“Mit Dichtung hab ich gar nichts am Hut, ich würde mich ja nicht mal als richtigen Sänger bezeichnen. Ich bin einfach nur ein Produzent, der sich als Dinosaurier verkleidet und dazu ein wenig am Mikrofon abgeht.”
Der junge Mann mit dem bizarren Outfit heißt eigentlich Orlando Higginbottom, auch wenn man ihn in seiner Rolle als Produzenten und Live-Sensation eher unter dem sehr viel extravaganteren Namen Totally Enormous Extinct Dinosaurs – kurz TEED – kennt.
Ursprünglich beim Label Greco-Roman beheimatet, hat Orlandos Sound seit der Veröffentlichung seiner ersten EP im Jahr 2009 dank viel Rückenwind aus der Blogosphäre immer mehr Leute in seinen Bann gezogen oder gleich zum Tanzen gebracht, und kein Wunder: Er war schon 2009 einer der spannendsten Newcomer, weil er wie kaum ein anderer Musiker die Balance fand zwischen neonfarbenden Dancefloor-Beats mit viel Bassdruck und eingängigen Popstrukturen. Dieser Balanceakt musste jedoch schon deshalb gelingen, weil wir es hier mit dem Sohn eines Musikprofessors der Oxford University zu tun haben, der als Teenager zudem voll auf Jungle abgegangen ist. Wer mit so unterschiedlichen Einflüssen aufwächst, muss zwangsläufig ein recht ungewöhnliches Musikverständnis entwickeln.
“Das alles bewegt sich in der Regel zwischen 124 und 140 Beats pro Minute, und ich überschreite dabei permanent die Grenzen zwischen den verschiedenen Dance-Genres und -Subgenres. Allerdings sind mir diese Begriffe und Kategorien ehrlich gesagt vollkommen egal; ich finde sie sogar recht sinnlos und überflüssig. Im Endeffekt ist es doch einfach nur Dance-Music”, so sein Kommentar im Jahr 2009.
Drei Jahre sind seither vergangen, wir schreiben das Jahr 2012, und in der Zwischenzeit hat sich viel getan in der Welt von Orlando, vor allem musikalisch: Er kombiniert zwar nach wie vor ganz unterschiedliche Einflüsse in seinen Tracks und arbeitet mit diversen Bpm-Zahlen und Sounds, doch heute klingt das sehr viel reifer, runder und noch eingängiger als zu Beginn seiner Karriere. Es war der Track “Garden” von der “All In Two Sixty Dancehalls”-EP auf Greco-Roman, mit dem TEED erstmals für Furore sorgte.
Eine grandiose House-Nummer mit kombiniertem Frauen- und Männergesang (Orlando wurde hier von Luisa von der Band Lulu & The Lampshades unterstützt), die im Oktober 2011 von Polydor gleich noch einmal veröffentlicht wurde – und plötzlich nicht nur beim britischen Radio 1 auf Rotation ging, und zwar rund um die Uhr, sondern auch in der internationalen Lumia-Kampagne von Nokia lief. Binnen kürzester Zeit zählte “Garden” zu den größten Electro-Pop-Tracks der letzten Jahre, denn allein bei YouTube steht der Zähler längst bei 2,5 Millionen Views, Tendenz steigend.
Kombiniert man diesen ersten großen Wurf mit weiteren Tracks, die schon die Runde gemacht haben, beispielsweise mit dem massiv ausholenden “Household Goods” oder seinem Debüt für Polydor, dem wunderbar melancholischen “Trouble” – sein erster Track mit “vollwertigem” Gesang und live längst ein absolutes Highlight – und schon wird deutlich, wie groß die klangliche Palette von TEED inzwischen ist.
In einer vollkommen eigenen Liga jedoch spielt TEED, was seine Bühnenshow angeht: Hier trifft sehr viel musikalisches Wissen und Können auf ein fast schon beängstigend gut ausgeprägtes Gefühl für die Tanzfläche, und so hat Orlando rund um den Globus mit seinen extravaganten Gigs für Furore gesorgt und die Leute mit bizarren Instrumenten, Konfettikanonen und – selbstverständlich – tanzenden Dinosauriern zum Ausrasten gebracht. Sein ganzer Ansatz wirkt dabei erfrischend offen, verspielt und locker und einfach nur so, als hätte er sich den Spaßfaktor bewahrt, den andere leider viel zu oft vermissen lassen.
Nach erfolgreichen Tourneen durch die USA und Europa sowie einer kürzlich absolvierten, ausverkauften UK-Tour und Gigs bei allen namhaften Festivals in den letzten zwei Jahren, ist es jetzt höchste Zeit, dass TEED endlich sein Debütalbum veröffentlicht. Am 8. Juni ist es nun soweit und “Trouble” steht in allen Plattenläden bereit.
Willkommen also im Jahr “2000 and TEED” – die Frage, wie der Sommer in diesem Jahr klingen wird, wäre damit dann wohl geklärt.