Normalerweise würde hier vermutlich sowas stehen wie “Mousse T. ist zurück”. Es würden Sätze fallen, die die Worte “Pionier”, “Hitmaschine”, womöglich sogar “Altmeister” und jedes mögliche Adjektiv im Sinne von “neu” aber/und “bewährt” beinhalten. Das sollten wir mal ganz schnell vergessen.
Ja, Mousse T. hat seine letzte Platte vor 11 Jahren gemacht. Das ist lange her. Wir hatten kein Facebook. Wir hatten keine Smartphones. Einige von uns waren sogar noch in der Schule. Jetzt also ein neuer Song, als Vorbote eines Anfang 2016 erscheinenden Albums. Aha.
Eigentlich sollte man es umgekehrt machen, also anders als es in den meisten Fällen passieren wird. Man sollte erstmal “
Hands In The Air” hören. Und sagen: “Coole Nummer. Wer hat die gemacht?” Und dann feststellen: “Wow. Echt? Mousse T.? Hätte ich vielleicht nicht gedacht!”
Beim zweiten, bewussten Hören ergibt dann alles Sinn. Die Basslinie, die sagt: Work it Baby! Der Gesang der großartigen Brooke Fraser, der einen melancholisch stimmt und doch fordernd beinahe hypnotisiert. Verteufelt funky Gitarren-Licks, Streicher die vornehm im Hintergrund bleiben und doch alles zusammenhalten. Ein Spannungsbogen, der einen hoffen lässt, dass es doch bitte immer noch weitergeht!
Alles, was Mousse T. als Musiker ausmacht, heruntergekocht und auf die Essenz verdichtet. Der Kern von dem, was House ausmacht. Alles Überflüssige und allen Zierrat weglassend. Das hat nichts mit “Altmeister” zu tun, sondern zeugt davon, dass jemand unabhängig von Zeitgeist und Hipstertum weiß, wie es geht. Dass es manchmal auch dieses wohlige, gemeine Ziehen in der Magengegend geben muss, welches ein bisschen wehtun darf, aber deshalb umso schöner ist. Dass man etwas schaffen kann, das nicht in erster Linie auf die Charts schielt, aber trotzdem große Popmusik ist und genau deshalb dort landen wird.