Vor zwei Jahren brauten sich jedoch dunkle Wolken zusammen. Gesundheitliche Probleme stellten sich ein, die Diagnose lautete auf “myelodysplastischen Syndrom”, eine schwer heilbaren Störung der Blutbildung. Michael Brecker, seine Familie und zahlreiche Fans und Freunde suchten daher seit Sommer 2005 nach einem Knochenmarkspender. Aufrufe auf Festivals wurden verlesen, Anzeigen geschaltet, in der Hoffnung die Krankheit wirkungsvoll bekämpfen zu können. Eine Spende seiner Tochter brachte zwischenzeitlich Linderung, die Liebe zur Familie und die Arbeit an seinem letzten Album hielten ihn weiterhin am Leben. Am 13. Januar jedoch siegte die Krankheit. Michael Brecker starb in New York im Alter von 57 Jahren.