Der Name RyanDan steht für weitaus mehr als nur das nahe liegende Kombinationswortspiel auf die Vornamen der eineiigen Zwillingsbrüder Ryan und Dan. Vielmehr reflektiert er einen unzertrennlichen Bund, eine unbedingte Zusammengehörigkeit, die so unglaublich weit geht, dass der Zuhörer letztlich nicht mehr genau sagen kann, wann oder wo die Stimme des einen endet und die des anderen beginnt. Diesen Brüdern zuzuhören – und sich wirklich auf sie einzulassen, eine Verbindung aufzunehmen – bedeutet, sich auf eine emotionale Reise zu begeben, die man so nicht aller Tage erleben kann. Die Intensität ist schlichtweg atemberaubend.
Als die jüngsten von insgesamt fünf Kindern in Toronto aufgewachsen, entwickelten Ryan und Dan Kowarsky schon frühzeitig einen ausgeprägten Hang zu Opernmusik. Sie wuchsen mit den Songs von Legenden wie Mario Lanza oder Luciano Pavarotti auf. Etwas später dann, im Teenage-Alter, waren es die Pop-Harmonien der Bee Gees, die Melodien von Stevie Wonder und die sanften R&B-Gesänge von Boyz II Men, die ihnen nicht mehr aus den heranwachsenden Köpfen gehen wollten.
Stets von ihrem Vater, einem erfolgreichen Opernsänger, angeleitet, verbrachten Ryan und Dan unzählige Abende ihrer Jugend damit, seine Auftritte von der Seite der Bühne mitzuverfolgen.
„Wir hatten nie Gesangsunterricht oder offizielle Übungsstunden“, erläutert Dan. Und doch zeichnen sich ihre Stimmen, die mühelos vom Bariton zum Sopran gleiten, von lautstarkem Gesang zu leichtfüßigem Falsett, durch eine überwältigende Klarheit und Reinheit aus.
Beide stehen seit ihrem vierten Lebensjahr auf der Bühne und haben seither bei unzähligen Theaterstücken und Musicals mitgewirkt. Während ihrer Zeit an der High School teilten sie sich die Hauptrolle in dem Musical-Klassiker „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“, wobei jedoch keiner der anwesenden Zuschauer mit Gewissheit sagen konnte, welches der beiden Stimmtalente man denn nun eigentlich am jeweiligen Abend erleben durfte…
Insofern überrascht es auch kaum, dass die beiden auch weiterhin als Künstler aktiv sein wollten und im zarten Alter von 18 Jahren (gemeinsam mit einem Freund) bei Sony Music in Toronto anklopften. Mit der richtigen Mischung aus Dreistigkeit, Charme und Glück, ergatterten sie sich ein erstes Vorsingen beim Vizepräsidenten des Labels – und verließen das Gebäude mit einem Vertrag in den Händen. Die darauf folgende Karriere als Pop-Band bescherte ihnen einerseits riesige Erfolge – z.B. mehrfaches Platin in Kanada und Deutschland –, doch zugleich verloren die Brüder schon bald das Interesse an standardisierten Pop-Klängen…
„Wir kamen an einen Punkt, an dem uns beiden klar wurde, dass etwas an unserem Sound fehlte“, setzt Ryan an. „Dan und ich haben schon immer versucht, möglichst viele Emotionen in unseren Gesang einfließen zu lassen, und uns war immer wichtig, dass die Leute auf unsere Stimmen achten – und eben nicht auf unsere Frisuren! Daher entschlossen wir uns, eine neue Richtung einzuschlagen und uns auf unsere Wurzeln zu besinnen… hin zu derjenigen Musik, die wir als Kinder immer gehört haben.“
Die tiefschürfenden Emotionen, die sie in ihrem Gesang transportieren, sind nicht von der Hand zu weisen –, und dieses tiefe Gefühl war auch während der Aufnahmen, die zu ihrem neuen Album führten, stets spürbar. So haben sie den Song „Tears Of An Angel“ beispielsweise ihrer jungen Nichte Tal gewidmet: „Ihr wurde ein bösartiger Gehirntumor diagnostiziert, und sie musste sich zu der Zeit gerade einer Chemotherapie unterziehen. Allerdings haben wir ihr den Song noch nicht vorgespielt.“ Doch handelt es sich dabei nicht um den ersten Schicksalsschlag, den RyanDan wegstecken mussten. Erst kürzlich wurde bei ihrer Mutter die Parkinson-Krankheit festgestellt.
Trotz der Ungewissheiten, die das Leben mit sich bringt, haben Ryan und Dan viel zu feiern. „High“, ein absolut dynamischer und aufbauender Song, (der von Judi Tzuke, einer Folk-Ikone aus den siebziger Jahren, geschrieben wurde, die übrigens auch den Song „Like The Sun“ komponiert hat), unterstreicht ihren geteilten Optimismus und zeigt, wie sie mit den Herausforderungen des Lebens umgehen.
