Schnauzbärtig, bärbeissig dreinschauend, die linke Augenbraue skeptisch hochgezogen, die Stirn von tiefen Falten zerfurcht – so kennt man Paolo Conte scheinbar seit Urzeiten von Fotos. Hinter der fast schon furchteinflößenden Maske – wie die rauchig-raue Stimme eines seiner Markenzeichen – verbirgt sich allerdings ein außergewöhnlich sensibler und warmherziger Poet mit Hang zu melancholischen Betrachtungen, die gelegentlich mit einer Prise Ironie oder Sarkasmus gewürzt sind. 73 Jahre alt ist Paolo Conte im Januar geworden, und gut die Hälfte dieser Zeit ist er nun schon ein Cantautore, wie man die singenden Songwriter in seiner Heimat Italien nennt. Seit 1974 erfreut er mit seinen Geschichten ein ständig wachsendes Publikum. Nun hat er für sein Album “Nelson” fünfzehn neue Episoden vertont, zu denen ihn wahre Begebenheiten, aber auch literarische oder filmische Vorlagen und Kunstwerke inspirierten. “Die barsche Raucherstimme, ein Klavierstil, der in einer Honky-Tonk-Bar genauso zu Hause zu sein scheint wie in einem Tango-Palast oder einem Broadway-Cabaret, und die Weltanschauung eines wettergegerbten Romantikers haben Paolo Conte in Italien zu einem bestens bekannten Songwriter gemacht.” Mit diesen Worten stellte die New York Times ihren Lesern Paolo Conte vor, als dieser 1998 seine erste größere Tournee durch die Vereinigten Staaten startete.