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Kinskis zweiter Streich

kinski talks eyecatcher
01.04.2011
Um Bildschirmgeschichte zu schreiben, brauchte Kinski weder Drehbuch, noch Regisseur. Schon die beiläufige Frage eines Journalisten reichte aus, um den gefürchteten Gesprächspartner Kinski zu verbalen Höchstleistungen anzuspornen. Vielleicht ist das Grund, warum KINSKI TALKS 2 ebenso begeistert wie der Erstling. Drei weitere Juwelen der nicht ganz leichten Unterhaltung mit Klaus Kinski bilden die würdige Fortsetzung. Da hätten wir beispielsweise das berüchtigte Interview, das die 17jährige Désirée Nosbusch mit Kinski 1985 in ihrer Sendereihe Zeit zu zweit führte. Ein Gespräch zweier Generationen, die unterschiedlicher kaum sein können. Glück hat es der jungen Nosbusch allerdings nicht gebracht, denn nach  Ausstrahlung der Kinski-Folge wurde die ganze Reihe abgesetzt und der bisherige Fernsehliebling in eine unfreiwillige Moderatorenpause geschickt. Ein weiteres Highlight ist die NDR Talk Show vom 18.10.1985, dem 64. Geburtstag des Weltstars und sein wilder Flirt mit Alida Gundlach. Skandalträchtige Interviews waren nunmal ein Leichtes für Kinski. Was wahrhaftig und was Schauspiel war, das wusste wohl niemand außer das Enfant Terrible selbst.

Fest steht jedoch, dass die Zusammenarbeit mit Kinski in einigen  – denkwürdigen – Fällen alles andere als einfach war. Hier ist vor allem die Hassliebe zwischen dem Schauspieler und  Regisseur Werner Herzog zu nennen, die zahlreiche Anekdoten schrieb. Herzog äußerte beispielsweise, dass er während der Dreharbeiten in Peru zu Aguirre – Der Zorn Gottes  Kinski nur unter Androhung von acht Gewehrkugeln – die neunte sei für ihn selbst! – an der vorzeitigen Abreise gehindert habe. Kinskis Version dieser Geschichte ist bisher nur wenigen bekannt,  kann nun in einem raren Zeitdokument im dritten Teil der Kinski-DVD vernommen werden. In Dinocittà aus dem Jahre 1986, dem Interviewexperiment des amerikanischen Dokumentarfilmers  Jay Miracle, erzählt er seine Sicht auf die Zusammenarbeit mit dem Regisseur. Filmen aus der Hüfte heraus, ohne Crew und in freier Natur waren Kinskis Bedingungen. Dafür opferte er sogar seine Sonnenbrille. Ein Rätsel wird Kinski, der 1991 in Kalifornien verstarb, trotzdem immer bleiben. Daran kann auch KINSKI TALKS 2 nicht rütteln, muss auch nicht sein und soll auch gar nicht. Kinski hat mit den Medien gespielt, sicher  eine seiner stärksten Rollen. Keine Möglichkeit hat er dazu verstreichen lassen – und sein Denkmal damit gleich selbst gesetzt.

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