ROSENSTOLZ – BIO 2018
Der Karriereweg des Berliner Duos ROSENSTOLZ ist schon ungewöhnlich. Denn was Anfang der 1990er Jahre in einer Berliner Hinterhof-Wohnung (“Klo halbe Treppe tiefer”) mit ersten Demos begann und in den Folgejahren mit riesigem Talent, eigenem Stil, tollen Liedern, langem Atem und enger Fan-Bindung Stufe für Stufe weiterentwickelt wurde, avancierte ein knappes Jahrzehnt später zum erfolgreichsten Musik-Duo des neuen Jahrtausends. Dass Sängerin AnNa R. und Songwriter/Sänger/Produzent Peter Plate dann ein weiteres rundes Dutzend Jahre später, genauer gesagt offiziell Ende 2012, verkündeten, ROSENSTOLZ werde eine unbestimmt lange Pause einlegen, überraschte damals nur auf den ersten Blick.
Denn hinter den Beiden lag ein auf Dauer an Kräften und Nerven zehrender Erfolgskosmos sondergleichen. Jeweils die Hälfte der insgesamt 12 Studio- und 4 Live-Alben platzierte sich auf Rang 1 der deutschen Longplayer-Charts, alle in den Jahren zwischen 2000 (“Kassengift”) und 2011 (“Wir sind am Leben”). Dazu kamen jede Menge Hit-Singles, Millionen verkaufter Tonträger und reihenweise Gold- und Platin-Awards, zahlreiche Benefiz-Aktivitäten (vor allem für den Kampf gegen HIV und Aids), alles an denkbaren Preisen, von der “Goldenen Stimmgabel” (6x) und dem “Echo” (5x) oder dem “Comet” (2x) bis hin zur “Goldenen Kamera” (2007), einem “Bambi” (2011) und im gleichen Jahr dem “Bundesverdienstkreuz 1. Klasse”, ausverkaufte Konzerte und Tourneen und Hunderttausende von Fans. Peter Plate musste diesem Stress irgendwann Tribut zollen: Bei ihm wurde 2009 das “Burnout-Syndrom” diagnostiziert.
Das Durchstarten beginnt im Dezember 1991: AnNa trifft Peter in dessen erster Berliner Wohnung, 2. Hinterhof. Es funkt und in Peters Küche findet ein erster Titel seinen Weg auf den Kassettenrecorder. Weitere Songs folgen, genauso erste Live-Auftritte. 1992 ist das Duo erstmals im Studio. Das Debüt “Soubrette werd' ich nie” erscheint – damals ein Mega-Flop. Ihre Live-Präsenz verbessert sich aber ständig, und die Fangemeinde wächst. Im Frühjahr 1994 kommt das Zweitwerk “Nur einmal noch” heraus. Die Band wird langsam zum Geheimtipp. 1995 folgt Album Nr. 3, “Mittwoch is' er fällig” – der Abverkauf läuft immer noch eher zäh. Dagegen gelingt ROSENSTOLZ auf der Live-Ebene ein echter Coup: Das legendäre Berliner “Metropol” wird ausverkauft, ein Zusatzkonzert muss anberaumt werden. 1996 wechselt die Band vom Traumton-Label zur großen Plattenfirma Polydor. Doch auch der Major-Erstling “Objekt der Begierde” verpasst den Sprung in die Charts. Der gelingt erst im Folgejahr mit “Die Schlampen sind müde”, auf Rang 33. Danach bereiten drei mehr oder weniger waghalsige Schritte den Boden für Größeres vor: a) Ein Auftritt in der “ZDF-Hitparade” (1997), bei dem sie das Zuschauervoting gewinnen und wiederkommen “müssen”, b) Teilnahme und dann überraschend Platz 2, quasi die heimlichen Sieger (hinter Guildo Horn), beim nationalen Vorentscheid zum “Eurovision Song Contest” (1998), c) eine erste Compilation für eine bis dato Hit-lose Band – “Alles Gute” erreicht im April 1998 Platz 10 der deutschen Charts!
1999 gibt ROSENSTOLZ dann “Zucker”, so der Titel des 6. Studio-Albums, das auf Position 2 einsteigt und sich wochenlang in den Charts hält – der finale Durchbruch für das Duo und der Beginn des Aufstiegs in den deutschen Pop-Olymp. Fünf der nächsten 6 Studio-Alben erreichen die Spitze der Hitlisten, einzig “Macht Liebe” kommt 2002 aufgrund des teils etwas kontrovers aufgefassten Musikstils “nur” auf den Bronzeplatz. Fortan reiht sich Höhepunkt an Höhepunkt. Erwähnt seien hier nur sieben ausverkaufte Konzerte in der Berliner “Columbia-Halle” im Rahmen der “Macht Liebe”-Tour von 2002 mit über 100.000 Zuschauern, oder 2004 der TV-Auftritt bei “Wetten, dass..?”, so etwas wie der mediale Ritterschlag für einen deutschen Act. 2009 und 2010 dann die krankheitsbedingte Notbremse und ein Pausenjahr, in dem Peter inkognito nach London zieht und als mutiges Statement die magische Hymne “Wir sind am Leben” schreibt. 2011 dann das große Comeback – mit dem gleichnamigen Album samt der wunderbaren Bonus-DVD “Irgendwo in Berlin – das Mini Musical”. Am 14.12. letzter gemeinsamer TV-Auftritt in der ARD-Show “Jose Carreras Gala”.
Nach besagtem Break vor gut sechs Jahren waren die beiden Duo-Partner beileibe nicht untätig. AnNa R. gründet das Ensemble Gleis 8 und veröffentlicht zwei Alben und einige Singles. Peter Plate komponiert und produziert Film- und Bühnenmusik (u.a. die Bibi & Tina Filme und Musicals) sowie Material für verschiedene Künstlerkolleginn/en (u.a. Sarah Connor, Max Raabe und Annett Louisan). Dass die Band selbst aber immer noch massiv im Fokus der Fans steht, mögen die fast 400.000 Facebook-Likes bezeugen. Und nicht nur diesen Musikanhängern sei gesagt: Es gibt zumindest retrospektive Neuigkeiten!
Universal veröffentlicht am 28. September mit “Lass es Liebe sein” die erste von ROSENSTOLZ selbst kuratierte und zusammengestellte Kollektion, die gleich in mehreren Formaten aufgelegt wird: Als Doppel-CD mit insgesamt 39 Songs, darunter 4 komplett neuen Stücken und einigen überarbeiteten Versionen. Die parallele 3LP-Ausgabe (mit Download-Voucher) wird streng limitiert in schwarzem Vinyl gepresst. Die Deluxe-Edition in Form eines Digibooks mit umfangreichem Text- und Bildteil umfasst insgesamt 4CDs inkl. zahlreicher Raritäten wie B-Seiten, Rough-Mixe, Demos, unveröffentlichte Stücke sowie eine DVD komplett mit allen Videos der Formation (die DVD erscheint ebenfalls zeitgleich als Stand Alone DVD). Der Titel “Wenn es jetzt losgeht” erscheint am 31. August vorab als digitale Single. Alle Songs wurden erstmalig remastered und wo im Sinne des schönen Klangs notwendig, soundtechnisch sanft renoviert.
O-Ton Peter Plate: “Anna und ich hoffen, Ihr habt beim Hören der Songs richtig viel Spaß! Es war schön mit Euch und was auch immer kommen wird – wer weiß es? Ich nicht.”
(August 2018)