Boom-ka-boom-ka, boom-ka-ka: Es ist der unverkennbare
Dembow-Rhythmus, der den
Reggaetón direkt enttarnt. Anfang der 2000er Jahre schwappt das Genre aus
Lateinamerika nach
Europa. Und es kam, um zu bleiben:
Daddy Yankee regiert gemeinsam mit dem puerto-ricanischen Sänger
Luis Fonsi und “
Despacito” wochenlang die Spitze der
deutschen Charts. In
Spanien und den
USA wurde der Song bereits sechs und elf Mal mit Platin ausgezeichnet; Pop-Megastar
Justin Bieber war sogar so überzeugt von dem
Track, dass er kurzerhand einen
eigenen Remix davon machte. Wir haben das faszinierend breit gefächerte
Genre unter die Lupe genommen und für euch die wichtigsten Facts niedergeschrieben.
Die frühen Stars des Reggaetón
Daddy Yankee, Wisin und Yandel: Sie alle sind im Reggaetón der frühen 2000er Jahre beheimatet – der Zeit, in der die die Musikrichtung ihre ersten Wellen in Deutschland schlug. Aber auch global erfolgreiche Latin-Popstars wie Enrique Iglesias, Shakira und Jennifer Lopez sind eng mit dem Reggaetón verknüpft und veröffentlichen seit Jahren spanischsprachige Alben – und das alles mit sehr großem Erfolg. Dabei kollaborieren sie immer wieder auch mit den Stars der Reggaetón-Szene: Für ihren Hit “Chantaje” arbeitete Shakira mit Maluma, Enrique Iglesias schuf gemeinsam mit Zion & Lennox “Subeme La Radio” und ging ebenfalls viral. Dabei beweisen sie immer wieder, dass sie sich in einem Genre bewegen, das nicht zuletzt begeistert, weil es bilingual ist – denn hier werden immer wieder englische Lyrics unter die Spanischen gemischt.
Reggaetón: Von Lateinamerika um die Welt
Man nehme Reggae, Dancehall, HipHop, Latin-Pop, Rap und mische das mit Club-Klängen, lateinamerikanischen Einflüssen und füge spanische oder auch englische Lyrics hinzu – fertig ist der “spanglishe” Reggaetón, wie er auch gerne genannt wird. Seinen Unsprung hat das Genre in Lateinamerika: In Puerto Rico und Panama entwickelte sich die Musikrichtung Anfang der 1990er Jahre und gelangte Anfang der 2000er Jahre nach Europa. Unweigerlich dazu gehört der Tanzstil Perreo. Geschaukelt wird hierbei ordentlich der “Culo”, wie der Po der Frau umgangssprachlich liebevoll genannt wird, während der Mann sich meistens hinter ihr aufhält.
Von Puerto Rico nach Kolumbien: Eine Szene verändert sich
Und mit
Zion & Lennox,
Farruko,
Don Omar,
J Alvarez,
Nicky Jam,
Maluma und
Nacho stammen auch heute die angesagtesten Reggaetón-Artists aus dem US-Freistaat
Puerto Rico, der Wiege des Genres. Hier sind auch die Plattenlabel
Pina Records und
Machete Music ansässig – zwei der berühmtesten
Reggaetón-Labels schlechthin. Ersteres wurde bereits
1996 gegründet, letzteres
2005 - was sie auch zu zwei der traditionsreichsten macht. Und seit dem Beginn des Milleniums hat sich einiges getan: Der
Puls der Szene hat sich von seiner Wiege Puerto Rico in die
kolumbianische Großstadt Medellín verlagert. Ein Umschwung, der dem Genre einen
zweiten Boom verschaffen sollte.
Nicky Jam und J Balvin regieren Medellín
Dort hält neben Nicky Jam vor allem einer das Reggaetón-Zepter in der Hand:
J Balvin brach kürzlich mit dem
Clip zu seinem Track “
Ginza” den
Rekord und verzeichnete die meisten
Views, die ein
Latin-Video in 24 Stunden jemals hatte. Er und Nicky werden als wahre Pioniere der Medellíner
Szene gehandelt, zu der auch
Reykon,
Maluma,
Sky & Mosty,
Piso 21,
Bull Nene und
Karol G gehören. Für seinen Hit “
Safari” kollaborierte er außerdem mit der US-Rap-Ikone
Pharrell Williams.
Co-Writer des Tracks und jüngster Schützling von Balvin war der 24-jährige
Feid, der ebenfalls als besonders heißer
Newcomer gehandelt wird. Mit
Danny Ocean geht gerade ein weiterer Reggaetón-Act
viral auf Spotify: Sein Track “
Me Rehúso” verzeichnet bereits unglaubliche 120 Millionen
Streams.
Ein extrem facettenreiches Genre
Daddy Yankee sorgte 2004 mit “Gasolina” für einen der ersten Reggaetón-Megahits, der nach Europa schwappte. Und manifestierte für viele Ohren einen bestimmten Sound – doch Reggaetón ist nicht gleich Reggaetón. So lassen Wisin & Yandel aka Juan Morera und Lladel Vegilla gerne auch mal Electro und Dance in ihre Musik mit einfließen, während Enrique Iglesias und Shakira gerne den Anteil von Latino Pop in ihrem Reggaetón erhöhen. Der Kolumbianer Juan Luis Londono Arias, besser bekannt als Maluma, begeistert seit 2011 mit seinem eher soulig-romantischer Reggaetón-Sound. Luis Fonsi, der mit Daddy Yankee “Despacito” schuf, ist selbst eigentlich ein Meister der Latin-Balladen. Allgemein lässt sich immer mehr feststellen, dass die Grenzen zwischen Latin Pop und Reggaetón immer fließender werden.
Eine Genre, eine Sprache
Allgemein kümmert man sich im Reggaetón gerne um alles Körperliche und Zwischenmenschliche. Die Songlyrics drehen sich meist um Liebe, Sex und Leidenschaft. Ursprünglich war Reggaetón jedoch die Musik der sozialen Minderheiten und hatte oft auch gesellschafts- und sozialkritische Themen. Und egal ob eine widle Clubnacht, Liebeskummer oder das Leben auf der Straße besungen wird – es geschieht immer unter der Verwendung des Szene-eigenen Wortschatzes. Da sind die Anormales die eigene Crew, und wenn etwas afuego ist, ist es besonders abgefahren.