The Weeknd | News | The Weeknd, "Starboy", 2016

The Weeknd, “Starboy”, 2016

the Weeknd
04.08.2015
The Weeknd gilt längst als Speerspitze und wichtigster Vertreter des “neuen R&B”: Seine drei gefeierten Mixtapes, 2012 als “Trilogy”-Debütalbum zusammengefasst, und sein 2013 veröffentlichter “Kiss Land”-Nachfolger bescherten ihm Vergleiche mit Michael Jackson sowie Millionen von Fans. Dabei tritt der 25-jährige Kanadier genau genommen erst mit der Veröffentlichung seines Albums “Beauty Behind The Madness” ins Rampenlicht…
Die Verwandlung, die The Weeknd vom mysteriösen Untergrund-Phänomen zum Kritiker-Liebling und schließlich zum internationalen Hitmaker durchmachen sollte, ist eine Geschichte der Öffnung, der Hinwendung zur Außenwelt: Es dauerte zwei Jahre, bis er sein erstes Interview gab. Und noch zwei weitere Jahre, bis er mit mehreren Singles gleichzeitig in den Top−10 der US-Charts vertreten war – womöglich, weil er inzwischen auch andere Gefühle als Entfremdung & Co. zulässt und vertont, sich zeigt in der Öffentlichkeit.
Doch es war ein langer Weg, bis er das zulassen konnte. Der eigentliche Startschuss für diesen Wandel erfolgte bereits vor gut vier Jahren, am 10. März 2011, als Rap-Superstar Drake bei Twitter die Worte “Follow the young king” auf seine eigenen Follower losließ, zusammen mit einem Link zu The Weeknd. Es folgten drei gefeierte Mixtapes via Tumblr, zahlreiche Gerüchte über diesen jungen König, kaum Fakten, aber Remixes, dann Collabos – und heute hat The Weeknd über 3,1 Millionen Facebook-Fans und 2,1 Millionen Instagram-Follower, während allein sein YouTube-Channel mehr als eine halbe Milliarde Views verzeichnet.
Obwohl es an diesem Punkt noch zwei Jahre dauern sollte, bis The Weeknd dem Complex Magazine sein erstes Interview gab, waren die wichtigsten Fakten über das Mysterium doch schon recht bald bekannt: Hinter dem Namen The Weeknd verbarg sich Abel Tesfaye, geboren im Februar 1990 in Scarborough, dem östlichsten Stadtteil Torontos.
Nachdem er schon früh R. Kelly, Ginuwine, Prince und Michael Jackson gehört hatte, war er zunächst unter dem Namen Kin Kane bei Bulleez n Nerdz unterwegs gewesen, gründete 2008 die Gruppe The Noise, um im Dezember 2010 seinen heutigen Künstlernamen anzunehmen – womit er sich auf jenes Wochenende bezieht, als er die High-School geschmissen und zusammen mit einem Freund seine erste WG gegründet hatte, in der nach seinem 17. Geburtstag nicht wenige Drogenexperimente stattfinden sollten.
Er selbst bezeichnet diese Phase rückblickend als “wie ‘Kids’, nur ohne AIDS”. Dabei operierte Tesfaye, dessen Eltern in den Achtzigern aus Äthiopien nach Kanada gekommen waren (Amharisch war seine erste Sprache), zu dieser Zeit noch vollkommen im Hintergrund: Es gab die Musik, die Mixtapes, dazu ein paar Bilder, einen Schriftzug, aber keinen Körper, keinen jungen Mann, dem diese Ausnahmestimme zu gehören schien.
Selbst die Arbeitskollegen bei American Apparel hörten seine Songs, wussten aber nicht, dass dieser Dreadlock-Typ, der mit ihnen Shirts faltete, sie aufgenommen hatte. Nach der Twitter-Message von Drake war das Mixtape “House Of Balloons” erschienen, das schon in den ersten drei Wochen über 200.000 Mal heruntergeladen wurde. “Ich hab dieses ganze ‘Enigmatischer Künstler’-Ding einfach mitgespielt”, berichtet Abel über die ersten Wochen im Halbschatten des Rampenlichts, “nur holt einen das Netz dann ja doch irgendwann ein.”
