shibam roy hat sich Frankfurt als Namensgeber gewählt. Die Musik, die der Anfang 20-Jährige seit seinen Teens als nullsechsroy veröffentlicht, hat den sonst grimmigen Sound von FFM zwar noch unverkennbar in ihrer DNA, macht dort aber lange nicht Halt. Hier treffen Rap-Momentaufnahmen auf intuitives Songwriting mit einem ausgeprägten Ästhetik-Gefühl. Das Zentrum bildet dabei immer seine Stimme. In seinem versierten Gesang findet sich vor allem die bengalische Musik, mit der er in einem Musikerhaushalt großgezogen wurde wieder. Die unaufgeregten Trap- Produktionen, auf denen roy sich zu Hause fühlt, ziehen die Grundmauern für eine Pop-Facette, die er offen und gern konfrontiert. Es werden nicht grade viele Akzente von Frankfurter Kids aus einer Migrantenfamilie im deutschen Mainstream gesetzt, das weiß roy sehr genau. Er hat früh gelernt, die Membranen zwischen gesellschaftlichen Schichten unauffällig zu durchbrechen. Die Frankfurter Straße gehört genau so zu seinem Alltag und seiner Ausdrucksform, wie es Einflüsse von Freunden an der Kunst-Uni oder die eigene Band-Vergangenheit tun.
Das mündet zumeist in Songs, die jugendliche Zukunftsangst und Popkkultur-Romantik mit einer Block-Melancholie belegt und gern auch mal in künstlerische Extreme eintaucht. In den beiden EPs “Rascals” und “Pixies” etwa, für die er sich unter anderem mit den Super-Producern Beatgees eingeschlossen hat, ist ein Jahr seines Lebens in einem großen, ästhetisch verknüpften Gesamtwerk konserviert. Bestückt wurde das mit den Hits “Goodies”, “Boys don’t cry” und “Sirenen”. Nur damit ein paar Monate später das fragile “MALAIKA TAPE” über ganze elf Songs eine einzige Beziehung und deren zahlreiche Bestandteile bis zu ihrem Scheitern in unkonventionellen Arrangements erkundet. In nullsechsroys Musik steckt kein Masterplan, sondern das Leben eines 21- jährigen, der seine Neugier ungern filtert. Man kennt Frankfurts Rap schon lange für eine sehr direkte Art. So tänzelnd und experimentierfreudig wie bei nullsechsroy hat man die Main-Metropole trotzdem selten gehört.