Nanotechnologie, Acid-Trips und Außerirdische… die Themen, die
Stefano Bollani in einigen Songs seines neuen Albums “
Arrivano Gli Alieni” (“Die Außerirdischen kommen”) anschneidet, sind im Jazz nicht gerade alltäglich. Aber der Italiener ist ja schließlich auch kein alltäglicher Künstler. Immer wieder überrascht er sein Publikum mit neuen Ideen. Diesmal präsentiert er sich nicht nur in drei Stücken erstmals als Sänger, sondern spielt fast ausschließlich auf einem klassischen E-Piano von Fender Rhodes. Dazu sollte man vielleicht wissen, dass dieses etwas aus der Mode gekommene Instrument dieses Jahr seinen 50. Geburtstag feiert (als erstes wirkliches E-Piano gilt das 1965 lancierte Silver-Top-Modell) und gerade eine kleine Renaissance erlebt. In den USA fand aus diesem Anlass sogar ein erstes “
Rhodes Fest” statt, auf dem
Robert Glasper der Headliner war.
Seine ausgefallenen Originale mischt Bollani mit ebenso ungewöhnlichen Interpretationen mehr oder weniger bekannter Evergreens. Seinem Faible für die brasilianische Musik zollt er mit Ary Barrosos Samba-Hymne “
Aquarela do Brasil” und Toquinhos “Sei lá” Tribut. Zwei andere Stücke aus Lateinamerika dürften dem hiesigen Publikum weniger geläufig sein: der Habanero-Bolero “
Júrame” der mexikanischen Komponistin
María Grevers (1885–1951) und “
Gato” des argentinischen Komponisten
Julián Aguirre (1868–1924). Mit Harry
Belafontes Calypso-Hit “
Matilda” unternimmt der Italiener dann noch einen kurzen Abstecher in die Karibik. So richtig jazzig wird Bollani mit
Horace Silvers “
The Preacher”, “
Mount Harissa” aus
Duke Ellington und
Billy Strayhorns “
Far East Suite” und dem Standard “
You Don’t Know What Love Is”. Auch einen unwiderstehlichen Popklassiker aus seiner Heimat bringt er noch zu Gehör: den Bossa-Nova-gestylten Ohrwurm “
Quando quando quando”. Außerirdisch gut, das alles.