Die beiden nächsten Free Mixtapes, “Thursday” und “Echoes of Silence”, folgten mit nur wenigen Monaten Abstand; parallel dazu arbeitete The Weeknd mit Drake an “Take Care”, machte Remixes für Florence + the Machine und Lady Gaga (“Marry The Night”), und Ende 2011 tauchte er, noch immer ohne Label-Deal, dafür aber mit viel Traffic auf seinem Tumblr, bei diversen Medien in den Jahrescharts auf (z.B. im Guardian, Spin, Stereogum, XXL, Village Voice etc.). Nur ein Jahr nach dem ersten Release wurde er von The Source als “Songbird of his generation” und von MTV USA als “das größte Talent seit Michael Jackson” gefeiert, während der deutsche Spiegel von “global attraktivem, transzendierendem Pop-Sound (…) für das 21. Jahrhundert” sprach.
Als die drei Mixtapes dann im November 2012 noch einmal als “Trilogy” neu abgemischt in den Handel kamen, war The Weeknd auch schon auf dem nächsten Level angekommen: Platz 4 der US-Billboard-Charts, Platz 2 der US-iTunes-Charts, abgerundet mit zwei Juno-Awards und weiteren Auszeichnungen. Ab sofort galt The Weeknd als die düstere, lichtscheue Speerspitze des “neuen R&B” (weitere Vertreter sind z.B. Frank Ocean und Miguel), als Stimmwunder, das auch ein ganz anderes Publikum begeisterte: Weil er in seinen sphärischen Comedown-Soul-Songs gerade die abgründige Kehrseite der klassischen R&B-Themenpalette präsentierte – Lust und Laster, Rausch und Partys und Sex.
Und weil seine formlos-ausufernden Klanglandschaften von ganz unerwarteten Dingen zumindest informiert waren – sei es nun Post-Punk, Ambient, Industrial, Downbeat, Dubstep oder auch die ganz offensichtlichen Samples und Zitate von Beach House oder Siouxsie and the Banshees. Was The Weeknd von Anfang an so einzigartig machte, war die Art und Weise, wie es ihm gelang, eine ganz besondere Stimmung zu etablieren und aufrechtzuerhalten: Es schien einfach nie wirklich Tag zu werden in diesen Songs… Inspiriert von Filmemachern wie John Carpenter, David Cronenberg und Ridley Scott, legte er 2013 mit Kiss Land nicht nur sein “erstes richtiges Album” vor, wie er selbst sagte, sondern auch “einen Horrorfilm”.
Es war eine Einladung in eine Welt, “in der auch ehrliche, ungeschönte Angst ihren Platz hat.” Und es war ein weiterer Schritt nach oben: Kiss Land stieg auf Platz 2 in die US-Charts ein, gefolgt von immer größeren Shows – so z.B. im ausverkauften The O2 in London im November 2013. Vor einem Jahr, im Sommer 2014, arbeitete The Weeknd dann erstmals mit dem Hit-Songwriter Max Martin zusammen, für Ariana Grandes Hit “Love Me Harder”, womit sein Name auch zum ersten Mal in den Top−10 der US-Singlecharts auftauchen sollte (#7).
Ein entscheidender Vorbote, kündigte er doch bereits an, dass sich zu dieser Zeit ein weiterer Wandel abzeichnete: Plötzlich war Abel weniger an düsteren, mitunter fast formlosen Suiten interessiert, sondern an kompakten Songstrukturen. Besonders das Schreiben von Refrains – keine leichte Aufgabe, wie er selbst sagt – habe es ihm plötzlich angetan. Und so erkundete er seit “Love Me Harder” nicht nur neue Klangregionen, sondern verließ auch endgültig die Grauzone, in der er sich jahrelang mit stetig wachsendem Erfolg aufgehalten hatte: Schluss mit Schattenreich. Er war endlich bereit fürs Rampenlicht.
