Zoe Wees kann selbst lautlos anderen die Show stehlen. Der aufstrebende Popstar wurde vor gut vier Jahren von ihrem Kindheitsidol Jessie J zu einem Trick animiert. Jessi J imponierte ihren Fans damals mit massiven Tönen, ohne dabei die Lippen zu bewegen. Kurzerhand war Zoe entschlossen, es auch mal selbst zu versuchen. „Ich kann das auch!“, lacht sie. „Ich war richtig geschockt!“. Heute hat Zoe ihre eigene Hit-Single im Gepäck.
Die 19-jährige Sängerin hat zweifelsohne einen Sinn für Humor, aber hinter dem breiten Grinsen steckt jede Menge unaufhaltsamer Fleiß, den sie nicht zuletzt im Studio unter Beweis stellt. Zoe wurde in Hamburg geboren und wuchs dort bei ihrer Mutter auf, während sie auch damals schon bis aufs Mark mit der Musik verbunden war. Im Kindesalter wurde ihr Rolando-Epilepsie diagnostiziert – eine traumatische Erkrankung, die schwere Anfälle auslösen kann und Betroffene oft in die Isolation führt. „Ich fing einfach an zu singen", erinnert sie sich. “Mit acht Jahren habe ich meine ersten Songs geschrieben: Das war der beste Weg, allen zu zeigen, wie ich mich fühle. Ich liebe dunkle und tiefgründige Songs – meine Texte handelten schon immer von inneren Dämonen oder von Stimmen im Kopf. Musik war und ist mein persönliches Tagebuch“.
Ihre starke und kraftspendende Debütsingle „Control“ setzt sich mit den emotionalen Narben auseinander, die ihre Krankheit hinterlassen hat. „Meine Epilepsie geht mir nicht aus dem Kopf, und ich wusste nie, wie ich sie akzeptieren kann oder wie ich weitermachen sollte“, erklärt sie. Eines Abends, bevor sie ins Studio gehen wollte, erreichte ihre Angst den Höhepunkt: „Ich war einfach extrem traurig. Ich hatte etwa fünf Panikattacken. Also sagte ich mir selbst am nächsten Tag, dass ich darüber schreiben muss. Es war wirklich schwer, aber die Musik half mir, mich auszudrücken.“
Die intime Ballade bildet den idealen Startschuss für Zoes Karriere, da sie einerseits ihre gefühlvolle Stimme zum Ausdruck bringt, aber zugleich auch die komplexe, berührende Geschichte universell nachvollziehbar macht. „Es ist der beste erste Song, den ich je hätte veröffentlichen können“, sagt sie und grinst. Ihre Fans stimmen ihr zu: „Control“ wurde seit der Veröffentlichung im März letzten Jahres über 270 Millionen Mal gestreamt. Unzählige Hörer schickten Zoe Nachrichten, um ihr für ihre Ehrlichkeit zu danken. „Genau deshalb schreibe ich über den Real Shit. Es erfüllt mich, den Leuten erzählen zu können, was ich durchgemacht habe. Ich weiß, dass ich mit all den Problemen nicht allein bin“.
Zoes Nachfolgesingle „Girls Like Us“ spiegelt unverkennbar sie selbst wider. Im Song erzählt sie unverblümt und ehrlich von ihrer Suche nach Akzeptanz und dem ständigen Kampf gegen ihre eigenen Unsicherheiten. „Girls Like Us“ greift herzergreifend sensible und wichtige Coming-Of-Age-Thematiken auf und spendet mithilfe von Zoes außergewöhnlicher Stimme zugleich Wärme und Trost. Zoe erklärt: „Sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man für den Rest der Welt aussieht, ist meist nicht hilfreich. Viel wichtiger ist es, sich über die eigenen Gefühle tief im Inneren bewusst zu sein. Es ist nicht einfach, sich selbst als schön zu bezeichnen, aber Selbstbewusstsein ist eine riesige Hilfe auf dem Weg zu Selbstakzeptanz und Selbstliebe”.
