Schon geschichtsträchtig sind seine Leistungen nicht nur für seine Landsleute. Auch außerhalb Frankreichs ist Louis Sclavis seit einem Viertel Jahrhundert eine der ersten Jazz-Stimmen an den Klarinetten aller Größen und am Saxophon. Und er wird einfach nicht müde, ständig neue Stil-Wege mit immer wieder neuen Projekten und Sidemen zu gehen.
Louis Sclavis wurde am 1953 in Lyon geboren, wo er auch Klarinette am Musikkonservatorium studierte und nebenbei in lokalen Bands auftrat. In dieser Zeit spielte Sclavis nicht nur in Ensembles wie der Marvelous Band, Marmite Infernale und dem Workshop of Lyon. Er knüpfte Kontakt zu Kollegen wie Michel Portal, Bernard Lubat und Henri Texier, die er allesamt für seine Musikerinitiative ARFI (Association pour la recherche d’un folklore imaginaire) begeistern konnte. Es die legendäre Geburtsstunde eines Versuches, traditionelle Musik mit Jazz zu verbinden. 1982 zeigte sich besonders die unbändige Phantasie von Sclavis. Einerseits gründete er mit Le Tour de France seine eigene Combo, mit sechs Musikern aus den verschiedensten Regionen Frankreichs: mit Gerard Siracusa, Benat Achiary, Philippe Deschepper, Yves Robert, Michel Doneda und Alain Gibert. Zum anderen folgten Aufnahmen und Auftritte mit der Free Music-Prominenz von Evan Parker über Tony Oxley bis Peter Brötzmann. Nach zahlreichen Konzerten bei europäischen Festivals gründete er dann 1984 sein Quartett feat. Bruno Chevillon, mit er u.a. das ECM-Album “Rouge” (1991) einspielte; 1987 entstand exklusiv für das Festival Banlieues Blues das Sclavis Septet. Mit dem 1988 gegründeten Klarinetten Trio feat. Jacques di Donato und Armand Angster konzentrierte sich Sclavis auf Improvisationen und die Zeitgenössische Klassik, mit Kompositionen von Pierre Boulez und Brian Ferneyhough, und begann, mit der Choreographin Mathilde Monnier zu arbeiten. Und mit der er seine Liebe für das Theater fortsetzte, die sich bereits 1980 in der Zusammenarbeit mit der Theater-Compagnie Image Aigue andeutete. Seitdem ist Sclavis ist aber auch begehrter Film-Komponist (u.a. für Jean-Louis Comolli), hat er seit 1982 mit dem weltberühmten Photographen Guy Le Querrec zahlreiche multi-mediale Spektakel wie “Jazz comme une image” auf die Beine gestellt. Le Querrec ist es auch, der die musikalischen Reisen nach Afrika festhält, die Sclavis mit Aldo Romano und Henri Texier seit einigen Jahren unternimmt. Die entscheidenen Wegmarkierungen in Sclavis' vielsprachigen Karriere dokumentieren die über die Jahre wechselnden Kammermusik-Formationen, wobei das Akustische Quartet von 1994 (Dominique Pifarely, Bruno Chevillon, Marc Ducret) an die vorhergegangenen Erfolge anknüpfen konnte und allesamt auf ECM vertreten sind. Gleiches gilt für das 1994 gegründete Trio mit B. Chevillon und Francois Merville. Sclavis hat in seiner Lufbahn zahlreiche Ehrungen erhalten: der Prix Django Reinhardt (1988), 1. Preis der Biennale Barcelona (1989), British Jazz Award (1990).