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IN ASCHAFFENBURG -die wiedergefundene Tournee 1992 (Vinyl)
VÖ: 22. November 2024
Reinhard Mey

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Das neue Album “In Aschaffenburg – Die wiedergefundene Tournee 1992” von Reinhard Mey

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03.09.2024
Reinhard Mey „In Aschaffenburg – Die wiedergefundene Tournee 1992“ 
Nein, nein, Reinhard Mey öffnet hier nicht seine wie das Gold in Fort Knox gesicherten Archive. Hier wird keine verplombte Stahltür unter Knarzen und Quietschen nach Jahrzehnten erstmals geöffnet. Er hat lediglich in den Kisten verstauter Erinnerungsstücke seiner längst erwachsenen Kinder nach den alten Alf-Kassetten gesucht – und sie nicht gefunden. Stattdessen Benjamin Blümchen UND (!!!) zwei MC‘s mit der Aufschrift „Aschaffenburg I & II“. Staunen! In bester Qualität hatte er ihn plötzlich in den Händen: den verschollen geglaubten Mitschnitt der Tournee 1992.
20 Live-Alben gibt es von Reinhard Mey bisher, zwei bei Konzertreisen in Frankreich aufgenommen. Die Tourneen der letzten 30 Jahre sind lückenlos dokumentiert und Vielen sind diese stets vollständigen Konzertmitschnitte fast noch bedeutsamer als die ihnen zugrundeliegenden Studio-Alben.  Mey live ist immer auch Mey solo. Die großen, liebevollen Arrangements entstehen im Studio. Auf die Bühne geht er bei seinen Tourneen heute wie von Anbeginn, so auch 1992 – allein. Die Lieder klingen live wieder so, wie sie in seiner Dichterstube entstanden. Reine Essenz, keine Garnitur.
Dass ausgerechnet die zwölf musikalisch und inhaltlich selbst für den immer einfallsreichen Reinhard Mey so außergewöhnlich abwechslungsreichen Stücke des zeitlos schönen Albums „Alles geht!“ nicht in ihrer Live-Fassung parallel existierten, war einfach schade, bitter, die Hoffnung darauf längst verflogen.
Doch jetzt, 32 Jahre nach der Tournee, kann „Das Etikett“ (die Single des Albums damals, augenzwinkernd im Hip-Hop-Stil) oder das ewig schöne „Ich liebe das Ende der Saison“ endlich und erstmals auch in der nur von einer akustischen Gitarre selbst begleiteten Version gehört werden. Nun ja, erstmals nicht für die Hunderttausend, die damals bei einem der 60 Konzerte dabei gewesen sind, die sich wohl aber auch seither wünschten, die Lieder noch einmal so zu hören.
Elf der zwölf Lieder von „Alles geht!“ hat Mey damals mit auf die Tournee genommen. Insgesamt waren 25 Lieder im Programm. Mit „Über den Wolken“ hat er 1992 ungewöhnlicherweise eröffnet, womit der Überhit gleich zu Beginn liebevoll abgehakt war. Es folgten zwei Dutzend wundervolle Lied-Erzählungen wie „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht“ oder „Bei Hempels unterm Bett“. Ein begeistertes Publikum lauschte und tobte. Nachzuhören auf diesem wundersam wiedergefundenen Mitschnitt.
Erst im Mai stand Reinhard Mey mit seinem neuen Album NACH HAUS mal wieder auf Platz 1 der Album-Charts (mit lebenslustvollen 81 Jahren der übrigens bisher älteste Platz 1 Künstler in der deutschen Charts-Historie). Diese unverhoffte, nach 32 Jahren wiedergefundene zweite Veröffentlichung in diesem Jahr steht dem an musikalischer Bedeutsamkeit um nichts nach.
Das Album erscheint als 2CD & 3LP
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Nach Haus
VÖ: 03. Mai 2024
Reinhard Mey

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Nach Haus (Limitierte Fotobuch Edition)
VÖ: 03. Mai 2024
Reinhard Mey

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Nach Haus (Ltd. 2LP)
VÖ: 03. Mai 2024
Reinhard Mey

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Reinhard Mey “Nach Haus”

