Subway To Sally | Biografie

Subway to Sally

Tausende von Konzerten haben sie zu einer der besten Live-Bands Deutschlands gemacht, mit einer Gemeinde, die das Gelände nicht ohne “Schrei” und den “Blut, Blut, Räuber saufen Blut!”-Refrain verlässt – egal, ob Subway to Sally gerade Wacken rocken oder auf einem Schloss subtile Akustikversionen ihrer Hits zum Besten geben.

Nach dem Erfolg ihres letzten Studioalbums “Kreuzfeuer” (2009) und einer quasi ins Unendliche verlängerten Toursaison (Albumtour, “Nackt II”- Akustiktour und den eigenen Weihnachtsfestivals namens “Eisheilige Nacht”) kamen Subway to Sally irgendwann vergangenes Jahr so weit zur Ruhe, dass an neues Material zu denken war. Erste Ideen sammelte Bodenski im Februar 2010, und nun ist es da, ihr elftes Album “Schwarz in Schwarz”.
 
Schwarz in Schwarz?

Soll das eine Anspielung auf AC/DCs legendäres “Back in Black” sein? Einer dieser schwarz-schwarzen Andy Warhol-Drucke vielleicht? Weder noch. Für Gothics und Metaller ist Schwarz seit jeher das Farbsymbol, das sie vom Mainstream absetzt. Eine noble Farbe, auch wenn sie im strengeren Sinn keine ist – eher schon eine Geisteshaltung, der Drang zur Tiefe, der auch Subway to Sally beseelt.

Seinen bildgewaltigen Titel verdankt das Album den crowdsurfenden Fans bei SVBWAY TO SALLYs Headliner-Gig auf dem letztjährigen Summer Breeze Festival: Von der Bühne aus wirkten die auf Händen getragenen Fans wie schwarze Boote, die auf der dunklen See hin und her wogten. Klar, dass die Band davon ergriffen war und sich in der Szene zuhause und geborgen fühlte.

Mit seiner härteren Gangart knüpft “Schwarz in Schwarz” daher im Grunde wieder mehr an die metal- und gothicgeprägten Alben “Engelskrieger” und “Nord Nord Ost” (2005) an. Für Subway to Sally ist “Schwarz in Schwarz” der Soundtrack zu einem imaginären Film, den die Musiker sich vorgaben – voller Anspielungen auf ihr Oeuvre und die Geschichte der Band, die sich hier selbst zitiert, in komplexen Songstrukturen austobt und ihre Ansätze neu auf den Punkt bringt.

Ja, auf diesem Album ist oft die Rede von Schwarz: Himmel, Meere und Aussichten sind düster, die Welt um uns stürzt ein. Da sind private Höllen, durch die wir gehen, wie in “Mir allein”, einer beklemmend realistischen Kidnapping-Moritat. Da sind Paradiese, durch die man uns peitscht und Orte, “Wo Rosen Blüh’n”, an denen nach uns nichts mehr wächst. Da sind Gesellschaften am Rande des Kollaps' wie in “Schlagt die Glocken”, wo eine von allen guten Geistern verlassene Menschheit auf Zeichen und Wunder hofft.
Im Song “Tausend Meilen” weiß keiner mehr, wer die Barbaren sind: Stehen sie vor oder hinter den Mauern? Der imaginäre Film, der mit dem hymnischen Titeltrack “Das schwarze Meer” und dem furiosen “Kämpfen wir!” begann, bekommt mit “MMXII” einen Abspann, wie er cineastischer nicht sein könnte. Und Sänger Eric Fish, der begnadete Interpret und Rollenspieler, schlüpft in all diese Texte wie in einen Handschuh.

Ja, “Schwarz in Schwarz” hat einen düsteren Unterton. Aber nicht alles ist Menetekel, nicht alles Apokalypse. Subway to Sally wären nicht sie selbst, wenn sie den sprichwörtlichen Silberstreif vermissen ließen. Das Wahre, Schöne, Gute liegt hier jedoch meist zwischen den Zeilen, in Songs wie “Ins Dunkel” und “Am Ende des Wegs”, in einer musikalischen Sprache, die nicht nur druckvoller, sondern auch raffinierter geworden ist.

So spielt das Album mit Nuancen: Harte Riffs und zarte Lauten, schlingernde Bässe, seufzende Streicher, polyphone Chor-Arrangements und Eric Fishs Gesang reagieren miteinander im spannungsvollen Wechsel. Myriaden von Details wollen entdeckt werden, ein Fitzel Obertongesang hier, eine ferne Rahmentrommel dort. Dieser Facettenreichtum hebt Subway to Sally vom Gros der Mittelalterrocker ab; eine Schublade, die für ihre keltischen Melodien, barocken Harmonien und zeitgenössischen Bezüge eigentlich schon immer zu eng war.

Neu ist diesmal, dass auch Schlagzeuger und Perkussionist Simon-Michael, das jüngste Subway to Sally-Mitglied, Song- und Textideen beisteuerte: “Er geht völlig unverkrampft an das Thema Texte heran”, lobt Bodenski. “Er entwickelt eine Story und einige Zeilen, die seine Kompositionsideen vorantreiben. Diese dann mit Bildern auszuschmücken, ist meine Aufgabe.” So geschehen u.a. bei “Mir allein”, einem harschen Stück in der Tradition von Falcos “Jeanny” und Rammsteins “Mein Teil”.

“Schwarz in Schwarz” hat die Band selbst produziert mit Hilfe von Fabio Trentini, der Subway to Sally auf “Bastard” (2007) und “Kreuzfeuer” (2009) unterstützte und die Wilde Sieben freundschaftlich zu bändigen weiß.An die Veröffentlichung von “Schwarz in Schwarz” am 23. September auf dem hauseigenen Label schließt ein schweißtreibender Konzertherbst an.
Im Oktober und Dezember touren Subway to Sally durch Deutschland, Österreich und die Schweiz mit einem Livekonzept, das vorangegangene Shows in den Schatten zu stellen verspricht. Zwischen Weihnachten und Neujahr erwartet die Fans dann eine weitere Auflage der “Eisheiligen Nächte” – auf dass 2011 stilvoll ausklingen und 2012 in schöner, tiefer Schwärze beginnen möge.