Gleich zu Beginn ihrer Karriere wurden The Police für ihre querdenkerischen Live-Qualitäten gelobt: Als eine Band, die ihren ohnehin schon einzigartigen Studiosound auf der Bühne in etwas fast schon Übernatürliches verwandeln konnte. Sting, Stewart Copeland und Andy Summers verhandelten kontrollierte Energie(-schübe) und eindringliche Melodien mit der improvisierten Sicherheit eines Jazztrios, doch ließen sie zugleich auch die ungezügelte Dynamik einer Punkrock-Band deutlich anklingen –, mit dieser Mischung wurden sie im Handumdrehen zu einer der bedeutendsten Rockgruppen der 70er und 80 Jahre. Und weit darüber hinaus…
Ihr eigentlicher Durchbruch vollzog sich dann zur Zeit der Punkbewegung, in den späten 1970er Jahren. Dabei kamen alle drei Mitglieder von The Police ursprünglich aus ganz unterschiedlichen (Klang-)Ecken: Summers spielte mit The Animals, Soft Machine und Kevin Ayers, Copeland war Mitglied bei Curved Air gewesen und hatte unter dem Namen Klark Kent eine kurze Solokarriere gestartet, während Sting mit diversen Fusion-Jazz-Combos seine ersten musikalischen Erfahrungen gesammelt hatte. Gemeinsam war ihnen die dezente Virtuosität und der unorthodoxe Ansatz, wenn sie Reggae-Grooves mit komplexen rhythmischen Arrangements kreuzten. Mit den energischen wie bahnbrechenden Gitarreneinlagen von Summers, den komplexen Polyrhythmen von Copeland und den sanft dahingleitenden Bassläufen bzw. der abhebenden Stimme von Sting, stand augenblicklich fest, dass The Police die waghalsigsten und wichtigsten Repräsentanten des New Wave waren…
Ihr erstes Album „Outlandos D’Amour“ erschien im Jahr 1978 auf A&M Records: Und postwendend kletterte es mit Hits wie „Roxanne“ und „So Lonely“ in die Charts. Im Folgejahr legte das Trio bereits mit „Reggatta de Blanc“ den Nachfolger vor, der ebenfalls die Spitzenposition belegte und neben weiteren Hits wie „Message in a Bottle“ und „Walking on the Moon“ auch für die erste große Auszeichnung sorgte: The Police bekamen ihren ersten Grammy für das Titelstück. „Zenyatta Mondatta“ folgte wiederum nur ein Jahr später (1980) und bescherte ihnen zwei weitere Grammys sowie die Top−10-Hits „Don’t Stand So Close To Me“ und „De Do Do Do, De Da Da Da“. 1981 veröffentlichten The Police schließlich „Ghost in the Machine“, das mit den beiden Hit-Singles „Every Little Thing She Does is Magic“ und „Spirits in the Material World“ gleich zwei Platin-Auszeichnungen bekommen sollte.
Nach einer einjährigen Pause taten sich The Police wieder zusammen, um mit „Synchronicity“ ihren absoluten Meilenstein aufzunehmen: Ein Album, das sich als ihr Abgesang auf die Arbeit im Studio herausstellte und zugleich für den dritten Grammy-Award sorgte. Bis heute das erfolgreichste Police-Album, war auf „Synchronicity“ auch „Every Breath You Take“ vertreten, eine der wichtigsten Rockballaden der Achtziger und – später – der Grund für eine ganz besondere Auszeichnung: Der BMI-Award für Acht Millionen Einsätze im Radio (2005). In der US-amerikanischen Radiolandschaft waren sie in den Achtzigern die mit Abstand am häufigsten gespielte Band, während sie auch in Großbritannien ähnliche Erfolge feiern konnten: Jeweils fünf erstplatzierte Alben und Singles. 1982 erhielten The Police einen Brit-Award in der Kategorie „Best Group“, gefolgt vom Brit-Award in der Kategorie „Outstanding Contribution to British Music“ im Jahr 1985.
