Massive Attack | Biografie

Massive Attack, Ritual Spirit, 2016

Massive Attack, aus dem Künstlerkollektiv The Wild Bunch in Bristol hervorgegangen, erhoben ihr Motto “Wenn etwas überhaupt wert ist, gemacht zu werden, dann sollte man es langsam machen” zum Gesetz. Mit dieser Betrachtung der Welt gründeten sie Anfang der neunziger Jahre ein neues Genre in der seinerzeit hektisch überdrehten Dancefloor Music. The Wild Bunch ist ein bunter Haufen von DJs, MCs und Graffiti-Sprayern, die ab 1983 die Kunst- und Musikszene im südenglischen Bristol gehörig aufmischen. Ihre Partys, auf denen sie alles von Punk über Reggae bis hin zu Dance und R’n'B miteinander vermischen, macht das Wild Bunch Soundsystem weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt.
Als der Stern des Wild Bunch Soundsystem Ende der Achtziger Jahre zu sinken beginnt, beschließen die drei Gründungsmitglieder Robert3D Del Naja, GrantleyDaddy GMarshall und AndrewMushroomVowles, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen: Massive Attack. Der “Bristol Sound” – Soul-Gesang und sanfter Rap, durchsetzt mit elektronischen Einschlägen und Samples, gelegentlichen Dub-Elementen und Reggae-Basslinies – wurde fortgeführt. Die erste Single “Daydreaming” erscheint 1990. Neben Shara Nelson darf auch Tricky ans Mikrofon. Danach geht es Schlag auf Schlag: Die nächste Single “Unfinished Sympathy” wird zum Erfolg, im Anschluss daran steigert “Safe From Harm” die Popularität der Band noch weiter. Als schließlich 1991 ihr erstes Album “Blue Lines” erscheint, erreicht es schnell den Status eines Klassikers, und auch Kritiker haben schnell eine neue Schublade für den frischen Sound aus Bristol kreiert: Trip Hop. Vom Rolling Stone Magazin wurde dieser Longplayer in die Rolling Stone’s 500 Greatest Albums of All Time aufgenommen.

Antikriegs-Stimmung

Schon kurze Zeit nach dem Erscheinen von “Blue Lines” nennt sich die Gruppe aufgrund des Golfkrieges in Massive um, da die Phrase Massive Attack im Zuge der Kriegsberichterstattung für Flächenbombardements verwendet wird. Auch in späteren Jahren protestiert Massive Attack gegen kriegerisches Vorgehen, besonders im Zusammenhang mit dem Irakkrieg. 1994 melden sich die Jungs aus Bristol jedoch wieder zurück, mit dem alten Namen und einem neuen Album: “Protection” heißt das zweite Werk und es festigt den Status der Band als kreative Speerspitze des Trip Hop. Dafür holt sich die Band Tracey Thorn, Nicolette und Horace Andy als Gastsänger ins Boot. Eine Handvoll Songs, darunter das Titelstück sowie das düstere “Karmacoma”, tummeln sich im Radio und in den Clubs und einige Zeit später auch als Hintergrundsound in zahlreichen TV-Reportagen. 1995 wünscht Madonna die Zusammenarbeit mit dem Trio: Gemeinsam produzierten sie eine Version des Marvin Gaye-Songs “I Want You” für ihr Album “Something To Remember”. Außerdem gab es 2001 eine Kollaboration mit der britischen Musik-Legende David Bowie für den Moulin Rouge-Soundtrack

Düstere Sounds auf “Mezzanine”

Als 1997 eine neue EP namens “Risingson” erscheint, deutet sich schon an, wohin die musikalische Reise gehen wird. Das inzwischen dritte Studio-Album “Mezzanine” erscheint 1998 und bestätigt diese neuen Einschläge. Die Sounds werden noch düsterer härter und zum ersten Mal verirren sich verzerrte Gitarren in den Massive Attack-Kosmos. Die darauffolgende Tournee ist fast komplett ausverkauft. Es erfolgen Anfragen von Firmen, ob einzelne Songs für Werbespots verwendet werden dürfen, doch Massive Attack lehnen ab. Trotzdem lässt Adidas einen Spot anfertigen, der sich dem Track “Angel” aus dem Album “Mezzanine” bedient. Die Band klagt, gewinnt und spendet die auferlegte Summe an das britische Rote Kreuz. Zur selben Zeit steht Massive Attack auch eine personelle Änderung ins Haus: Mushroom steigt aus. Neue Songs erblicken nur sporadisch das Licht der Welt und ein neues Album wird wieder und wieder verschoben. Ende 2002 heißt es schließlich das neue Album höre auf den Namen “100th Window” und stehe ab Anfang Februar 2003 in den Läden. Im Unterschied zu den Vorgängern hat nach ewigem Hin- und Her 3D die meisten Sachen komplett im Alleingang verfasst. Als Gastsängerin diesmal mit dabei: Sinead O’Connor.

“Collected” – das erste Best Of Album

Drei Jahre vergehen bis Massive Attack 2006 mit “Collected” ihr erstes Best Of-Album herausbringen. Fans dürfen sich wieder Hoffnung auf neues Studiomaterial machen: Während einiger Deutschland-Konzerte im Spätsommer 2006 berichtet die zum Duo geschrumpfte Band von Aufnahme-Sessions. Und tatsächlich: 2010 erscheint ihr fünftes, von Kritikern gefeiertes, Studio-Album “Heligoland”. Dafür standen Massive Attack unter anderem die Britpop-Ikone Damon Albarn, das Elbow-Mastermind Guy Garvey und TV On The Radio-Sänger Tunde Adebimpe im Studio zur Seite.

Erfolgsserie

Die Trip-Hop-Ikonen konnten in mehr als 25 Jahren mehr als zehn Millionen Tonträger verkaufen und erreichten mit ihren Alben mehrfach die Spitze der Charts. Unter anderem Platz eins im Vereinigten Königreich mit ihren Alben “Mezzanine” und “100th Window”. Auch in Deutschland haben ihre Alben Heligoland, Mezzanine und 100th Window die Top fünf der deutschen Album-Charts erreicht und ihr drittes Album “Mezzanine” erhielt 1998 einen Gold-Award. Ebenfalls bekannt sind Massive Attack für ihre innovativen Musikvideos, für die sie mehrfach mit Preisen überschüttet wurden. 1995 sowie 1998 erhielten sie für ihre Videos zu “Protection” und “Teardrop” jeweils einen MTV Europe Music Award in der Kategorie Bestes Video. Außerdem konnten sie sich 1998 sowie 2008 zwei Q Awards sichern.

Rückkehr mit “Ritual Spirit” EP

Mit der Anfang 2016 veröffentlichten EPRitual Spirit” präsentieren Massive Attack vier brandneue Tracks und zugleich einen Vorboten ihres nächsten Albums. Die EP vereint die Rückkehr von Tricky (“Take It There”) mit Gastauftritten des gefeierten schottischen Trios Young Fathers (“Voodoo In My Blood”), Roots Manuva (“Dead Editors”) und dem Newcomer Azekel (“Ritual Spirit”). Massive Attack-Gründungsmitglied Robert del Naja schrieb und produzierte die EP zusammen mit seinem langjährigen Studio-Partner Euan Dickinson.