Nach
James Last ist eine weitere Legende der deutschen Unterhaltungsmusik gestorben. Wir erinnern an das Energiebündel
Ambros Seelos.
Jahrzehntelang war das “Orchester Ambros Seelos” auf Tour, spielte Konzerte, Galas und unzählige Schallplatten ein. In den neunziger Jahren hörten dann auch jüngere Tänzer genauer hin und fanden: der ist cool. Seelos wurde mit “Lounge”- und “Groove”-Compilations gewürdigt, und war sogar auf zwei Folgen der über jede Stilfrage erhabenen MOJO CLUB-Compilations vertreten.
Dass Ambros Seelos, 1935 in Töging am Inn geboren, mal die Welt das Swingen lehren würde, konnte in seinen Lehrjahren noch keiner ahnen. Aber bereits in der Jugendzeit brach sein musikalisches Talent hervor. Um sich das Studium für klassische Klarinette zu finanzieren, spielte er ab 1956 mit Paul Würges den damals populären Rock’n’Roll – doch seine eigentliche Liebe war der Jazz. 1960 gründete Seelos sein bis heute bestehendes Orchester. Tourneen mit
Freddy Quinn und
Chubby Checker schlossen sich an. Sogar mit der ‚First Lady Of Jazz‘ –
Ella Fitzgerald – stand er auf der Bühne.
Für SABA-Schallplatten und das Nachfolgelabel MPS spielte Seelos in den 1960er Jahren ein gutes Dutzend Langspielplat¬ten ein, die sich in den 1990ern zum Bestandteil angesagter DJ-Sets entwickelten. Mit elekt¬ronisch verstärktem Saxophon generierte er einen kochenden Soundsud, dem man anhörte, dass Seelos – zeitlebens stolzer Träger eines ‚König-Faruk-Bartes‘ – von Swing auf Funk und von Beat auf Disco bruchlos wechseln konnte. Zwar spielte er zeit seines Lebens kommerzielle Unterhaltungsmusik, eine Prise Jazz – und oft mehr als das – war aber immer dabei.
Seelos‘ multinationales Orchester – bestehend aus Spitzensolisten wie
Sylvester Levay,
Horst Michalke,
Georges Delegaye oder
Huub Dackus – tourte rund um den Globus. Kein Erdteil wurde ausgelassen,
Seelos brachte seine Musik in die entlegensten Winkel des Erdballs. Neben der unterhaltsamen Bühnenshow waren es die passgenauen Arrangements, die den Unterschied ausmachten – die ‚
Ambros Seelos Show-Band‘ klang stets größer als sie war. Bis zu 250 Auftritte wurden pro Jahr bestritten, als Bord-Band auf Luxuslinern begleitete man Stars wie
Karel Gott und
Roberto Blanco.
Auch wenn
Ambros Seelos in den letzten Jahren nicht mehr selbst musizieren konnte, sein Orchester trug seinen Namen weiterhin. Am 3. August 2015 ist er nun im oberbayrischen Mühldorf a. Inn verstorben. Doch die Musikwelt wird den Mann, der noch jedes verstaubte Ballhaus in einen tanzenden Hexenkessel verwandelte, sicher nicht vergessen.