Sieben Jahre nach ihrem Albumvorgänger “Tales From Turnpike House“ und 21- nach ihrem Ära-definierenden Debüt “Foxbase Alpha“ ist am 22. Mai 2012 das brandneue Studioalbum “Words and Music“ von Saint Etienne erschienen.
“Tales From Turnpike House“ lobte die Musikpresse 2005 als krönenden Abschluss ihrer Karriere, denn gerüchteweise sollte es das letzte Album des Londoner Dance-Pop-Dreiers gewesen sein.
Was machen also heute Sarah Cracknell, Pete Wiggs und Bob Stanley, drei Musiker in ihren 40ern, deren Sound dauernd im britischen Pop und in Englands Jugendkultur verwurzelt war? Drei Fans/Nerds, deren Platten immer wieder von großartiger Kenntnis der Popgeschichte informiert gewesen sind. Sie überhöhen die Popkultur auf einem Album, das dieselbe heilig spricht:
Abhängen in Plattenläden und fachsimpeln über Labels auf dem Album-Opener “Over The Border“. Nicht mehr ohne den Kopfhörer auskommen können auf “I´ve Got Your Music“. Noch vorm Konzert der geliebten Band durchdrehen auf “Tonight“. Den Kumpel lieben, der immer die richtige Platte auflegt (“Record Doctor“). Immer wieder auf der Suche sein nach dem super-coolen neuen Club (“Popular“).
Bei aller Hingabe wirkt das Trio überhaupt nicht angestrengt oder gar nostalgisch. Vielleicht ist die Flucht in den Pop noch spannender, wenn man bereits Kinder hat. Sarah Cracknells Stimme hat es nicht geschadet, sie klingt immer noch so federleicht und jugendlich dahingehaucht wie auf SEs erster Single “Join Our Club“ (mit seiner von Lovin´Spoonful geborgten Zeile: “Do you believe in magic?“).
“Words and Music“ ist eine frische und luftige Affäre, verbandelt locker den Balearen-Sound der frühen 1990er (“Heading For The Fair“) mit Barock-Folkpop der 1970er oder dem Sound der Carpenters, oder dem R&B-Pop der 1980er, und, und, und…
Das Handwerk stimmt bei ihnen. Die richtigen Kollaborateure ergaben sich von selbst: Richard X (Kelis) wie auch die alten Weggefährten Tim Powell und Nick Coler alias Xenomania (Sugababes, Girls Aloud) haben einige der 13 Titel von “Words and Music“ produziert.
Saint Etienne spielen die ganze Zeit mit Chart-Pop, würden sich aber nach eigenen Angaben sehr darüber wundern, wenn “Words and Music“ in die Top−5 käme. Und Sarah für ein Duett mit Dappy gebucht würde. Glaubt man ihnen sogar. Dance-Hymnen wie “I´ve Got Your Music“ und “DJ“ hätte zwar jeder aktuelle Chart-Gladiator gern im Repertoire! Saint Etienne haben aber eigentlich immer nur geliebäugelt, mit Indie-Pop, Indie-Dance, Britpop. Wirklich im Zentrum einer Bewegung standen sie nie, vielleicht sind sie gerade deswegen noch da.
Nebenbei waren Saint Etienne alles andere als inaktiv, sie veröffentlichten in den letzten Jahren ein Weihnachtsalbum, einen Soundtrack, ließen Richard X ihr “Foxbase Alpha“ komplett überarbeiten und machten eine EP, die nur diejenigen bekamen, die einem Online-Appeal von Bob Stanley folgten und ihm dabei halfen seine Sammlung der Musikkopplung “Now That´s What I Call Music“ zu vervollständigen – typisch!“
Words and Music“ erscheint als 1-CD, 2-CD und 3-CD-Version, ebenso als LP und digital.