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Alterswerk? Der Begriff steht so unbeholfen wie der eine Stuhl zu viel im Raum, der nicht mehr an die Tafel passt. Es ist nichts falsch an ihm, aber alles Rücken hilft nicht, er passt einfach nicht. Natürlich, wenn Reinhard Mey uns einige Monate nach seinem 81. Geburtstag mit Nach Haus sein inzwischen 29. Album zum Zuhören anbietet (sein insgesamt sogar bereits 60. – inklusive aller gerade bei ihm so wichtigen Live-Alben und einem ganzen Dutzend fremdsprachiger Produktionen), dann scheint es nicht abwegig, ihn mit an die Tafel der Beschreibungen für das neue Werk stellen zu wollen.
Er passt bestenfalls in dem Sinne, dass man, um einige Themen so zu reflektieren um ihrer in einer Weise habhaft zu werden, dass ein Lied daraus entstehen kann, was nicht intellektuell erzwungen klingt, sondern eben wirklich gelebt, dass man dafür offenbar schon sehr lange Jahre Erfahrungen gesammelt haben muss. Aber sonst?
Modetrends haben ihn sowieso nie interessiert und sein seit schon mehr als ein halbes Jahrhundert anhaltender außergewöhnlicher Erfolg und die immerfort wachsende Anerkennung so vieler Menschen ihm gegenüber, begründen sich gewiss nicht darin, dass er jemals musikalisch dem Zeitgeist der jeweiligen Popmusik nachgeeifert hätte. Ein Schubfach, in das seine Musik hineinpasst, gibt es nicht und wenn doch, dann steht sein Name drauf und andere, die nach ihm kamen, müssen Acht darauf geben, darin nicht versenkt und nicht wiedergefunden zu werden.
Natürlich kann man ihn kopieren, aber dann klingt man eben auch nur wie eine Kopie. Vermutlich ist es diese musikalische Einzigartigkeit gepaart mit menschlicher Aufrichtigkeit, die ihn für so viele Menschen über mittlerweile mindestens vier Generationen zum Weggefährten ihres Lebens hat werden lassen und eben nicht zum Musiker von dem man eine Zeit lang Fan ist.
Der warme, ehrliche Klang wahrhaftiger Instrumente und die erzählerischen Liedstrukturen mit doppelter Länge, um in der Rotationsradiobeschallung Verwendung zu finden, sind jedenfalls kein Indiz für ein Alterswerk-Album.
Nach Haus ist im Grunde das 29. Kapitel eines langen Buches, an dem Mey seit seiner ersten Platte schreibt. Ein ganz außergewöhnlich starkes Kapitel.
Da sind die kleinen und größeren Erlebnisse und Begebenheiten am Wegesrand, die niemand so lyrisch, so musikalisch oder so unterhaltsam zu Liedern werden lassen kann und da ist auch wieder das kleine, große Liebeslied, dass jeweils unter strikter Vermeidung von Kitsch und Phrasen von Album zu Album zu einem immer noch intensiver werdenden seiner Art gelingt. Diesmal heißt es „Du hast mich getragen“ und entfaltet in seiner Zurückgenommenheit unendlich mehr Kraft als es eine Power-Pop-Ballade jemals könnte. 
Aber mehr als bei den letzten Kapiteln, um im Bild zu bleiben, mehr als auf den Alben der letzten zehn Jahre, ist Reinhard Mey auf Nach Haus auch wieder Chronist unseres Landes. In „Zwischen Kontrollpunkt Drewitz und der Brücke von Dreilinden“ erzählt Mey 33 Jahre deutsche Geschichte seit dem Mauerfall im Detail, zeigt die Brüche und die Risse, die geblieben sind, die neu entstanden, aber beweist auch, dass er ihre Ursachen versteht, wirklich menschlich versteht – und deutet, ohne mit dem moralischen Zeigefinger zu fuchteln, in Richtung Zuversicht.
Der kritische Beobachter der Mächtigen, den man auf den Alben der letzten zehn Jahre eher zwischen den Zeilen suchen musste (und finden konnte!), ist auf Nach Haus nun aber feinsinnig und wortkräftig, unüberhörbar und ganz und gar nicht subtil zurück.
Ein Reinhard Mey Album ist eben immer die Sammlung seines Denkens und Fühlens, des Erlebten und Erfahrenen der Jahre seit dem Album davor. Die letzten Jahre haben an Erschütterungen und Irritationen, an gründlichen Entgleisungen und irrlichterndem Unsinn einfach zu viel geboten, als das nicht einiges davon einfach zu Liedern werden musste. Klug, kritisch, unmissverständlich, aber immer menschlich! „Lagebericht“ sollte vielleicht die Flure des Bundestags beschallen, bis sich die Vertreter aller Fraktionen vielleicht an einige elementare Dinge zum Gelingen einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft zum Wohle aller Menschen wieder erinnern. In Redaktionsräumen klänge das Stück wohl auch vorzüglich!
Dem überdröhnten Kriegsgeschrei der jüngsten Zeit, in dem allzu oft ein hysterischer Unterton mitschwingt, der manchmal beinahe so klingt, als sei allein der artikulierte (ja, vielleicht manchmal naive) Wunsch nach Versöhnung das eigentliche Böse, setzt Mey mit „Verschollen“ die Gedanken eines schon jenseitigen gefallenen, von Granatsplittern zerfetzten Soldaten entgegen. 
Hannes Wader ist auf Nach Haus zu Besuch, ein Lied von Konstantin Wecker und ein englischer Song von Ross Brown und Mike Silver werden wundervoll bearbeitet und es gibt endlich eine „Zusammenarbeit“ mit Georg Friedrich Händel.
Außerdem greift Mey ein altes musikalisches Thema, Teile seines bald 30 Jahre alten Liedes „Lilienthals Traum“ als Selbstzitat noch einmal auf und wandelt es in das neue, sich selbst betrachtende „Du kannst fliegen“, wie damals mit großem Orchester aufgenommen. Ja, man kann es nicht anders sagen, mit Nach Haus ist Reinhard Mey ein ganz besonderes Kapitel in seiner musikalischen Biographie gelungen. 
Der Gedanke, ob dies nun sein letztes Album sein könnte, steht ähnliche lose, unbeholfen in der Gegend, wie der oben erwähnte Stuhl namens Alterswerk neben der Tafel, denn es gibt auf Nach Haus auch einen Hinweis auf Meys eigenen 100. Geburtstag. Bis dahin wird er selbst bei einem Intervall von vier Jahren seinem Werk noch einiges hinzufügen.
Nach Haus ist nicht der Epilog, sondern ein weiteres, überaus spannendes, lebensvolles Kapitel eines großartigen Buches: seines Lebens.
 
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