Nach der Bandauflösung im Jahr 1984, konzentrierten sich die drei hyperaktiven Klang-Revoluzzer auf ihre Solokarrieren. Sting veröffentlichte bereits 1985 das Album „Dream of the Blue Turtles“, für das er sich eine Reihe von hochkarätigen Jazzmusikern ins Boot holte (u.a. Kenny Kirkland, Darryl Jones, Omar Hakim und Branford Marsalis). Seine erfolgreiche Soloserie sollte Sting in den folgenden Jahren mit „Bring On The Night“, „Nothing Like The Sun“, „The Soul Cages“, „Ten Summoner’s Tales“, „Mercury Falling“, „Brand New Day“, „All This Time“, „Sacred Love“ sowie mit seinem erst kürzlich erschienenen „Songs from the Labyrinth“-Album kontinuierlich fortsetzen. Bei „Songs from the Labyrinth“ handelt es sich um eine Hommage an John Dowland, einen Komponisten aus dem 16. Jahrhundert, die schon in der ersten Verkaufswoche auf dem ersten Platz der Billboard-Klassik-Charts landete und dort stolze 15 Wochen bleiben sollte. Bereits im Jahr 1979 hatte Sting im Film „Quadrophenia“ sein Schauspieldebüt gegeben – seither ist er in 14 Filmen aufgetreten, u.a. im Lynch-Klassiker „Dune“ (Deutsch: „Der Wüstenplanet“). Erst vor Kurzem war er als Produzent am Film „A Guide To Recognizing Your Saints“ beteiligt. Außerdem konnte er 1989 im Rahmen der „Threepenny Opera“ auch erstmalig Erfahrungen am Broadway sammeln. Im Jahr 2003 veröffentlichte Sting seine Autobiographie „Broken Music“ (deutsche Übersetzung im Fischer-Verlag), die ganze 13 Wochen in der Bestseller-Liste der New York Times zu finden war. Kurz gesagt: Sting hat sich in den vergangenen Dekaden zu einem der vielseitigsten und profiliertesten Künstler entwickelt. Eine Entwicklung übrigens, die ihm neben 11 (!) weiteren Grammys als Solokünstler auch zwei weitere Brit-Awards, einen Golden Globe, einen Emmy, drei Oscar-Nominierungen, den Century-Award vom Billboard Magazin sowie den MusiCares-Preis (2004) in der Kategorie „Person of the Year“ eingebracht hat.
Derweil war Stewart Copeland für eine Reihe der innovativsten Soundtracks in der Geschichte des Films verantwortlich: Er hat mit einer Vielzahl von Regisseuren an knapp 40 Filmen gearbeitet und seit 1984 auch etliche TV-Sendungen mit dem passenden Sound versorgt. Zu seinen Arbeiten zählen u.a. der Soundtrack von Oliver Stones „Wall Street“, Francis Ford Coppolas „Rumblefish“ (nominiert für einen Golden Globe in der Kategorie „Best Score“), sowie die Musik für „Four Days in September“ (nominiert für einen Oscar in der Kategorie „Best Foreign Film“) bzw. für TV-Serien wie „Dead Like Me“ (für einen Emmy nominiert). Zu seinen Soloveröffentlichungen zählt u.a. der Kultsoundtrack „The Rhythmatist“, eine klangliche Reise durch den afrikanischen Kontinent. Auch heute noch versucht Copeland, sich mit jeder einzelnen Komposition auf klangliches Neuland zu begeben – ganz egal, ob es sich dabei um Opern, Ballett-Aufführungen oder um Orchestermusik handelt. Zu seinen wichtigsten Arbeiten in letzteren Kategorien zählen u.a. „Holy Blood and the Crescent Moon“ für die Cleveland Opera, „A Casque of Amontillado“ sowie eine Adaption des „King Lear“ für das San Francisco Ballet. Kürzlich erst hat er eine Bläser-Sektion, ein Perkussions-Quartett und ein Kammerorchester zusammengebracht, um das Album „Orchestralli“ zum Leben zu erwecken. Zugleich sorgte dieses Unterfangen für eine Grammy-Nominierung im Jahr 2006. Auch hat Copeland wiederholt die Welt mit unterschiedlichen World-Music- und Rockgruppen bereist: u.a. sogar mit der einzigartig esoterischen und unglaublich melodiösen Musik von „La Notte della Taranta“ (altertümlicher „Trance-Sound“ aus der Grecia-Salentina-Region in Süditalien). Ein sensationelles Bühnen-Comeback feierte er schließlich, als er im vergangenen Jahr mit der Band Oysterhead, gemeinsam mit seinen Kollegen Trey Anastasio (von Phish) und Les Claypool (von Primus!), beim Bonnaroo-Festival auftrat. Vom Billboard-Magazin als eine „heftige“ Performance gelobt, hatte das Trio zuvor bereits ein Album auf Elektra veröffentlicht (im Jahr 2000) und ausgiebig in den Jahren 2000–2001 getourt. Im Januar 2006 feierte der Film „Everyone Stares: The Police Inside Out“ beim Sundance Festival sein Debüt. Die Dokumentation in Spielfilmlänge berichtet von der Gründung, dem internationalen Erfolg und der Auflösung von The Police. Von Stewart produziert, erzählt und auf Super−8-Material abgedreht, avancierte sein Blick – ein Blick aus der eigentümlichen Perspektive des Schlagzeugers – auf die Evolution der Band ebenfalls zu einem Kritikerliebling. Inzwischen als DVD erhältlich und auf etlichen Filmfestivals ein Erfolgsgarant, wird der Film in Japan Ende März auch regulär im Kino anlaufen. Schließlich hat Copeland auch kürzlich seine Karriere im Fernsehen gestartet: Er war einer der Schiedsrichter der erfolgreichen BBC-Serie „Just The Two Of Us“. Copeland wurde im Rahmen des Hollywood Film Festivals mit dem „Outstanding Music in Film Visionary Award“ (2003) geehrt, und am 03. März 2007 wird er den „Cinequest Maverick Spirit Award“ in Empfang nehmen.
