Natürlich konnte keiner der nominierten Verve-Künstler es bei der 44. Grammy-Verleihung in Los Angeles mit den Mehrfach-Absahner Alicia Keys, U2 und dem von T-Bone Burnett produzierten Soundtrack-Album “O Brother, Where Art Thou?” aufnehmen. Schließlich werden im Jazzbereich – anders als in der Kategorie Pop – bei weitem nicht soviele Grammys für dies und das und weiß-der-Himmel-was verschleudert. Ein Wunder, daß es noch keinen Pop-Grammy für die bestgebundenen Schuhe gibt.
Zwei der begehrten Trophäen erhielt immerhin Michael Breckers Album
“The Nearness Of You”: Den für die “beste männliche Pop-Vokal-Darbietung” erhielt James Taylor für seine Interpretation von “Don’t Let Me Be Lonely Tonight” und den für das “beste Jazzinstrumentalsolo” im Stück “Chanýs Song” Tenorsaxophonist Michael Brecker selbst.
Mit einem Grammy prämiert wurde zudem Charlie Hadens
“Nocturne” als “bestes Latin-Jazz-Album” und Toningenieur Al Schmitt für die “beste nicht-klassische Albumaufnahme” von Diana Kralls
“The Look Of Love”.
Die anderen Preisträger im Jazzbereich sollen nicht verschwiegen werden:
- Best Contemporary Jazz Album: Marcus Miller – M² (Telarc)
- Best Jazz Vocal Album: Dianne Reeves – The Calling (Blue Note Records)
- Best Jazz Instrumental Album, Individual or Group: Sonny Rollins – This Is What I Do (Milestone Records)
- Best Large Jazz Ensemble Album: Bob Mintzer Big Band – Homage To Count Basie (Digital Music Products)
- Best Historical Album: Billie Holiday – Lady Day: The Complete Billie Holiday On Columbia 1933–1944 / Michael Brooks & Michael Cuscuna, compilation producers; Matt Cavaluzzo, Harry Coster, Seth Foster, Darcy Proper, Ken Robertson & Mark Wilder, mastering engineers (Columbia/Legacy Recordings)
“Die deutschen [Grammy-]Hoffnungen wurden dagegen enttäuscht”, hieß es in der Online-Ausgabe des Nachrichtenmagazins Spiegel. “Sie hatten vor allem im Bereich der klassischen Musik gelegen, wo sich neben anderen Orchestern die Berliner Philharmoniker und die Dresdner Staatskapelle Hoffnungen gemacht hatten.” Wenn der Spiegel seinen investigativen Journalismus auch auf den musikalischen Bereich ausdehnen würde, dann wäre ihm diese Falschmeldung nicht unterlaufen.
Denn mit dem Münchner ECM-Labelchef Manfred Eicher wurde durchaus ein Deutscher ausgezeichnet. Eicher erhielt als “Klassikalbum-Produzent des Jahres” einen Grammy für die folgenden fünf Produktionen:
- Rosamunde Quartett / Joseph Haydn: The Seven Words (ECM New Series 1756)
- Heinz Holliger – Schneewittchen (ECM New Series 1715 ÷ 2 CDs)
- András Schiff – A Recollection, Leos Janácek (ECM New Series 1736)
- Christoph Poppen & The Hilliard Ensemble – Morimur (ECM New Series 1765)
- Thomas Zehetmair & Camerata Bern – Verklärte Nacht (ECM New Series 1714)
Manfred Eicher gründete ECM Records (Edition of Contemporary Music) 1969. Heute blickt das Münchener Vorzeigelabel auf einen Katalog von rund 800 Aufnahmen zurück.
Die Biographie Manfed Eichers finden Sie
hier.