»Wenn Leute noch nie von dir gehört haben, gib ihnen deine Musik
und lass sie selbst entscheiden, ob sie sie mögen oder nicht.«
Auf den ersten Blick mag Sam Hunt wie ein typischer junger US-Sänger wirken. Er sieht blendend aus, wird von Medien und Mädchen schwer umgarnt und verbindet virtuos R’n’B-Appeal mit Pop und Beats. Aber bei genauerem Hinsehen fällt es wie Schuppen von den Augen: An Sam Hunt ist nichts typisch. Vor seiner kometenhaften Karriere war er mit einem Bein Profi-Quarterback mit Aussicht auf die NFL, sein erster eigener Release war ein Mixtape und heute landet er im Schnitt 850.000 global Streams pro Tag, performt bei Jimmy Fallons “The Tonight Show” und Taylor Swift tweetet “such a star”. De facto ist Sam Hunt einer der erfolgreichsten US-Newcomer 2015 und sein international gefeiertes Debütalbum heißt “Montevallo”.
Hunt wächst im ländlichen Cedartown, Georgia auf und konzentriert sich während seiner Schulzeit auf Sport. Er wird Stammquarterback der University of Alabama in Birmingham und sein Weg in die Profi-Liga reine Formsache – da fällt ihm eine Gitarre in die Hände und er verknallt sich Hals über Kopf in die Songs von Townes Van Zandt und John Prine. Schnell beginnt er Akkorde zusammenzusetzen und eigene Melodien zu schreiben und stellt fest, dass sein Flirt mit der Musik eine ausgewachsene Beziehung geworden ist. »Das war schon komisch, denn ich kannte niemand anderen, der Ball spielt und gleichzeitig Musik macht", erzählt Hunt. „Ich brauchte eine ganze Weile, um damit klarzukommen« Mit wenig Ahnung vom Musikzirkus aber umso größeren Träumen hängt er Football an den Nagel und geht nach Nashville. Schon nach ein paar Gigs in der Stadt bekommt er einen Verlagsvertrag und widmet sich ausschließlich dem Schreiben von Songs.
Während Sam Hunt in der Songwriter-Community mit offenen Armen aufgenommen wird und für Stars wie Keith Urban Charthits abliefert, experimentiert er zunehmend mit modernen Beats und kombiniert sie mit erzählerischen Texten voller Wortspiele zu einem völlig neuen Style. Einige seiner Songwriter-Kollegen sind skeptisch, aber als Kenny Chesney “Come Over” (co-geschrieben von Hunt) aufnimmt und es ein No.−1-Hit wird, spürt Hunt, dass er an etwas dran ist. Sein Fokus verlagert sich von Songwriter zu Solokünstler und er trifft Zach Crowell, der für die Beats der Antioch Rapcrew verantwortlich ist. Stundenlang verkriechen sie sich in Crowells Studio und basteln Tracks zu seinen Textideen. Als sie genug Material haben, leihen sie sich ein Konzept aus der Rap-Welt: 2013 erscheint ein Mixtape namens “Between the Pines” mit Akustiksongs. »HipHop ist grandios darin, Musik zugänglich zu machen«, erklärt er. »Wenn Leute noch nie von dir gehört haben, gib ihnen einfach deine Musik und lass sie selbst entscheiden, ob sie sie mögen oder nicht.«
Auch nach der Unterschrift bei Universal/MCA Nashville geht Hunt seinen Weg unbeirrt weiter und liefert mit seinem Debütalbum „Montevallo“ einen hochgradig aufregenden Mix aus Sounds und Stilen. Gleich die erste deutsche Auskopplung “Take Your Time” fasziniert mit Sprechgesang und warmen Vocals in den Strophen und wunderbarem Pop mit angriffslustigen Beats im Chorus. Kein Wunder, dass der Song durch die Decke geht: Der Clip zu “Take Your Time” wurde auf Vevo weit über 44 Millionen Mal geklickt, die Single verkaufte in den USA mehr als zwei Millionen Kopien und bei unseren Nachbarn in den Niederlanden steht der Track völlig ohne Promotion-Aktivitäten aktuell auf #4 bei iTunes und in den Top Ten der Airplay-Charts. Aber auch das melodischere “Make You Miss Me”, der explosive Refrain von “Break Up in a Small Town” oder “Raised On It”, in dem er über seine Jugend in einer Kleinstadt schreibt und Bilder benutzt, die über die klischeehaften Trucks und sandigen Straßen hinausgehen, überwältigen mit Hunts deutlich hörbarem Credo. Widersprüche sollten angenommen und Regeln gebrochen werden – denn echte Kreativität ist grenzenlos.
Der Titel “Montevallo” bezieht sich auf einen Ort in Alabama, in den Hunt sich oft zurückzieht, um Freunde zu besuchen und dem Druck des Musikbusiness zu entkommen. Genauso wichtig ist ihm aber, dass das Wort auf Spanisch “Berge und Täler” bedeutet — was sich, wie er sagt, »auch ziemlich richtig anfühlt«. „Montevallo“ folgt auf Hunts kürzlich erschienene Album-Preview „X2C“, angeführt vom vergoldeten Top−5-Track “Leave the Night On” und mit wöchentlich bis zu fünf Millionen Streams auf Spotify allein gewann er deren jüngste Ausgabe des “Emerge”-Programms für neue Künstler, für das auch schon Acts wie Macklemore & Ryan Lewis oder Bastille ausgewählt wurden. Wenn Hunt über seine Herangehensweise und Ziele spricht, kann er nicht anders, als sich bei seiner Vergangenheit zu bedienen: »Man will herausstechen, einzigartig sein«, sagt er. »Ich versuche zu antizipieren, was der Gegner tut und mache es dann automatisch anders. Das ist zwar eine Denkweise aus dem Sport, aber sie passt auch für viele andere Teile des Lebens.«
– Klare Sache: An Sam Hunt ist tatsächlich überhaupt nichts typisch.