Seit der Auflösung von The Police im Jahr 1984 hat Summers insgesamt 12 Soloalben aufgenommen, wobei er u.a. mit Künstlern wie Robert Fripp, John Etheridge, Victor Biglone, Roberto Menescal und Benjamin Verdery kollaboriert hat. Er war konstant auf Tour und ist bei unzähligen Jazz-Festivals in aller Welt als Headliner aufgetreten. Im März 2005 absolvierte Summers seinen ersten Auftritt in der Carnegie Hall: Das Orchesterstück „Dark Florence“ war von der Yale University exklusiv bei Andy in Auftrag gegeben worden. Auch er hat an einer Vielzahl von Filmsoundtracks gearbeitet, u.a. denen von „Down and Out in Beverly Hills“ und “Weekend at Bernie’s“. Vom Guitar Player-Magazin gefeiert, wurde Summers in den achtziger Jahren gleich fünfmal zum besten Gitarristen gewählt und schließlich in die „Hall of Fame“ des Magazins aufgenommen. Die Firmen Gibson und Martin haben Andy jeweils ein eigenes Gitarrenmodell gewidmet; dazu wurde er von Gibson Guitars im Jahr 2003 mit dem „Lifetime Achievement Award“ ausgezeichnet. Schließlich veröffentlichte auch die Marke Fender ein Summers-Sondermodell der klassischen Telecaster-Gitarre. Im vergangenen Oktober (2006) veröffentlichte er seine Autobiographie „One Train Later: A Memoir“, in der er die Jahre vor und während der Erfolge mit The Police beleuchtet und zugleich ein absolut persönliches Bild der Bandgeschichte zeichnet. Seit der Veröffentlichung seines ersten Fotobands „Throb“ (1983) wurde Summers zudem wiederholt von Kritikern für seine Fotoarbeiten gelobt, was u.a. in den Ausstellungen „City Like This“ in der Beaux Arts Gallery in London und „Light Strings“, einer Kollaboration mit dem hervorragenden New Yorker Fotografen Ralph Gibson, mündete. Im März 2007 wird der Band „I’ll Be Watching You“ bei Taschen Books erscheinen, eine umfangreiche Sammlung von Bildern aus seiner Zeit mit The Police.
Im März 2003, vor vier Jahren also, kehrten The Police erstmalig – und viel zu kurz! – auf die Bühne zurück, um ihre Aufnahme in die „Rock’n’roll Hall of Fame“ zu zelebrieren. Ihr aus insgesamt nur drei Songs bestehendes Live-Set: „Roxanne“, „Every Breath You Take“ und „Message in a Bottle“. Doch diese drei Songs sollten absolut genügen, um weltweite Hoffnungen auf eine baldige Wiedervereinigung derjenigen Gruppe auszulösen, die seit geraumer Zeit zu den innovativsten und einflussreichsten Bands in der Geschichte des Rock’n’roll zählt…
Obwohl die Band nicht länger als sechs Jahre existiert hat, ist der Einfluss, den The Police auf die Rockgeschichte hatten und haben, immens. Sie waren die erste Band, die den gradlinigen Ansatz des Punkrock mit der relaxt-positiven Energie des Reggae verwoben hat. Mit weltweit über 50 Millionen verkauften Alben, konnten The Police nicht nur die Charts erobern, sondern Publikum und Kritiker gleichermaßen für sich gewinnen. Und doch haben sie dabei nie das aus den Augen verloren, worum es von Anfang an ging: die Musik. Ihren unverkennbaren Sound. Die gesamte Geschichte von The Police – von den wilden Anfängen bis zu den weitschweifigen Projekten der Solo-Jahre – zeichnet ein klares Bild von einer Band, die uns alle auf einen kurzen aber unvergesslichen Trip durch die Seele der Musikwelt mitgenommen hat. Das Beste daran: Wir konnten uns während dieser Zeit bestens amüsieren…