Fauré Quartett | Musik | Popsongs

Popsongs: Faure Quartett mit Schriftzug
Popsongs
VÖ: 30. Oktober 2009
Fauré Quartett

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Im Jazz war sie schon immer gang und gäbe: die Adaption von Popsongs, etwa vom Walt Disney-Lied “Some Day My Prince Will Come” (aus  “Schneewittchen”). Bis vor kurzem war so etwas in der Klassik ein absolutes Tabu. Bis in unsere demnächst zu Ende gehenden Nullerjahre stand sie bombenfest: die Mauer zwischen so genannter E- und U-Musik. Noch in den wilden 1968ern untermauerte sie der Kulturphilosoph Theodor W. Adorno. Adorno sprach der “Unterhaltungsmusik” jedweden “Sinnzusammenhang” ab, sah sie nur als “Reizquelle”, als “zerstreuenden Komfort”. Heute eine kuriose Einschätzung. Warum sind Mozart und Puccini “ernste Musik” und Tom Waits oder Solomon Burke aber nicht? Anders herum: Bedeutet das Wort “Unterhaltung” (etymologisch) nicht gar: etwas erhalten, andauern lassen. So wie Kulturetats die Opern in Deutschland unterhalten. Also bitte, wie es Kurt Weill einmal weise vorschlug, nur zwischen guter und schlechter Musik unterscheiden: G- und S-Musik. Die Vermählung, Fusion von Klassik und Pop sah man im deutschen Feuilleton bisher weitgehend als S-Musik, man echauffierte sich darüber wie Feministinnen über arrangierte Zwangsehen. Zugegeben, die Liaison endete oft fatal, gar manche verrockte Symphonie schuf dem Genre ein schlechtes Image.

Wie groß ist dagegen gerade der Konsens beim neuen Album des Fauré Quartetts. Auf “Popsongs” haben die Kammermusiker 13 Popsongs bearbeitet, von Ryan Adams oder N.E.R.D., von Feist, den Beach Boys oder den Pet Shop Boys. 13 Genre-Sprünge ohne Hänger sind ihnen dabei gelungen. Im deutschen Feuilleton gilt die Sammlung bereits als Pop-Klassik 2.0. Deutschlandradio Kultur machte “Popsongs” kürzlich zur CD der Woche. “Ein abwechslungsreiches Album, das nie auseinanderfällt – dafür sorgt das Fauré Quartett mit gewohnter Professionalität und Spielfreude”, schreibt ZEIT-Online. “…weder verquerer Feuilletonisten-Kitsch, noch Coffeetable-Hintergrundmusik”, erklärt Christoph Dallach auf Spiegel-Online. “Wer die Vorlagen kennt, wird staunen, wer nicht, wird auch seinen Spaß haben.”|Die Latte hing hoch beim Fauré Quartett. Das Ensemble, ausgezeichnet mit einem ECHO und einem Preis der Deutschen Schallplattenkritik, steht in den Klassikcharts öfter mal auf Augenhöhe mit Star-Solisten wie Anna Netrebko oder Anne-Sophie Mutter. Keine Selbstverständlichkeit beim vergleichsweise anspruchsvollen Repertoire, den filigranen Kammermusik-Arrangements des innovativen Klavier-Quartetts. Regie beim neuen Album führte der deutsche Produzent Sven Helbig, bekannt durch seine Rammstein-Adaption “Mein Herz Brennt” mit den Dresdner Sinfonikern, neben seiner Arbeit mit Polarkreis 18 oder Snoop Dogg. Ein entschiedener Eklektiker, ein Weillianer, wenn man so will, der das Fauré-Album allerdings mit Samthandschuhen anfasste, sich bei der Songauswahl bewusst fernhielt von den Hauptstraßen der Popgeschichte, Abstand nahm von Nr−1-Smashern und Evergreens. Songs vermied, bei denen man zuerst an die Epoche denkt, in der sie liefen. Helbig widerstand der Versuchung, Popsongs durch Klassikbearbeitung zu adeln, machte kein Crossover, sondern strebte eine Transformation an. In der Bearbeitung wird das Material zum uneingeschränkten Eigentum des Fauré Quartetts egal ob A-ha oder John Cale. Lächelnd schauen auf dem Album sich Klassik und Pop tief in die Augen, findet da endlich Mal eine ernst gemeinte Annäherung statt?
Veröffentlichung
30.10.2009
Format
CD
Label
Deutsche Grammophon (DG)
Bestellnummer
00028947636106

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