Die beiden prominentesten Marsalis-Brüder Branford und Wynton mögen sich in vielerlei Hinsicht von einander unterschieden. Aber in einem sind gleich: beide sind dafür bekannt und gefürchtet, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Saxophonist Branford, der mit Pianist Joey Calderazzo gerade das außergewöhnliche Duoalbum “Songs From Myrth And Melancholy” herausbrachte, kommt heute in einem Interview mit der deutschen Tageszeitung Die Welt ausführlich zu Wort und überrascht wieder einmal mit einigen flotten Sprüchen. Etwa wenn er schlichtweg behauptet, dass “Leute, die Eintrittskarten kaufen, Tonlagenwechsel nicht hören”. Auch zum Thema Originalität in der Musik hat er Originelles zu sagen: “Hör dir Haydn, James Brown, die Sex Pistols, Nirvana oder Ornette Coleman an. Wie unterschiedlich das alles ist – und es sind doch nur die gleichen zwölf Töne. Die Idee, dass man mit etwas Neuem daherkommen kann, ist lächerlich.” Dass man vielleicht nicht jedes seiner Worte auf die Goldwaage legen sollte, wird bei folgendem Zitat deutlich: “Ich glaube nicht an Fusionen. Dieses ganze Gerede von HipHop-Jazz und Klassik-Jazz und Ähnlichem. Unsinn.” Aber zu diesem Thema sollte man dann vielleicht doch noch eine zweite Meinung von Branfords Mittneunziger-Alter Ego Buckshot LeFonque einholen, die mit gerade diesem “Unsinn” reichlich Erfolg hatte.