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Alter Hund, neue Tricks – Paul Simon erfindet sich neu

Paul Simon 2016
03.06.2016
“You can’t teach an old dog new tricks”, heißt es. Dass dies nicht unbedingt stimmen muss, beweist der mittlerweile 74-jährige Paul Simon auf seinem neuen Album, das von der internationalen Presse gerade mit hymnischen Kritiken überschüttet wird. Von all den Songwritern, die in den 1960er Jahren die Szene betraten, ist Simon vielleicht derjenige, der am besten Schritt mit dem Hier und Jetzt gehalten hat. Nicht nur weil er seit 50 Jahren beständig Stücke schreibt, die leicht ins Ohr, aber nur schwer wieder herausgehen, sondern vor allem weil er auf jedem seiner Alben mutig mit neuen Elementen experimentiert.
Mal findet Simon Inspiration in Südfrika (“Graceland”, 1986) oder Brasilien (“The Rhythm Of The Saints”, 1990), mal beim britischen Klangalchimisten Brian Eno (“Surprise”, 2006) oder in Westafrika und Indien (“So Beautiful So What”, 2011). Für das neue Album “Stranger To Stranger”, das er über die letzten fünf Jahre hinweg ausbrütete, reiste Simon u.a. nach Montclair in New Jersey und nach Mailand. In Montclair nahm er mit mikrotonalen Originalinstrumenten wie den Cloud-Chamber Bowls und dem Chromelodeon des genialen Harry Partch auf; in Mailand entwarf er mit dem italienischen EDM-Künstler Clap! Clap! abenteuerliche Klangcollagen. Und für den rhythmischen Unterbau ging er mit Flamenco-Musikern ins Studio, nur um geklatschte Rhythmen aufzunehmen und sie als Loops zu nutzen.
“Es geht darum, die Leute etwas auf eine neue Art hören zu lassen”, erklärt Simon. “Musik zu machen, die gleichzeitig vertraut und neu klingt, und die ein wenig geheimnisvoll ist. ‘Stranger To Stranger’ ist wie ein Album aus dem 20. Jahrhundert, das in eine Klanglandschaft des 21. Jahrhunderts versetzt wurde.” Die markanten Klangtexturen erlauben dem Hörer, Simons unverwechselbare Stimme in einem überraschenden neuen Kontext zu erleben. Die musikalische Palette des Albums erinnert einen daran, was man an Paul Simon schon immer liebte; zugleich weckt sie aber auch eine Leidenschaft für seine neue Musik, die raffiniert und oft humorvoll das Gute, Schlechte und Hässliche in unserer heutigen durchgedrehten Welt zur Sprache bringt.
“In gewissem Sinne ist die Vergangenheit eines Künstlers ein Hindernis, das er mit jeder neuen Arbeit überwinden muss”, gesteht Simon ein. “Du musst die Hörer überzeugen, dass die neuen Songs genauso lohnend sind wie die früheren. Das ist nicht leicht, und deshalb braucht man oft so lange.” Auch nach fünfzig Karrierejahren arbeitet Paul Simon noch hart, weil er versucht, seinen eigenen Standards gerecht zu werden: “Ich möchte nicht einfach ein weiteres Album machen. Es geht darum, etwas zu machen, das wert ist gehört zu werden.”

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