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Lamberts “False” ist ein Versteckspiel der musikalischen Identitäten

Lambert
© Foto: Andreas Hornoff, Design: Trent van der Werf
28.01.2021
Lambert schlägt mit seinem fünften Album “False” ein ganz neues Kapitel seiner Karriere auf. “False”  habe ihm die Freiheit gegeben, sich künstlerisch in alle möglichen Richtungen zu entwickeln, erklärte er: “Ich kann nun überall hingehen.” Das neue Album ist beim innovativen Londoner Label Mercury KX erschienen, eine Talentschmiede, bei welcher u.a. auch Ólafur Arnalds und Anoushka Shankar ihre Musik veröffentlichen.
So viele unterschiedliche musikalische Elemente und Sounds wie in “False” hat es noch nicht auf einem Album von Lambert gegeben. Dafür hat er sich quasi vervielfältigt, selbst geklont. Um das Verwirrspiel perfekt zu machen, habe Lambert für jedes Stück ein besonderes Alter-Ego kreiert, analysierte treffend der “Rolling Stone”. Damit ist “False” tatsächlich der Gegenentwurf seiner letzten beiden EPs “Alone” und “Alone II”. Den Beginn dieses abenteuerlichen Prozesses verorten Kenner in Lamberts Mockumentary “Becoming Lambert”, sie erschien 2019 im Zuge von “True”, abgedreht vom britischen Comedy-Writer und Regisseur Tom Oxenham. Weitere Anhaltspunkte gibt aktuell eine zehnteilige Podcast-Serie von Lambert im Netz. Mysteriös. Wer in diesen Sog gerät, kommt nicht so schnell wieder heraus.

Wer ist Lambert, und wenn ja, wie viele?

Lambert wechselt in “False” bei jedem Stück die Maske. Die Identität seiner Alter-Egos bleibt ominös. Wer ist (die isländische Klangkünstlerin) Hrafnhildur Melsteð? Wer sind (die amerikanischen Jazz-HipHop-DJs) Ging Gang Gong, die als Mitwirkende aufgeführt werden? Rätselhafte Unbekannte. Man kann Lambert einfach nicht festnageln. Soll man ja auch nicht. Es komme bei ihm ausschließlich auf die Musik an und nicht auf seine Person, das hat er stets bekräftigt. Das jüngste Ergebnis seiner Arbeits- und Sichtweise ist ein blühend fantasievolles, musikalisch facettenreiches Album. Wie ein Chamäleon bewegt Lambert sich in “False” durch ganz unterschiedliche Klangräume, Stimmungen und Atmosphären. Changiert zwischen drängenden Breakbeats, furiosem Freeform-Jazz und sanft gleitender Pedal-Steel-Americana. Macht Ausflüge in den Industrial und den via Autotune automatisierten Vocal-Pop. Seine Musik sei das Resultat eines Hintergrunds als klassischer Musiker mit dem Herzen in der Popkultur, beschrieb es Lambert dem Zone-Out-Magazine gegenüber, das ihn ein “Phantom” nannte, einen Charakter ohne Geschichte. Lambert führe durch eine innige, eindringliche, gefühlvolle musikalische Reise.

Lamberts Musik bricht gängige Hörgewohnheiten

Der “Rolling Stone” befand, Lamberts Verhüllungen haben “etwas poetisches, das sein meditativ impressionistisches Klavierspiel im Niemandsland zwischen Klassik, Jazz und Pop noch etwas entrückter und verzauberter klingen lässt.” Seine Musik sei wirklich hinreißend, applaudierte auch der Independent: “Verspielt und dabei düster. Komponiert mit Humor und Drama, eingespielt mit großer Konzentration und Stringenz, wo weniger zweifellos mehr sei”. Wie viele Lamberts hier also am Werk waren, spielt dann keine Rolle mehr.

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