Bereits im Vorfeld waren die Aufnahmen zum Album von einem umfangreichen Auswahlprozess gezeichnet: Um herauszufinden, welche Songs letztendlich auf der LP landen sollten, nahmen sie kurzerhand 50 Stücke auf, um daraus dann die eigentlichen 12 Songs des Albums auszuwählen.
Ihr Album wurde im hochmodernen Studio im Haus von Terry Britten aufgenommen, einem Songwriter aus Richmond, Surrey, der u.a. Tina Turner mit dem Song „What’s Love Got To Do With It“ einst den Durchbruch bescherte. Ausgestattet mit einem Mischpult, das schon von Pink Floyd, The Rolling Stones und The Beatles benutzt worden war, und einem Mikrofon, in das schon Frank Sinatra gesungen hatte, konnten sie sich nicht gerade über widrige Bedingungen beklagen. Im Gegenteil: Sie waren bereit, gemeinsam in klangliche Untiefen vorzudringen.
Auch die Tatsache, dass sie genau genommen eineiige „Spiegelbild-Zwillinge“ sind – Dan ist Links-, Ryan hingegen Rechtshänder – sorgt für zusätzlichen Tiefgang in ihrem Sound. Wenn sie nämlich gemeinsam einen Song anstimmen, haben sie die Kraft eines Duetts, klingen dabei jedoch zugleich wie eine unzertrennliche Einheit. „Selbst unsere Eltern haben keinen blassen Schimmer, wer welche Teile eingesungen hat“, fügt Dan hinzu.
Laut eigener Aussage fühlen sich die Brüder schon immer durch telepathische Kräfte verbunden. „Wenn einer von uns beiden beispielsweise verletzt war, dann konnte der andere den Schmerz zur gleichen Zeit empfinden, selbst wenn wir uns an unterschiedlichen Orten befunden haben“, erläutert Ryan. „Das kommt auch heute noch vor, hin und wieder zumindest.“ Auch mit ihren Gedanken schlagen sie oftmals den gleichen Weg ein; so geschieht es nicht selten, dass einer der beiden einen Satz beginnt, nur um die zweite Hälfte des Satzes vom Zwillingsbruder aussprechen zu lassen.
Und – selbstverständlich – haben die beiden während ihrer Kindheit und Jugend auch wiederholt mit ihrer „doppelten Identität“ gespielt und sich einen Spaß gemacht: „Als eineiige Zwillinge konnten wir natürlich alle möglichen Spielchen mit unseren Lehrern und Freunden machen“, berichtet Ryan. „Als Teenager waren wir ziemliche Unruhestifter, und wahrscheinlich haben wir sie alle irgendwann so richtig zur Weißglut gebracht. Einerseits sind wir uns sehr ähnlich“, ergänzt er, „ganz besonders sogar, wenn es darum geht, wie wir die Dinge sehen, wie wir in vielem etwas Positives entdecken können. Dazu kommt, dass wir beide überaus offen und eher introspektiv veranlagt sind – das haben wir von unserer Mutter. Andererseits gibt’s jedoch auch Dinge, die uns unterscheiden. Daniel ist tendenziell temperamentvoller bei der Sache als ich. Er lässt nicht locker. Ich bin dagegen eher der zurück gelehnte Typ.“
„Uns ist wahnsinnig wichtig, dass unsere Musik die Tiefe und den vollen Umfang unser Emotionen widerspiegelt. Wir bringen all unsere Gefühle mit, sind mit ganzem Herzen bei der Sache, wenn wir singen – und uns ist am wichtigsten, dass diese Leidenschaft auch bei den Leuten ankommt.“
„Wir betrachten das neue Album wie eine gediegene Mahlzeit: Es geht mit einer Vorspeise los, dann wird das Hauptgericht serviert; und schließlich gibt’s Nachtisch. Und natürlich hoffen wir, dass die Zuhörer, nachdem sie das Album verschlungen haben, sich genauso zufrieden und gut fühlen, wie es nach einem wirklich guten Essen der Fall wäre“, sagen sie abschließend – und ergänzen sich dabei wiederum so perfekt, wie sie es auch in ihren Songs tun.
Irgendwo in der Tiefe ihrer Seelen haben sich die Vergangenheit und die Zukunft zu einer Einheit verschmolzen, einer Einheit, die sie nunmehr in Form ihres eindrucksvollen Debütalbums präsentieren. Ein Album, das so kraftvoll wie rein ist und aus diesen beispiellosen Brüdern mit Gewissheit internationale Stars machen wird.