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Große Gefühle – Verträumte Musik von Oscar-Preisträger James Horner

Mari & Hakon Samuelsen
© Stephen Butkus
18.06.2015
Große Gefühle gehören zum Schönsten, was es in der Musik gibt. In der Neuen Musik waren sie indes lange verpönt. Die musikalische Avantgarde reagierte allergisch auf starke Empfindungen.

Romantische Gefühle

Sie witterte sentimentale Verirrungen und befürchtete, durch romantische Reste von eigenen, klarer formulierten Ideen abgehalten zu werden. Obwohl es sehr mächtig war, hat sich das anti-romantische Dogma nie ganz durchsetzen können. In der Pop-Musik, die von romantischen Gefühlen zerrt, ohnehin nicht. Aber auch in der Neuen Musik bildeten sich Strömungen heraus, die den allzu verkopften Kunstidealen harmonische, tonale und gefühlsstarke Schöpfungen entgegensetzten.
Die minimalistische Kompositionsweise von Größen wie Michael Nyman, Philip Glass oder Arvo Pärt ist bis heute eine der stärksten Gegenbewegungen. Eine andere geht von zeitgenössischen Komponisten aus, die für den Film arbeiten. Im Film geht es nicht ohne Gefühle, und so ist es kein Zufall, dass bei Komponisten wie Howard Shore oder James Horner romantische Klangmomente ein selbstverständlicher Bestandteil ihrer Kunst sind. James Horner hat es hier zu unvergleichlicher Meisterschaft gebracht.

Mari und Hakon Samuelsen – Zwei Cineasten

Der US-amerikanische Komponist und zweifache Oscar-Preisträger hat die Filmmusiken zu Klassikern wie “Titanic” und “Avatar” beigesteuert. Dabei hat er maßgeblich zum Gelingen dieser Welterfolge beigetragen. Die Geigerin Mari Samuelsen und der Cellist Hakon Samuelsen kennen diese Filme. Sie sind leidenschaftliche Kinogänger, und schon seit langem bewundern sie die Musik von James Horner. Die norwegischen Geschwister haben als Solisten und als Duo eine steile Weltkarriere hingelegt. Ihr größter Erfolg ist ein von ihnen selbst initiiertes Weihnachtskonzert, das in über 116 Millionen Haushalte ausgestrahlt wurde.
Was bislang jedoch drückte, ist das verschwindend kleine Repertoire für Cello und Geige. Seit Jahren träumen die beiden deshalb von einer Musik, die eigens für sie komponiert wurde. Hakon sagt: Es sollte kein “fragmentierter Sound” sein, wie er für einen Großteil der zeitgenössischen Musik typisch sei, sondern eine harmonische, direkt zu Herzen gehende Musik. Und kein Komponist schien den beiden Norwegern da geeigneter als James Horner. Er war ihr Wunschkandidat, und so fassten sie sich ein Herz und traten an ihn heran.

“Pas De Deux”: Ein ergreifender Dialog

Horner sagte spontan zu und komponierte für sie ein Doppelkonzert für Cello und Geige. Das Werk trägt den Titel “Pas de Deux” und entfaltet einen ergreifenden Dialog zwischen Cello und Geige. Lange poetische Linien, wie sie für Horners Filmmusik typisch sind, changieren mit heftigen dramatischen Ausbrüchen. “Ich wollte”, so James Horner, “ein romantisches Stück schreiben.” Und das ist ihm wahrlich gelungen! Das norwegische Geschwisterduo wird vom Royal Liverpool Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Vasily Petrenko begleitet.
Gemeinsam übergeben sie Horners erstaunliches Zeugnis eines neoromantischen Kompositionsideals, das sie im November 2014 in Liverpool bereits live aufführten, jetzt erstmals einem breiteren Publikum. Unter dem gleichnamigen Albumtitel “Pas de Deux” erscheint es gemeinsam mit Werken von Arvo Pärt, Giovanni Sollima und Ludovico Einaudi. Pärts meditatives “Fratres”, Sollimas leidenschaftliches “Violoncelles, vibrez!” (mit Alisa Weilerstein) und Einaudis minimalistischer Klassiker “Divenire” passen sich dabei kongenial in die gefühlvolle Gesamtatmosphäre des Albums ein.      
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