Seit der Veröffentlichung von Girls Like Us hat Zoe nun ihre Debüt-EP Golden Wings (erschienen am 21. Mai) angekündigt, die ihre ersten beiden Singles und drei weitere Songs enthalten wird. Seit der Ankündigung der EP wurde Zoe als Apple Music’s Next Up Artist für April 2021 angekündigt (nach Tate McRae & Holly Humberstone) und enthüllte einen neuen Song aus der Tracklist der EP mit dem Titel “Ghost”, von dem sie erklärt: "Der Song handelt davon, jemanden zu nah an sich heranzulassen, auch wenn man weiß, dass er einen verletzen kann. Es geht um das Gefühl, dieser Person gegenüber verletzlich zu sein, auf eine Art und Weise, die im Grunde dein Leben zerstören könnte. In diesem Monat erlebte Zoe einen weiteren großen Moment: Sie trat zum zweiten Mal im US-Fernsehen auf, diesmal bei Jimmy Kimmel Live, und erreichte mit ihren ersten beiden Singles eine halbe Milliarde globaler Streams, während sie gleichzeitig das Gesicht der neuen EQUAL-Kampagne von Spotify war.
Während eines Schulkonzerts 2018 trug Zoe die emotionale Ballade „Unfaithful“ von Rihanna vor. Nach der Show kam ein Lehrer einer anderen Klasse auf sie zu und war sich sicher: „Wir müssen mit deiner Stimme arbeiten!“. „Das war so random; ich hätte nicht gedacht, dass Lehrer so cool sein können.“, schmunzelt sie.
Gemeinsam arbeiteten sie an eigenen Songs und an einer Reihe von Coversongs, die sie auf YouTube, Instagram und TikTok posteten – und damit Zehntausende von begeisterten neuen Fans gewannen. Durch die Songs erkannten auch Superstars wie Lewis Capaldi, Dean Lewis und – als persönliches Highlight – sogar ihr Idol Jessie J Zoes kraftvolle Stimme und ihr Talent Emotionen ehrlich zu transportieren. Die Stars ermutigten die aufstrebende Künstlerin darin, am Ball zu bleiben und für ihre Träume zu kämpfen. „Jessie sagte: ‚Get it sis!‘“ bemerkt Zoe strahlend. Die Zusprüche bestärkten sie in der Überzeugung, genau das Richtige zu tun. „Dean Lewis sagte mir: ‚Ich weiß, dass du ganz groß rauskommen wirst.‘ “.
Daraufhin nahm sie Kontakt zu den preisgekrönten Hamburger Produzenten Patrick Pyke Salmy und Ricardo Muñoz auf, die sie wiederum mit den Songwriter-Kollegen Emma Rosen und René Miller zusammenbrachten. Die Arbeit an eigenen Songs in einem richtigen Studio mit professionellen Musikern war absolut überwältigend, sagt sie. „Es war heftig, aber wir haben uns von der ersten Sekunde an wie Seelenverwandte verstanden. Deshalb ist „Control“ auch so ein guter Song!“.
Zoes schafft es, ihre persönlichen Geschichten ungeschminkt und authentisch fremden Menschen zu erzählen und diese durch ihre Aufrichtigkeit für sich zu gewinnen. Auf der Bühne gibt sie alles: „Bei meinem letzten Auftritt musste ich weinen“ erzählt sie grinsend und zuckt dabei mit den Schultern. „So habe ich mich in dem Moment einfach gefühlt. Ich bin zu 100 Prozent ich selbst, immer, und ich liebe es, meine Gefühle durch meine Stimme auszudrücken. Wenn ich singe, singe ich einfach. Ich denke nicht nach. Es fühlt sich an, wie wenn man nach dem Ende des Songs plötzlich aufwacht und sich denkt ‚Oh, hi!‘ “.
Keine Überraschung, dass sie bereits eine außergewöhnlich tiefe Verbindung zu ihren Fans hat. „Ich schreibe ihnen sehr viel. Ich nehme mir wirklich Zeit. Du solltest mal meine DMs sehen: die Chats sind so lang! Manchmal haben die Menschen sonst niemanden, der ihnen zuhören könnte, aber ich bin immer da, egal ob durch meine Musik oder die Nachrichten. Menschen mit meiner Musik helfen zu können, ist das einfach das beste Gefühl“.
„Musik wird immer mein Sprachrohr sein“, sagt sie und schließt ihre Augen, um sich die Zukunft auszumalen: „Ich werde nie aufhören. Niemals“.