Michael Brecker | Biografie

Michael Brecker

Michael Brecker wurde am 29. März 1949 in Philadelphia in eine musikalische Familie hineingeboren. Der Vater – ein Anwalt und Jazzpianist – spielte seinen kleinen Söhnen ununterbrochen Jazzplatten vor und nahm Michael und seinen vier Jahre älteren Bruder Randy zu Konzerten von Miles Davis, Thelonious Monk, Duke Ellington und anderen Jazzlegenden mit. Als für sie die Zeit gekommen war, ein Instrument zu lernen, entschied sich Randy für die Trompete, während Michael zunächst Klarinette und danach Altsaxophon lernte. Als er in seiner High-School-Zeit die Musik von John Coltrane entdeckte, wechselte Mike schließlich zum Tenorsaxophon. Wie sein Bruder studierte Michael Brecker an der Universität von Indiana, bevor er 1969 nach New York zog. Dort fand er schnell in diversen Bands Arbeit und stieg mit Randy auch in die Jazz-Rock-Gruppe Dreams ein, in der mit John Abercrombie und Billy Cobham noch zwei weitere junge Talente spielten. 1973/74 bildeten die Breckers die Frontline des Hard-Bop-Quintetts des Pianisten Horace Silver. Ein Jahr nach dem Ausstieg aus Silvers Ensemble gründeten sie als Brecker Brothers eine eigene innovative und überaus erfolgreiche Jazz-Funk-Band, die fast ein Jahrzehnt lang bestehen sollte.

In dieser Zeit waren die Breckers auch Besitzer eines populären Jazzclubs in Downton-Manhattan, in dem sie regelmäßige Jam-Sessions mit Musikern wie Vibraphonist Mike Mainieri, Bassist Eddie Gomez und Schlagzeuger Steve Gadd veranstalteten. Daraus resultierte 1979 die Formierung einer weiteren Band, die zuerst den Namen Steps erhielt und dann in Steps Ahead umgetauft wurde. Bis 1986 nahm Michael Brecker mit Steps und Steps Ahead sieben Alben auf, dann verließ er das Ensemble, um endlich seine Solokarriere zu starten. In den 70er und 80er Jahren arbeitete Michael Brecker im Studio und auf der Konzertbühne außerdem mit zahllosen Jazz- und Popgrößen wie McCoy Tyner, Herbie Hancock, Chick Corea, Aerosmith, Eric Clapton, Chet Baker, George Benson, Quincy Jones, Charles Mingus, Joni Mitchell, Jaco Pastorius, Paul Simon, Frank Sinatra, Bruce Springsteen, Steely Dan, Pat Metheny und Frank Zappa zusammen.
 
Im reifen Alter von 38 Jahren nahm Michael Brecker 1987 schließlich mit einer All-Star-Besetzung (Pat Metheny, Kenny Kirkland, Charlie Haden und Jack DeJohnette) für das legendäre Impulse!-Label sein erstes Album unter eigenem Namen auf. Die schlicht “Michael Brecker” betitelte Platte wurde noch im gleichen Jahr von den Magazinen Down Beat und Jazziz zum Jazzalbum des Jahres ernannt. Für den Nachfolger “Don’t Try This At Home” erhielt Brecker 1988 seinen ersten von insgesamt dreizehn Grammys. Nach einem weiteren Soloalbum namens “Now You See It… Now You Don’t” und einer ausgedehnten Tournee mit Paul Simon kam es 1992 zur Wiedervereinigung der Brecker Brothers, aus der zwei Alben resultierten: “The Return Of The Brecker Brothers” (1992) und “Out Of The Loop” (1994). 1996 meldete sich der Tenorsaxophonist mit seinem vierten Soloalbum “Tales From The Hudson” zurück, für das er zwei Grammys bekam. 1998 folgte “Two Blocks From The Edge”, 1999 “Time Is Of The Essence” und 2001 das überraschende Balladenalbum “Nearness Of You: The Ballad Book”, das wieder einmal eine All-Star-Band mit Pat Metheny, Herbie Hancock, Charlie Haden und Jack DeJohnette präsentierte und dem Leader seinen achten Grammy bescherte. Bei zwei Songs war auf dem Album als Gast außerdem der Sänger James Taylor zu hören. “Nearness Of You” brachte Michael Brecker neben dem Grammy noch einige Auszeichnungen als Künstler des Jahres ein.
 
2002 sorgte Brecker Seite an Seite mit Herbie Hancock und Roy Hargrove für Furore: unter dem Projekt-Namen “Directions In Music” traten die drei mit Bassist John Patitucci und Schlagzeuger Brian Blade in der Massey Hall in Toronto auf, um dort die Musik von Miles Davis und John Coltrane zu würdigen. Das Konzert wurde für das Album “Directions In Music” mitgeschnitten. 2003 nahm der Saxophonist mit einem fünfzehnköpfigen Ensemble das Album “Wide Angles” auf, das ihm erneut zwei Grammys einbrachte. Die beiden letzten Grammys für ein Album der Brecker Brothers mit der WDR-Big-Band erhielt der Künstler im Februar 2007 bereits posthum.
 
Bei einem Konzert der wiedervereinigten Steps Ahead (mit Mike Mainieri, Steve Gadd, Mike Stern und Darryl Jones) beim Mount Fuji Jazz Festival in Japan litt Brecker plötzlich unter unerklärlichen, starken Rückenschmerzen. Als er sich danach zur Behandlung in ein Krankenhaus begab, stellten die Ärzte bei ihm eine seltene Knochenmarkserkrankung (Myelodysplastisches Syndrom oder MDS) fest, die lediglich durch eine Stammzellentransplantation hätte geheilt werden können. Die verzweifelte Suche nach einem geeigneten Spender war leider vergeblich. Am 13. Januar 2007 verstarb Michael Brecker im Alter von 57 Jahren.
 
Trotz seiner Schmerzen gelang es dem Tenorsaxophonisten vor seinem Tod mit “Pilgrimage” noch ein komplettes Album aufzunehmen. Erstmals sind darauf ausschließlich Kompositionen von Brecker zu hören. Und wieder einmal stand ihm dabei ein fabelhaftes All-Star-Ensemble zur Seite: diesmal mit den Pianisten Herbie Hancock und Brad Mehldau, Gitarrist Pat Metheny, Bassist John Patitucci und Schlagzeuger Jack DeJohnette.
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