Es ist noch gar nicht so lange her, da hat man aufwendig und wortreich seinem Gegenüber erklären müssen, von welcher Wiener Band man denn hier gerade spricht. Heute genügt eigentlich bloß ein Wort und jeder ist sofort im Bilde: “Amore”! In erstaunlich kurzer Zeit ist es Wanda nicht nur gelungen, Band und dazugehörige Debüt-Platte in Österreich auf ein Platin-Level hochzuspielen, sondern man hat es ganz nebenbei auch noch geschafft, mit “Amore” sein eigenes Schlagwort ins Wörterbuch der deutschsprachigen Popkultur zu zimmern.
Hier handelt es sich um Wanda und die Tatsache, dass bereits weniger als ein Jahr nach dem Debüt nun ein ganz neues, das zweite Album vorliegt: “Bussi”! Die Atemlosigkeit des letzten Bandjahres findet so auch ihre Entsprechung im Veröffentlichungsintervall. Plattenregal dankt. Denn Wanda hätten sich eigentlich Zeit lassen können, hätten noch weiter ihren laufenden Erfolg betouren und pflegen können. Doch die fünf Typen rund um das Charisma-Biest Marco Michael Wanda haben andere Pläne – und eben 12 neue Songs. Es gibt keinen Grund, sich diese transportierte Dringlichkeit selbst zu beschneiden, außer eben vielleicht Business-Pläne und auf die ist gepfiffen. Das jetzt alles so zu machen, ist ein Statement. Wanda haben “Bussi” wieder mit ihrem “Lebenszeit”-Produzenten Paul Gallister aufgenommen. Die Bedingungen blieben bewusst lo-fi, denn es geht immer um die Unmittelbarkeit der Band, fängt man sie ein, macht man alles richtig.
“Bussi” festigt den Eindruck: Hier hat man es einfach mit einer mächtigen Rockband zu tun. Die Rockband als Gang, als charmante Schwerenöter. Was Wanda dabei allerdings sicher nicht sind: Öde Mucker und blöde Macker. Dafür ist allein schon ihre Selbstironie zu greifbar. Und auch der Reflex, die Band mit dem humpelnden Behelfsbegriff Austropop auf einen fragwürdigen Zeitgeist festnageln zu wollen, kann dem Phänomen nicht gerecht werden. Schließlich subsumiert das amorphe Konstrukt Austropop neben vielen Klassikern auch etliche Dinge, bei denen nicht nur Wanda kotzen müssen. Viel eher stellen die fünf ihre Version einer kosmopolitischen Band dar, die ganz für sich selbst zu stehen im Stande ist. Und zwar gerade auch wegen (und nicht trotz) des Wiener Schmähs. Wanda International quasi.