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Zwei neue Wortwahl-Highlights: Kinski und Proust

DG Literatur Mai 2010
03.05.2010
Mit Worten kann man zaubern. Phantastische Welten entstehen, große Gefühle werden erlebt, ein ganzer Kosmos breitet sich aus und inspiriert die Einbildungskraft des Lesers und des Zuhörers. Das ist das Mysterium der Literatur, das Geheimnis der Dichter, denen es seit Jahrtausenden gelingt, die Menschen mit ihren Versen und Geschichten zu begeistern.
Dies ist auch der Ausgangspunkt für die Hörbuchreihe WORTWAHL, die sich eben solchen Meisterwerken widmet. Homer gehört dazu und Kafka, Goethe und Fontane, T.S. Eliot und Raymond Chandler – ein weites Spektrum von Spannung bis Philosophie und Unterhaltung bis Reflexion. Im Mittelpunkt der Reihe stehen Schlüsselwerke der Literatur, die sich nicht nur durch besondere künstlerische Qualität auszeichnen, sondern zu den Wegmarken des kulturellen Verständnisses gehören.
Nun sind zwei weitere außergewöhnliche Werke erschienen. In „Kinski spricht François Villon“ entsteht eine faszinierende Welt aus dem französischen Spätmittelalter, sprachlich gekleidet in die eher assoziativen Übertragungen des deutschen Künstlers Paul Zech.
Villon war ein Scholar, ein Kleriker ohne feste Stellung, der als Vagant und Kleinkrimineller durch Frankreich zog und seine Abenteuer in Balladen, Spottgedichten und Parodien niederschrieb. Mit seinen Werken begeisterte er seine Zuhörer und erzürnte – vor allem wegen seiner oft vulgären Seitenhiebe – den Klerus und Adel. Diese Vorlage in der wüstsprachigen Zech-Variation ist zweifelsohne wie gemacht für einen expressiven und streitbaren Interpreten wie Klaus Kinski. Dieser machte Anfang der 50er Jahre u.a. mit den Villon-Texten seinen Anfang als Rezitator und „Ein-Mann-Wanderbühne“. Kinskis Darstellungen von Villons Lyrik umfassen die stets gegenwärtigen Themen Liebe und Hass, Hoffnung und Enttäuschung, Leben und Tod in all ihren Facetten und sind seinerzeit glücklicherweise auf Tonträgern festgehalten worden.
Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ ist mehr als ein Roman, mehr als ein Zyklus. Es ist ein ganzes Universum, in dem die französische Gesellschaft zur Zeit der Jahrhundertwende wiederaufersteht. Prousts besondere Kunst dabei ist es, die scheinbar verlorene Zeit nicht nur zu beschreiben, sondern sie zu verewigen, so dass dem Leser die schemenhaften Erinnerungen und das im Unterbewusstsein Verschüttete des Autors eindringlich wie eigene Erlebnisse lebendig werden. Maria Wimmers Lesung in Auszügen ist ein besonderer Genuss. Ihre Auswahl der Kapitel und Absätze spricht für ihr tiefes Verständnis von Prousts Prosa, und ihr Stil stellt sich ganz in den Dienst seiner Sprache. Die geborene Dresdnerin und ausgebildete Schauspielerin hat für ihre Interpretation von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ höchste Anerkennung erhalten. Nun ist ihre Darstellung von Auszügen aus Prousts kunstvoll gewobenem Romanzyklus bei der Deutschen Grammophon Literatur in der Reihe WORTWAHL erhältlich.

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