Das Alter hat seinen geographischen Aktionsradius zwar weitgehend eingeschränkt, doch als Schlagzeuger, Bandleader und Komponist ist Paul Motian auch mit 80 Jahren noch ungebrochen aktiv. Am vergangenen Freitag, dem 25. März, feierte der aus Philadelphia stammende Musiker in seiner heutigen Heimat New York City seinen runden Geburtstag. Seit er 2004 bekanntgab, nicht mehr auf Tournee gehen zu wollen, müssen Fans, die ihn live erleben möchten, dorthin reisen oder auf neue Alben des Künstlers warten. Sein jüngstes wird nun im Mai bei ECM erscheinen. Das JazzEcho gratuliert dem Geburtstags”kind” und hofft auf noch viele neue Alben dieses stets modernen Jazzpioniers.
Der für sein originelles, klangfarbenreiches Schlagzeugspiel berühmte Paul Motian schrieb nach Sessions mit u. a. Thelonious Monk, Lennie Tristano und Coleman Hawkins schon am Anfang seiner Karriere als Mitglied dreier unterschiedlicher Piano-Trios Jazzgeschichte: zuerst gemeinsam mit Bill Evans und Scott LaFaro bzw. Chuck Israels (1959–64), dann mit Paul Bley und Gary Peacock (1963/4) und schließlich zusammen mit Keith Jarrett und Charlie Haden (1967–76). Letzteres Trio wurde ab 1971 durch den Saxophonisten Dewey Redman oft zum Quartett erweitert.
Sein erstes ECM-Album unter eigenem Namen, “Conception Vessel”, nahm Paul Motian 1972 auf. Das Album machte die Welt erstmals mit einer anderen Seite des Schlagzeugers bekannt: jener des ideenreichen und subtilen Komponisten. Zur Seite standen ihm damals u.a. seine eingespielten Partner Jarrett und Haden. Mit Charlie Haden, Lee Konitz und Brad Mehldau wird man den Jubilar in Kürze auch auf einem neuen ECM-Album “Live At Birdland” genießen können. Es soll im schon Mai erscheinen.
Als Bandleader sorgte Paul Motian immer wieder für Aufsehen. Besonders populär ist sein Trio mit Bill Frisell und Joe Lovano, das 1984 mit dem Album “It Should Have Happened A Long Time Ago” bei ECM debütierte und in den letzten Jahren brillante Einspielungen wie “I Have The Room Above Her” (2005) und “Time And Time Again” (2007) vorlegte. 2009 bildete Motian mit Jason Moran und Chris Potter ein neues erfrischendes Trio. Auch ihr gemeinsames Album “Lost In A Dream” wurde von der Kritik in den höchsten Tönen gelobt. Wie nur wenige andere Kollegen seiner Altersgrupe, hat sich Paul Motian seine Innovationslust und Experimentierfreude bewahrt. Dadurch gelingt es ihm, sein Publikum stets neu zu überraschen. Mit entsprechender Spannung darf man deshalb auch dem neuen Album mit Konitz, Mehldau und Haden entgegenfiebern.