FIASKO – Portrait
18.10.2019
Kaum zu glauben, aber das Debüt “Jetz Jöh” ist schon ein halbes Jahrzehnt alt, allerdings soll hier niemand denken F!ASKO seien untätig gewesen. Ganz im Gegenteil. Sie gewannen mit “Ach wat lieb ich dich” 2015 “Unser Song für Köln”, und veröffentlichten immer wieder Singles die schlicht einschlugen. “Schwerelos”, “Nur Do”, Su Sin Mir", Schlag auf Schlag hauten F!ASKO Songs raus, als wäre es das Einfachste auf der Welt. Und sie spielten sich die Hacken wund, ob in Hintertux in Österreich, oder zuhause in Köln und Umgebung. Auf der altehrwürdigen Volksbühne am Rudolfplatz gaben sie 2018 ein wunderbares Unplugged-Konzert. Zuletzt trug sie “För Dich” durch die Session 2018/19, und da die fünfte Jahreszeit üblicherweise kalt und nass ist, waren wir alle dankbar dass uns die vier die Sterne bunt malten. Bei soviel Betriebsamkeit merkte niemand, dass da etwas fehlt…
Ein neues Album nämlich! Denn eh man sich versieht sind fünf Jahre ins Land gezogen. Nun erscheint am 18.10.2019 endlich das zweite Album “Portrait” über Rhingtön/Universal, damals wie heute ihre Labelheimat, und entschädigt in allen Punkten für die Wartezeit. 15 Songs, ein F!ASKO-Festmahl für all ihre Fans.
“Portrait” ist als Titel sinnig gewählt, denn das Album ist genau das, ein Abbild der Band 2019, die musikalische Essenz des Quartetts. Ihr Spektrum reicht von intelligent arrangierten Pop-Juwelen, über getragene Balladen, bei denen einem das Herz aufgeht, Indierocksongs mit Gitarrensoli, bis hin zu augenzwinkernden Dancetunes. Einmal mit alles bitte.
Und auch 2019/2020 schicken sie einen Song in die Session: “Immer wenn et Naach weed” ist wie für uns gemacht, wie es im Refrain heißt. Haben sie uns doch schon die Sterne bunt angemalt, kann es nun ja auch ruhig Nacht werden, dann funkeln die Lichter noch besser. Der treibende Song charakterisiert die Band, die aus Überzeugung keine Scheuklappen trägt, ideal: er ist sommerlich treibend und tanzbar, und der Refrain fräst sich einem sofort in den Kopf. Andererseits zeichnet er ein melancholisch verliebtes Bild, das sich auf die Liebesbeziehung zweier Menschen, aber auch als Hommage an die Stadt Köln beziehen kann. Er ist auch der Opener zum vorliegenden Album.
Die Produktion verlangte der Band alles ab, Gitarrist Henry spricht von “Blut, Schweiss und Tränen”, und mann kann es ihm glauben. Schließlich befindet sich die Band bei so einem vollen Stundenplan im “Flugmodus”, immer höher, immer schneller, das Leben steht nicht still. Da kann einem entweder schwindelig werden, oder man machts wie F!ASKO mit Spaß und Coolness. “Schwerelos” ist ein episch ausgelegter moderner Popsong, der dieses Gefühl beschreibt.
Aber das Album hält auch nachdenklche Stücke bereit: “Sorjelos” blickt zurück in eine unbeschwerte Zeit, “Wo bes Do” und “Näächte am Rhing” zeichnen ein Bild Kölns abseits des Trubels und der jecken Feierei. Die darf allerdings nicht fehlen, ist sie doch auch ein fester Bestandteil der Identität F!ASKOs. Egal ob sie wie in “Zülpi” auf der Zülpicher Straße gemeinsamen mit zehntausend anderen den richtigen Straßenkarneval feiern und sich im Getümmel verlieren, oder mit Piccoloflöten und Trumm eine “Batallion der Jecke” mit Konfettisalven und Rhythmusraketen mobilisieren: F!ASKO sprechen Karneval als Muttersprache, und zwar in ganz Köln. “Jot und Schäl” vereint beide Rheinseiten in einer schönen Liebeserklärung an die Stadt der 1000 Geschichten und dem einen Dom unter einer gemeinsamen Sprache.
Stichwort Sprache: auf diesem Album hat sich Band auch ein paar Experimente gegönnt. Das herrlich beknackte “Coconut Banane” muss wohl einem Hitzschlag im vergangenen Jahrhundertsommer geschuldet sein. Herausgekommen ist eine cremige Gelato-Fantasie und ein musikalisches Denkmal für die schönste Eisverkäuferin der Südstadt, mit der sich F!ASKO anschicken, das Internet zu gewinnen. Mit “Baggersee” verlässt die Band die Pfade kölscher Sproch, und hat einen wunderschönen Deutschpop-Song komponiert, der einerseits 100% F!ASKO ist, andererseits beweist der Song, dass der Horizont der Band nicht nur musikalisch schon immer weit über das Kölner Becken hinausreichte. “Maat et joot” beschließt das zweite Album dieser jungen Band, und zeigt dass wir es hier nicht mit einer Ansammlung von Songs zu tun haben, sondern mit einem wirklichen Album aus einem Guss, bei dem zum Schluss der Vorhang fällt; in Zeiten von Streaming und Downloads eine Seltenheit. Mit “Portrait” fliegen F!ASKO ins neue Jahrzehnt und denken gar nicht daran zu landen. Und dieses Portrait sieht nicht nur verdammt gut aus, es klingt auch so!