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Mozarts “Entführung aus dem Serail” als konzertantes Spektakel

Mozart: Die Entführung aus dem Serail
© DG
02.07.2015
Es ist die erste deutsche Oper von Wolfgang Amadeus Mozart und ein schillerndes Zeugnis seines überbordenden Ideenreichtums:"Die Entführung aus dem Serail", 1782 uraufgeführt und schon damals ein Publikumsliebling. Ungestüm, sinnlich und lebensfroh kommt der junge Mozart in ihr zum Tragen, schier grenzenlos scheint seine Experimentierfreude, schier unerschöpflich die Quelle, aus der er melodische Linien und Wendungen schöpft.
“Freude, das ist der erste Eindruck, den man bei Mozart-Opern hat”, sagt Yannick Nézet-Séguin und Rolando Villazón fügt hinzu:"Da ist Freude im Orchester, Freude bei den Solisten…es ist eine solche Freude."
Hier haben sich zwei gefunden und es ist eine ebensolche Freude, dass sich der gefeierte Dirigent zusammen mit dem Startenor bereits seit geraumer Zeit dem Mozartschen OEuvre widmet. Schon in Salzburg hat sich Rolando Villazón bei seiner Interpretation von Il re pastore und Lucio Silla intensiv mit dem Komponisten auseinandergesetzt, in Baden-Baden hat er mit Yannick Nézet-Séguin Don Giovanni und Cosi fan tutte eingespielt. Mit der “Entführung aus dem Serail” bringen die beiden Künstlerfreunde nun ihre dritte konzertante Einspielung heraus und präsentieren ein lebendig brillantes Opernspektakel.

Kraftvoll, lustvoll und transparent

Wer bei einer konzertanten Einspielung vorschnell statische Sterilität befürchtet, wird bereits mit den ersten Takten eines Besseren belehrt. Kraftvoll, energetisch und impulsiv durchdringt Nézet-Séguin die Partitur des fulminanten Werks, lustvoll inszeniert er die außergewöhnlich perkussive Instrumentierung in Tradition der Janitscharenmusik und leuchtet die"türkische Musik" von Wolfgang Amadeus Mozart dabei in ihrer ganzen schillernden Vielfarbigkeit aus. Dabei gelingt ihm mit dem Chamber Orchestra of Europe meisterhaft die herausfordernde Gratwanderung zwischen schwungvollem Musikantentum und transparenter Leichtigkeit: Festlich pulsierend kommen die Tuttistellen daher, feinsinnig kommentierend die Umspielungen der Arien.

Ein Opernprojekt mit Starbesetzung

Mit Diana Damrau, Thomas Quasthoff, Rolando Villazón, Anna Prohaska, Paul Schweinester und Franz-Josef Selig hat sich für das außergewöhnliche Projekt eine Starbesetzung zusammengefunden, die zu Mozarts fein gezeichneten Charakteren einen bemerkenswert intimen Zugang gewährt. Bereits 2003 gab Diana Damrau ihr gefeiertes Debut als Konstanze an der Frankfurter Oper. Gekonnt brilliert sie nun auch hier mit ihrem reifen und beeindruckend wandelbaren Koloratursopran und überzeugt mit ihrer ausdrucksstarken Interpretation der trotzig-auftrumpfenden Arien, die mitunter zum Anspruchsvollsten zählen, was Mozart für Sopranstimme je komponiert hat.
Als kongenialer Partner Konstanzes tritt Villazón als Belmonte in Erscheinung. Mit lyrischer Expressivität verinnerlicht er die Rolle des spanischen Edelmannes und steht damit im kecken Widerpart zu seinem Diener Pedrillo, den Paul Schweinester mit burschikoser Wendigkeit in Szene setzt. Ebenso wie Anna Prohaska als Blondchen mit ihrem klar strahlenden Sopran mühelos und geschmeidig das hohe E erklimmt, beeindruckt auch Bassist Franz-Josef Selig mit voluminösen Stimmumfang, während Thomas Quasthoff als Sprecher mit sonorer Intensität besticht.
Ein sinnlich packendes Hörerlebnis. Mögen dem dritten Streich von Rolando Villazón und Yannick Nézet-Séguin noch einige folgen.

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