Es gibt Stimmen, die den Hörer sofort in ihren Bann ziehen. Reverend Father Taras Mudrak ist so ein Fall. Er ist Teil des Kiewer Kammerchors, Solist der “Litany” mit der Valentin Silvestrov seine Aufnahmen mit geistlichen Liedern einleitet. Dieser väterliche Bass-Bariton, der zugleich Wärme und Introspektion, Bewusstheit und Kontemplation ausstrahlt, fasziniert ebenso wie das gesamte Stück in seiner Balance zwischen Nähe und Transzendenz.
“Musik ist der Gesang der Welt über sich selbst”, meint Valentin Silvestrov über seine Motivation, sich als Komponist in die Tiefenschichten der Empfindung und Wahrnehmung einzufinden. Mit seinen “Sacred Works” kommt der ukrainische Künstler (* 1937), der fast sein ganzes Leben bislang in Kiew verbracht hat, dieser Zielsetzung einer Durchdringung des Individuellen mithilfe der Kraft des Musikalischen bereindruckend nahe.
Denn die über die Jahre 2006 und 2007 hinweg entstandenen Aufnahmen mit dem Kiev Chamber Choir unter der Leitung von Mykola Hobdych dokumentieren mehreres auf einmal. Da ist die Verwurzelung des Komponisten in einer profunden, zum kulturellen Erbe gehörenden Tradition der Orthodoxie, relativiert und im ästhetischen Widerstand auch gestärkt durch die Sanktionen einer politischen Ära, die der Kunst eine funktionale Oberflächlichkeit verordnet hatte – auch wenn die Form der Chormusik nicht im Mittelpunkt seines Schaffens steht.
Vor allem aber ist es die Zusammenarbeit mit dem Kammerchor von Kiew, dessen leidenschaftlicher Vortrag die Musik zum Leuchten bringen konnte, die Valtentin Silvestrov anspornte, sich nachhaltig mit geistlische Vokalmusik auseinander zu setzen. Mit “Sacred Works” konnte daher ein Album entstehen, das trotz seiner ruhigen Grundhaltung eine inwendige Kraft ausstrahlt, die den Gesängen auch jenseits ihres unmittelbaren Wortsinns eine bewegende Aura verleiht. Und das ist der eigentliche Kern von Spiritualität.