In seinen Kompositionen befasst sich der schwedische Komponist Jacob Mühlrad mit Fragen nach der Sterblichkeit, dem Zustand der Menschheit, der Tradition oder dem Heiligen. Diese Themen liegen den Werken seines neuen Albums “TIME” zugrunde, das am 26. März auf Deutsche Grammophon erscheint und mit dem Schwedischen Rundfunkchor aufgenommen wurde. Es vereint vier Chorwerke Mühlrads “Anim zemirot” (2013), “Nigun” (2014), “Kaddish” (2017) und "Time” (2018), die alle eine Gemeinsamkeit aufweisen: Zeitlosigkeit. Ein Auszug seines Stücks “Time” gewährt ab dem 26. Februar einen weiteren Einblick in Mühlrads gleichnamiges Album.
Im Interview können Sie den Komponisten näher kennenlernen:
1. Wenn Sie nicht Komponist geworden wären, welchen Beruf hätten Sie ergriffen?
Vielleicht hätte ich Architekt werden können, das ist dem Schreiben von Musik sehr ähnlich. Anstatt durch meine Partituren Abstraktionen von Musik zu machen, würde ich Abstraktionen von Gebäuden, architektonische Skizzen machen.
2. Wenn Sie wählen könnten, in welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt?
Ich denke, die Gegenwart ist recht interessant. Es gibt so viel Musik, Kunst zu erleben, und vieles ist digital verfügbar. Es hat ein faszinierendes Chaos und so viele gleichzeitige ästhetische Momente geschaffen, und ich denke, dass es eine sehr inspirierende Aussage, darin zu leben und zu arbeiten.
3. Von welchem Musiker oder welcher Musikerin würden Sie gerne ein Werk in Auftrag gegeben haben?
Es gibt so viele großartige Musiker von heute, aber ich würde vor Glück explodieren, jemals die Chance zu haben, für Barbara Hannigan zu schreiben, was für ein Genie sie ist!
4. Gibt es einen Maler aus der Vergangenheit oder der Gegenwart, für den Sie gerne einmal Modell gesessen hätten oder gerne einmal Modell sitzen würden?
Es wäre supercool, eine Kollaboration mit Richard Sierra zu machen; manchmal denke ich, meine Musik klingt so, wie seine Skulpturen aussehen. Er ist großartig und eine große Quelle der Inspiration.
5. Wer ist Ihr persönliches Idol – in der Musik und generell?
Ich habe viele. Giacinto Scelsi hat viele großartige Stücke geschrieben, die so meditativ und suggestiv sind. Diese Musik erfordert viel Konzentration, aber die Anstrengung lohnt sich. Ich liebe auch Drake und Kanye West. Ihre Musik, wie die von Scelsi, ist sehr meditativ und hat eine großartige Ausstrahlung! Auch Steve Reich und Olga Neuwirth sind in vielerlei Hinsicht zwei meiner Lieblinge und Idole.
6. Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Meine Freundin, Rum und einen Steinway-Flügel.
7. Wie sähe Ihr ideales Publikum aus?
Darüber denke ich nicht allzu viel nach. Außer, dass mein Publikum gesund und lebendig sein soll, habe ich keine andere Präferenz. Ich denke über die Musik nach, das ist genug zum Nachdenken. Aber ich bin immer dankbar für diejenigen, die in meine Konzerte gehen und sich meine Musik anhören.
8. Welches Musikstück bringt Sie außer Atem?
Alles von Giacinto Scelsi, Unsuk Chin bis Drake, FKA Twigs, A$AP Rocky. Sie rauben mir auf ganz unterschiedliche Weise den Atem.
9. Gibt es eine Aussage über Musik, die Sie nie wieder hören wollen?
Es gibt ein paar… aber hier sind zwei, die mir gefallen!
Erik Satie: "Der Musiker ist vielleicht das bescheidenste aller Tiere, aber er ist auch der stolzeste.
John Cage: “Ich kann nicht verstehen, warum die Menschen Angst vor neuen Ideen haben. Ich habe Angst vor den alten.”
10. Wie lautet Ihr musikalisches Credo?
Dass “Klang” alles ist, ewig und allmächtig.
11. Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachttisch?
Strawinskys “Musikalische Poetik”
12. Mit welchem Märchenwesen identifizieren Sie sich?
Meine Schwester hat mir immer gesagt, ich sei wie Dobby aus Harry Potter (lacht), ich bin ein Diener der Musik!
13. Welches dieser vier Temperamente — sanguinisch, melancholisch, cholerisch, phlegmatisch — entspricht Ihrem Wesen am ehesten?
Eine Mischung aus phlegmatisch und melancholisch, denke ich.