Swing made in Germany – Max-Greger-Wiederentdeckungen
07.11.2019
Obwohl Max Greger große Teile seiner Karriere erfolgreich mit Tanz- und Unterhaltungsmusik bestritt, ist sein Beitrag zur deutschen Jazzgeschichte nicht zu unterschätzen. Wie kaum ein anderer erreichte er das deutsche Publikum auf vielseitige Art und Weise – und stets spielte der Jazz eine bestimmende Rolle.
Bereits als Kind offenbarte der 1926 in München geborene Greger sein musikalisches Talent, das er durch ein amtliches Konservatoriums-Studium professionalisierte. Nach 1945 entflammte seine lebenslange Liebe zu Jazz und Swing, wobei er zu den Vorreitern dieser Musik im Nachkriegsdeutschland gehörte. Sein kraft- und seelenvolles Saxophonspiel bescherte ihm Auftritte mit US-Größen wie Ella Fitzgerald, Woody Herman, Stan Kenton und Lionel Hampton, wobei letzterer ihn sogar überreden wollte, als festes Mitglied seines Ensembles mit ihm in die USA zu gehen. Ein Zusammenspiel mit Louis Armstrong benannte Greger selbst als schönstes Erlebnis seiner Musikkarriere. Er widerstand allerdings allen Angeboten aus dem Ausland und wurde dank eines jahrzehntelangen Vertrages mit der Polydor einer der erfolgreichsten Instrumentalkünstler des Landes.
Für das neugegründete ZDF-Fernsehen wurde Max Greger 1963 ‘Resident Musical Leader’ und verpflichtete für seine Bigband internationale Weltklasse-Jazzer wie Benny Bailey, Pierre Favre, Rick Kiefer, Don Menza und Dick Spencer. Als Ergebnis dieser Bündelung von Kreativität erschienen bei Polydor die progressiven Bigband-Alben “European Jazz Sounds” (1963) und “Maximum” (1965), für die hochkarätige Arrangeure wie Russell Garcia, Hans Hammerschmid, Boris Jojić, Ernst Simon und Hans Salomon moderne Versionen von Klassikern wie “Falling In Love With Love” oder “Take The A-Train” fertigten, aber auch neueres und eigenes Repertoire beisteuerten. Für diesen LP-Doppelschlag bescheinigte man Greger auch im Ausland, dass “ein solch angriffslustiger Ton auf der Bigband-Szene seit der Auflösung des Maynard Ferguson Orchesters nicht mehr gehört wurde” (Down Beat).
Während Max Greger in den kommenden Jahren langfristig ein größeres Publikum suchte und Alben mit Tanz- und Unterhaltungsmusik aufnahm, bespielte er weiterhin die jährlichen Jazzfestivals im deutschsprachigen Raum. Seine Auftritte in Fernsehshows festigten seine Popularität, das rasante Thema “Up To Date” eröffnet noch heute das “Aktuelle Sportstudio”. Immer wieder nahm er auch Alben mit Jazz- und Swing-Elementen auf, die er stets mit gekonnten Soli veredelte.
Für “Dixieland” (1970) kredenzte er z.B. knackige Versionen von “Wild Cat Blues”, “Down By The Riverside” oder “Honeysuckle Rose”, auf dem Longplayer “Big Band Happening” (1971) erwies er mit “Trumpet Blues”, “Caravan”, “Jumpin' At The Woodside” oder “Skyliner” seinen Helden wie Count Basie und Duke Ellington Referenz.
Besondere Popularität erreichte das Album “Max Greger Plays Glenn Miller” (1970), das mit “In The Mood”, “Moonlight Serenade” oder “Chattanooga Choo Choo” die weltbekannten Hits des Musikers in sanft modernisierten Versionen vereinte.
Max Greger, der in späteren Jahren mit seinen Kollegen und Jugendfreunden Paul Kuhn und Hugo Strasser als ‘Die Swing Legenden’ durch vollbesetzte Säle tourte, belegte, dass der Spagat zwischen Jazz und Kommerz gelingen kann, wenn man authentisch bleibt und ungebrochene Musikalität und Vitalität mitbringt.
In der preiswerten CD-Box “5 Original Albums”, die mit den Original-LP-Covers und einem attraktivem Schuber daherkommt, werden fünf von Max Gregers swingendsten Polydor-Alben nun zum Teil erstmals auf CD und neu digital remastert wiederveröffentlicht: “European Jazz Sounds” (1963), "Maximum" (1965), “Plays Glenn Miller” (1970), "Dixieland (1970)" und “Big Band Happening” (1971).