Was willst Du einmal werden? Der Musikkritiker Axel Brüggemann kam durch Karlheinz Böhm zur Klassik. Seine Tochter Charlotte auch. Warum die Musik einfach nicht älter wird. Als ich klein war, hatte ich nur einen Wunsch. Astronaut? Interessierte mich nicht! Lokomotivführer? Nein, ich war kein Jim-Knopf-Fan. “Aber was willst Du dann werden?” Meine kindische Standard-Antwort auf diese Erwachsenen-Frage war: “So, wie mein Vater.”
Das lag nicht daran, dass er einen Beruf hatte, den ich gar nicht verstand – er war Ingenieur. Es hatte eher etwas damit zu tun, dass er einfach ein toller Kumpel war. Aber der eigentliche Grund war seine Schallplattensammlung. Mein Vater hatte Hunderte Platten in seinem “Musikzimmer” stehen. Jede trug eine Nummer und war in einem Katalog verzeichnet, die meisten von ihnen hatten dieses gelbe Viereck in der Ecke, auf dem eine Krone zu sehen war. Unter ihr stand: “Deutsche Grammophon”.
Irgendwann bekam auch ich meine “Nummer 1”. Karlheinz Böhm erzählt darauf das Leben Antonio Vivaldis – des roten Priesters aus Venedig. Ich habe Frühling, Sommer, Herbst und Winter in meinem Spielzimmer gehört, die vier Jahreszeiten in einer Stunde gelebt. Die Musik-Geschichten waren für mich spannender als die Krimis der “Drei Fragezeichen”.
Neulich habe ich meiner Tochter Charlotte die “Vivaldi”-Platte mitgebracht. Inzwischen gibt es sie auf CD. Und, auch sie hat Sonne, Schnee und Sturm geliebt.Im Gegensatz zu früher kann ich ihr heute noch mehr CDs mitbringen als mein Vater. Klassik ist keine Kunst der Nische mehr, und die Plattenfirmen haben entdeckt, dass alte Geschichten immer wieder neu erzählt werden können. Dass die Musik einfach nicht älter wird. “
Sag mal, was willst du eigentlich werden?”, habe ich Charlotte neulich gefragt und natürlich auf die Antwort: “So wie du” gewartet. Stattdessen hat sie gesagt: “Ich will Prinzessin werden. So wie Pamina.” Mädchen eben! Dann haben wir zur “Zauberflöte”-CD Feuerprobe mit ihren Barbies gespielt.