Mari Boine | Musik | Sterna Paradisea (Cuovgga airras)

Mari Boine_Sterna Paradisea
Sterna Paradisea (Cuovgga airras)
VÖ: 18. September 2009
Mari Boine

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Wo liegt eigentlich Gámehisnjárga? Die Einstiegsfrage zum Gesamtwerk der Songwriterin Mari Boine, die bereits seit über 25 Jahren die große weite Welt der Popmusik bereist. Man sage bitte bewusst “Popmusik” und verkneife sich diese fürchterlich Un-Schublade “Weltmusik”, die alles, was gängigen, an anglo-amerikanischer Musik geschulten Klangmustern widerspricht, in einen großen Brei wirft. Nun, Gámehisnjárga liegt in den arktischen Regionen Norwegens, in einer ebenso kargen, wie wunderbaren Landschaft, die zum Samenland oder zur Finnmark gehört. Das Land und seine Traditionen, seine Stimmung und seine Sprache sind der Zugang zu Boines Werk – und zugleich die Konstante in ihrem Schaffen, das sich eben nicht ohne weiteres als “Weltmusik” abkanzeln lässt. Boine bezaubert nämlich nicht durch Fremdheit oder einer arktischen Variante der Exotik, vielmehr sind es die Stilbrücken in uns vertrautere Genres wie Jazz, Pop und Folk, ja sogar Dub, die sie dabei schlägt – nur um sie freimütig mit samischen Lyrics zu betreten, die einem dann eben wieder den Kitzel des Unbekannten mit auf den Weg geben.

Marie Boines neues, ihr neuntes Solo-Album bedient sich wieder dieses Kontrastes, und “Sterna Pardisea” tut das fast konsequenter als je zuvor, klingt es doch für arktische Verhältnisse geradezu beschwingt, und für Boines Verhältnisse noch lauter nach Pop. Der zweite Song des Albums “Ipmiliin háleasteapmi” ist da ein guter Beleg: Hier vermischt sich klassisches Folkgitarrenspiel mit afrikanischen Chorklängen, schmeichelt eine fast pop-affine Melodieverliebheit, während der Song zusammengehalten wird vom Klang der samischen Sprache, die in Boines Interpretation warm und kalt zugleich klingen kann.

Dieser Song und auch das gesamte Album gewinnt dabei wieder einmal durch Boines Kollaborationslust, die sie mit großer Freude auslebt. So singt sie ein Duett mit der legendären südafrikanischen Sängerin Lathozi Mpahleni Manquin Madosini, arbeitete mit den ebenfalls aus Südafrika stammenden zwölfköpfigen A-cappella-Ensemble Abaqondisi Brothers zusammen und ließ einen Großteil der Lyrics von den samischen Autorinnen Kerttu Maarit Kirsti Vuolab und Rawdna Carita Eira schreiben. Für den jazzigen Touch ist Ole Jørn Myklebust an der Trompete zuständig.

Zwischendurch nickt Marie Boine mit “Skealbma” sogar mal eben in Richtung TripHop und wagt sich an Sounds, die man vornehmlich Mitte der Neunziger aus Bristol vernehmen konnte: schleppende Bässe, die eine düstere Geschichte über die Boshaftigkeit schultern und sie in finstere Soundtiefen schleppen. Nicht umsonst fiel da so manchem der nur im ersten Moment befremdlich klingende Vergleich mit Massive Attack ein. So häufen sich auf “Sterna Pardisea” die Anzeichen, dass Marie Boine auch anno 2009 immer noch für Überraschungen gut ist – ohne dabei den Fehler zu machen, ihren ganz eigenen Klang zu verstellen.
Veröffentlichung
18.9.2009
Format
CD
Label
Emarcy
Bestellnummer
00602527145433

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