Ein weiterer Vorbote des neuen, dritten Kapitels – zwischenzeitlich wurde sein kommendes Album Beauty Behind The Madness auch als “Chapter III” angekündigt – war die Single “Earned It”, veröffentlicht auf dem gefeierten Fifty Shades of Grey-Soundtrack, mit der er zum Jahreswechsel 2014/2015 Platz 3 der US-Charts eroberte. Nachdem mit den Singles “The Hills” und “Can’t Feel My Face” (#1 iTunes in 15 Ländern) dann auch die offiziellen Vorboten seines kommenden Studioalbums erschienen waren, stellte er plötzlich sogar Rekorde auf.
The Weeknd ist der erste Künstler überhaupt, der alle drei Plätze der Top−3 in den Billboard-R&B-Charts gleichzeitig belegt hat – und der erste männliche Künstler im Jahr 2015, der zeitgleich zwei Songs in den regulären US-Top−10 hatte. Genau wie sein Soundtrack-Beitrag “Earned It” und die beiden Singles, wovon er “Can’t Feel My Face” wiederum mit Max Martin geschrieben hatte, erlangte auch der ebenfalls vorab veröffentlichte Song “Often” schon Wochen vor der Albumveröffentlichung Platinstatus, während das Album selbst in 9 Ländern Platz 1 der iTunes-Charts belegte – basierend allein auf den Vorbestellungen.
Mehr noch: Parallel zu den Viewzahl-Rekorden der von Grant Singer realisierten Video-Clips, eroberte The Weeknd im Juli 2015 erstmals auch die Spitze der Billboard-Artist 100-Charts, eine Kombination verschiedener Bestenlisten (u.a. Hot 100, wobei auch Social-Media-Aktivität und Airplay eine Rolle spielen), womit feststand: Jetzt hat er das Schattendasein endgültig abgeschüttelt – und will sogar auf die ganz große Bühne (er war Headliner beim Lollapalooza 2015 in den USA).
Musikalisch knüpft The Weeknd mit “Beauty Behind The Madness” (VÖ: 28. August 2015; XO/Republic Records) auch an die Achtziger an und evoziert seine persönlichen Helden: “Die Kids heute haben nun mal keinen Michael Jackson mehr, sie haben keinen Prince, keine Whitney”, so sein Kommentar. Aber sie haben ihn, dessen Stimme von Anfang an zu Vergleichen mit Jackson geführt hat. Selbst dessen Produzent, Quincy Jones, gab “Can’t Feel My Face” bereits seinen Segen.
Dass auch die inhaltliche Palette und damit die Grundstimmung der LP bei “Beauty Behind the Madness” Mal ganz anders aussieht, deutet bereits der Albumtitel an: Die Abgründe der ersten Veröffentlichungen bekommen hier ein Gegengewicht, denn es geht auch um Schönheit, nicht bloß um Dunkelheit und Abgründe. Es gehe ihm einfach um andere Gefühle, so Abel. Um Liebe? Womöglich. Auf jeden Fall um Tiefen und um Höhen. Die habe es schließlich nie gegeben auf seinen ersten Releases. Da gab’s allenfalls Highs. Und die Löcher, in die man danach fällt.
Nach gefeierten Gastbeiträgen zu den aktuellen Releases von Kollegen wie Beyoncé und Kanye West meldet sich der Sänger aus Toronto im Herbst 2016 mit seiner Single “Starboy” zurück. Der Track verknüpft den abgründigen Sex-Appeal von The Weeknds Klangwelten mit dem elektrifizierten Hitgespür des französischen Duos Daft Punk (Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter). Mit dem Song bricht The Weeknd alle Rekorde und verzeichnet mit weltweit 17 Millionen Streams die erfolgreichste Release-Woche in der Streaming-Geschichte
Das gleichnamige Album “Starboy” erscheint am 25. November 2016 und wird laut dem Sänger “aggressiver, aber immer noch sexy” klingen. Für den Longplayer ließ er sich musikalisch von Bands wie Daft Punk, The Smiths, Bad Brains, Talking Heads, Prince und DeBarge inspirieren, und kulturell von seinen äthiopischen Wurzeln. Mit Songs wie “False Alarm” und “I Feel It Coming” zeigt der Kanadier seine gesamte musikalische Bandbreite und liefert einen einzigartigen Mix aus R’n'B, Funk, Elektro, Hiphop und Pop.

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