Lisa Batiashvili war für ihre erste CD mit Werken von Johann Sebastian Bach schnell von der Idee begeistert, dass – nicht nur wegen des 300. Geburtstages – auch ein Werk des Sohnes Carl Philipp Emanuel dabei sein sollte. Warum überhaupt Bach? Für sie stellt sich die Frage eher umgekehrt: Warum bisher noch kein Bach? »Weil man dafür reif oder wenigstens gereift sein muss«, sagt sie.
Mit engsten und vertrautesten Kollegen auf Augenhöhe zu musizieren, war für die georgische Geigerin ein großer Anreiz bei der Auswahl des Repertoires, das ihr in besonderem Maße geeignet erschien: Bachs Violinkonzert BWV 1042 spielte sie zusammen mit den ihr bestens bekannten Musikern des Kammerorchesters des Bayerischen Rundfunks ein. In Bachs Doppelkonzert BWV 1060R und in der Bearbeitung der Alt-Arie »Erbarme dich, mein Gott« aus der Matthäus-Passion tritt sie zusammen mit Ehemann François Leleux in einen musikalischen Dialog. In der »Erbarme dich«-Arie übernimmt die Oboe d’amore die Alt-Stimme und zusammen mit dem Violin-Sopran sind die beiden gleichsam frei schwebenden Oberstimmen sanft auf einen dezenten Streichersatz gebettet. Eine kongeniale kammermusikalische Verbindung zum Flötisten Emmanuel Pahud und zum Cellisten Sebastian Klinger geht Batiashvili in Carl Philipp Emanuel Bachs Triosonate Wq 143 ein.
Für Lisa Batiashvili ist diese CD in mehrfacher Hinsicht eine Zusammenkunft von engsten Vertrauten, nicht nur auf der Seite der Aufführenden, die seit vielen Jahren zusammen musizieren und eine besondere, fast familiäre Beziehung zueinander entwickelt haben, sondern auch auf Seiten von Vater und Sohn Bach. Wenn man im 18. Jahrhundert von Bach sprach, meinte man in der Regel Carl Philipp Emanuel Bach, den zweiten überlebenden Sohn von Johann Sebastian Bach und dessen erster Frau Maria Barbara. Georg Philipp Telemann, auch er seinerzeit berühmter und beliebter als Bach senior, sekundierte als Taufpate, und einen Entwurf zu einer Grabinschrift verfasste Friedrich Gottlieb Klopstock, Freund Carl Philipp Emanuels: »Der tiefsinnige Harmonist vereinte die Neuheit mit der Schönheit, war groß in der vom Worte geleiteten Musik, größer in der kühnen wortlosen […] Musik.«