Katzenjammer sind unverwechselbar. 2005 an der Musikschule in Oslo gegründet, bieten die vier Norwegerinnen eine breitgefächerte Mischung aus Country, Folk, Blues, Pop und Rock. Mit ihren tobenden, genre-vermischenden Shows, bei denen Instrumente mehrmalig gewechselt werden, haben sie mittlerweile zehntausende Menschen, von Tennessee’s Bonnaroo bis hin zu Australien’s Woodfork Folk Festival, in Begeisterung versetzt.
2008 zeigte ihr Debüt “Le Pop”, dass sie auf Platte genauso viel Spaß machen wie live. Das Album “A Kiss Before You Go” im Jahr 2011 war eine symphonische Reise durch Emotionen, voller Lebenskraft und Harmoniegesang. In Deutschland landete dieses zweite Studioalbum auf Platz 7 der Media Control Charts und steht mittlerweile kurz vor Platin.
Zu Anfang waren Anne Marit Bergheim, Turid Jørgensen und Marianne Sveen zu dritt, bis sie Solveig Heilo dazu einluden ein paar Songs mit ihnen zu üben. Fast augenblicklich sprang der Funke über. Heilo spielte zu der Zeit in acht weiteren Bands, realisierte aber, dass sie Zeit finden musste, um ein Teil von Katzenjammer zu werden. Aus drei wurden vier. “Ich glaube, es hat einfach sein sollen.”, so Solveig. Das Quartett macht nun einen weiteren Sprung mit ihrem dritten Album Rockland, bei dem die Mitglieder – zum ersten Mal – die Haupt-Songwriter waren.
Ihr einzigartiger Sound wird von einem tiefen Sinn für Abenteuer und großem Erfindergeist angetrieben. "Es geht darum, neugierig und offen für alles zu sein. In dem Moment, in dem man aufhört neugierig zu sein, hört alles auf ", sagt Anne Marit. Diese Neugierde geht weit über die unzähligen Stilrichtungen hinaus, bis hin zu der Vielzahl an ungewöhnlichen Musikinstrumenten, die benutzt werden. Da wäre zum Beispiel das inoffizielle “fünfte Mitglied” – eine riesige, trianguläre Kontrabassbalalaika, die nach einer Entdeckung im Backstagebereich spaßeshalber gekauft wurde. Oder die Tatsache, dass Anne Marit vor kurzem in eine größere Wohnung gezogen ist, um mehr Platz für alle ihre Instrumente zu haben. Die Musik und Wahl der Instrumente scheint sich oft zu ändern, aber Katzenjammer haben es geschafft, sich eine ganz eigene Ästhetik zu erschaffen.
Das Album “Rockland” ist zweifellos eines ihrer vollkommensten und raffiniertesten Werke bisher. “Wir wollten zurück zu den Wurzeln gehen, enthüllt und ohne all diese symphonischen Extras”, sagt Anne Marit. Die Stimmung fließt durchweg auf und ab; vom basslastigen und gerappten ‘Oh My God’ bis zu den ruhigeren und melodischen Tracks wie “My Own Tune” und “Lady Grey”. Trotzdem wurde die Platte nicht aufs Minimum reduziert. Zweifellos handelt es sich hier um Katzenjammer; eine konzentriertere Version des Abenteuers und der ungezügelten Begeisterungsfähigkeit, für die sie bekannt sind.
Jedes einzelne Bandmitglied ist um die Welt gereist, um für “Rockland” Songs zu schreiben. Dazu zählten auch einzelne Besuche von Anne Marit und Marianne in Nashville, und Solveig reiste nach London. Das überwältigende Resultat bestand aus 83 Songs, die für “Rockland” dann allerdings auf elf Songs reduziert wurden. Mit diesen ist es ihnen gelungen, ihre musikalische Essenz in reinster Form zu destillieren. “Ich denke, das Album ist uns näher als wir es normalerweise mit Katzenjammer haben wollen, da die Band die direkte Quelle war”, sagt Solveig.
Genau wie damals beim ersten Kennenlernen von Solveig fühlte sich auch die Zusammenarbeit mit dem australischen Produzenten Victor Van Vugt wie vom Schicksal zusammengeführt an. Passend dazu war ein Cover von Nick Cave And The Bad Seeds “Henry Lee” – was von keinem anderen als Van Vugt persönlich produziert wurde – ein Feature in den frühen Sets der Band. “Der Kreis scheint sich zu schließen”, sagt Solveig. Ihnen selbst war er noch nicht bekannt, als Van Vugt schon ein Fan ihrer Musik wurde: beeindruckt von einer Performance in den Straßen von Austin beim SXSW. Seine sorgfältige, methodische Art, die richtige Atmosphäre zu kreieren, sowie den Wünschen der Band zuzuhören, half der Zusammenarbeit ungemein.
Das Bandethos wird auf “Rockland” thematisch widergespiegelt, besonders in dem Titeltrack. “Rockland” ist das musikalische Manifesto von Katzenjammer. Zum Teil basiert es auf Allen Ginsberg's Gedicht “Howl”: in “Rockland” – Ginsberg nannte so die psychiatrische Klinik, in der sich kurz aufhielt – geht es um das Konzept der Individualität und darum ein Outsider zu sein.
Solveig erklärt: "Katzenjammer ist unsere eigene Welt. Wir folgen keinen Regeln oder versuchen irgendwie kommerziell zu sein, wenn wir Musik schreiben. Wir haben uns immer von unseren Gefühlen und unserem Herz leiten lassen. Es ist nicht mit einem Gefängnis gleichzusetzen, aber wir sind zusammen in dieser Seifenblase, in der die Regeln anders sind im Vergleich zu dem Rest der Welt. Dafür ist “Rockland” das Symbol."
Genau wie diese Herangehensweise ihre Philosophie untermauert, berührt ihre Originalität und fast unbeschreibliche Brillanz die Fans in vielfältiger Weise. Einen Eindruck zu hinterlassen ist einer der Hauptgründe warum sie Musik machen. Die Reaktion des Publikums und die Gefühle, die hervorgerufen werden, sind beide Teil der besonderen Momente, die ihre Existenz bestätigen.
“Wir sind auf der Bühne und die Leute sind auf der Suche nach etwas, das größer ist, als sie selber und größer als wir. Das ist fantastisch”, sagt Anne Marit. Solveig nickt zustimmend: “Wenn es passiert, dann gibt es diesen Moment, in dem man realisiert, was man eigentlich tut. Man muss sich einmal zwicken. Meistens sind die Leute unglaublich glücklich. Was könnte besser sein?”