Das Akkordeon wird mit einem Augenzwinkern auch schon mal als Heimatluftkompressor, Quetschkommode, Tretschrank oder Schifferklavier bezeichnet, ist jedoch ein ungeheuer vielseitiges Instrument und in vielen Stilrichtungen musikalisch zuhause: Tango, Jazz oder Volksmusik – Akkordeonisten verstehen es, sich rhythmisch und harmonisch in viele musikalische Welten einzufühlen. Auf seinem dritten Album mit Werken aus dem klassischen Repertoire beweist der französische Jazz-Akkordeonist
Richard Galliano, dass auch die Musik aus der Feder von
Wolfgang Amadeus Mozart hervorragend zu seinem Instrument passt.
Außergewöhnliches Hörerlebnis
Gemeinsam mit erstklassigen Musikern wie Bertrand Cervera und Stéphane Hénoch an den Violinen, Jean-Paul Minali-Bella an der Bratsche, Raphaël Perraud am Cello und Sylvain Le Provost am Kontrabass, bringt Galliano die alten Meisterwerke der Wiener Klassik mit virtuosem Feinschliff zum Strahlen.
Der türkische Marsch, das “Rondo alla Turca” aus der Sonate für Klavier Nr.11 in A-Dur, K 331, oder die charmante Streicher-Serenade Nr. 13 “Eine kleine Nachtmusik” K 525 sind Ohrwürmer, die nicht nur Klassik-Fans in- und auswendig kennen und lieben. In der Interpretation von Richard Galliano kann man die bekannten Werke noch einmal ganz neu entdecken. Das berühmte Klarinettenkonzert in A-Dur, K 622 hatte Mozart ursprünglich für das etwas tieftönigere Bassethorn geschrieben. Richard Galliano hat sich im Rahmen seiner Aufnahme mit der ursprünglichen Orginalpartitur auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass die Komposition auch für das Akkordeon ideal geeignet ist.
Für das “Laudate Dominum” (aus der Vesperae solennes de confessore, K 339) greift der Akkordeonist zum Bandoneon. Die Einspielung von Mozarts getragener Sopranarie ist ein emotionales Highlight des Albums. Die natürliche Melancholie, die den Klangfarben des Bandoneons innewohnt, verleiht Mozarts Musik eine unwiderstehliche Ausdrucks- und Anziehungskraft.
Der Reiz des Überraschungeffekts
Richard Galliano spielt bekannterweise gerne mit der Erwartungshaltung seines Publikums, um die musikalischen Vorstellungen gehörig auf den Kopf zu stellen und neue Horizonte zu öffnen. Fragt man sich zuerst “Mozart auf dem Akkordeon? Geht das denn?”, so kommt man bereits nach wenigen Takten der auf dem Album präsentierten Musik aus tiefstem Herzen zu dem Schluss: “Es geht – und zwar sogar ganz wunderbar!” Die harmonische Sinnlichkeit des Akkordeons lässt die emotionale Vielschichtigkeit von Mozarts Musik in vielen Farben leuchten und transportiert durch und durch eine berührende Wärme.