KATJA EBSTEIN
“Witkiewicz”
“Ich fühle mich weder als Liedersängerin, noch als Popsängerin, sondern ganz einfach als Sängerin. Ob ich nun Chanson, Gospel, Klassik oder Musical singe, Kabarett mache oder andere musikalische Genres interpretiere: Ich bin ein Mensch, der sich singender Weise Gehör verschafft.”
Am 9. März wird Katja Ebstein 60 Jahre alt. Das schönste Geburtstagsgeschenk hat sie sich dann schon selbst gemacht: “Witkiewicz”, ihre neue CD, die bereits zwei Tage vorher erscheint. Das nach ihrem Mädchennamen betitelte Studioalbum ist nicht nur ihre erste Veröffentlichung seit acht Jahren, es ist auch eines ihrer bislang persönlichsten Werke. Diese Allroundkünstlerin, die auch als Theater- und Fernsehschauspielerin etliche Erfolge feiern konnte und in ihrer 35-jährigen Bühnenkarriere kaum ein musikalisches Fach ausgelassen hat, scheint hier ihre ganze Erfahrung in die Waagschale zu werfen. Dabei stellt die Berliner Künstlerin mit der klaren, charaktervollen und unverkennbaren Stimme ihre Vitalität eindrucksvoll unter Beweis. Auch an politischem Biss, der sie als engagierte Persönlichkeit stets begleitet, hat sie keinen Deut eingebüßt. Im Gegenteil. Herausgekommen ist ein Album, das zwar aus unterschiedlichsten Kreativ-Quellen gespeist wird, sich aber ausnimmt wie aus einem Guss.
Produziert hat das Album Dieter Falk, mit dem Katja Ebstein bereits in den Achtzigern zusammengearbeitet hat. Schon damals war er Pianist ihrer Band und hat auch diesmal sämtliche Klavier- und Keyboardparts übernommen. Zudem konnte er nun seine Erfahrungen als renommierter Produzent (Patricia Kaas, Marshall & Alexander, Roger Chapman, Pur etc.) einbringen. Lediglich bei den aufregenden Neubearbeitungen von “Die schlesischen Weber”, der Vertonung des Gedichts von Heinrich Heine, sowie bei “Wunder gibt es immer wieder”, dem wohl bekanntesten Hit ihrer über 30 Alben umfassenden Diskographie, wurde Ekki Maas (Erdmöbel) als zusätzlicher Produzent mit ins Boot geholt. Im Vordergrund stehen jedoch die vielen neuen Lieder, die sich im weiten Feld des Chansons ansiedeln.
Die Karriere von Katja Ebstein begann im Jahr 1970 mit dem Grand-Prix-Song “Wunder gibt es immer wieder”, der ebenso den dritten Platz belegen konnte wie ein Jahr später der Titel “Diese Welt”. Die Welt der jungen Sängerin, die ihre Hits in sieben Sprachen sang und im Verlauf der Siebziger große internationale Erfolge mit weltweiten Nr.1 Chartsplatzierungen feierte, bestand aber auch schon immer aus einem starken sozialen und politischen Engagement. So unterstützte sie seinerzeit Willy Brandt bei seinem Wahlkampf, protestierte später öffentlich gegen AKWs und Golfkrieg und machte sich auch im Kampf gegen AIDS stark. Ob UNO-Flüchtlingshilfe, UNICEF oder Welthungerhilfe, Katja Ebstein engagiert sich, wo sie kann. Ein besonderes Anliegen sind ihr Kinder, sodass sie Ende der Neunziger die “Aktion Umwelt für Kinder – Hilfswerk für umweltgefährdete junge Menschen” mitbegründete. Erst im vergangenen Jahr rief sie, quasi als Dach dieses Engagements die “Katja-Ebstein-Stiftung” ins Leben, die weltweit notleidende Kinder zu unterstützen hilft.
Auch künstlerisch geht Katja Ebstein immer neue Wege. Nachdem sie 1980 mit “Theater, Theater” mit Platz 2 in Den Haag den dritten Grand-Prix-Erfolg in ihrer Karriere verzeichnen konnte, zeigte sie in den folgenden Jahren – nomen est omen – ihr vielseitiges Talent vor allem auf Theaterbühnen. Dabei glänzte sie nicht nur mit Kunstliedern, literarischen Rezitationen und Kabarettprogrammen, sondern übernahm auch Hauptrollen in Theaterstücken wie Heinrich Manns “Professor Unrat” (am Ernst Deutsch Theater in Hamburg) und Bertolt Brechts “Dreigroschenoper”, Musicals (“Chicago”, “Sweet Charity”) und wirkte in zahlreichen Fernsehserien mit. Ihre literarischen Bühnenprogramme umfassen ihre Lieblingsautoren Heinrich Heine und Bertolt Brecht, sowie zeitgenössische Frauenlyrik.
Auch ihrer Heimatstadt Berlin widmet sie ein eigenes Lied- und Literatur-Programm, das sich nach wie vor enormer Beliebtheit erfreut.
“Witkiewicz” markiert nun die Rückkehr einer der vielleicht poetischsten Künstlerinnen in die zeitgenössische Musikszene.
Bei den Songs ihres neuen Albums erweist sich Katja Ebstein als ebenso kluge wie kritische Beobachterin ihrer Umgebung. “In diesem Land”, eines der wohl gewichtigsten Lieder, ist eine harsche und zugleich hoffnungsvolle Bestandsaufnahme des Lebensgefühls in Deutschland im Jahr 2005. Den Songtext schrieb sie gemeinsam mit Manfred Maurenbrecher. Ein weiteres gesellschaftpolitisches Stück, gesungen mit dem Beatbetrieb-Sänger Michael Janz, ist “Was geht’s uns an”, ein bitteres Lied über Ignoranz und Sensationslust. “Ungläubig” thematisiert eindrucksvoll und dennoch musikalisch leichtfüßig in poetischen Versen den Zivilisationskonflikt zwischen Arm und Reich; “Unrasiert” dagegen ist ein Liebeslied aus den frühen Morgenstunden, “Flaches Land” eine wunderbar klare Interpretation von Jacques Brels Chanson “Le plat pays” und auch einem so häufig interpretierten Jazz-Standard wie “Funny Valentine” gewinnt sie neue Facetten ab. Aber auch zeitgenössische Musiker haben mitgewirkt: Xavier Naidoo schrieb exklusiv für Katja Ebstein den Titel “In meinen Armen”, eine spirituelle Soulfanfare, die zeigt, wie akzentuiert und beseelt Ebstein singen kann. Pe Werners Folkballade “Rosen unterm Schnee” interpretiert sie mit ebenso viel Feingefühl wie Reinhard Fendrichs “Weil du ein Herz hast wie ein Bergwerk”. Und mit “Sei nicht alt” liefert diese alterslos wirkende Künstlerin scheinbar ein patentes Rezept, sich stets seine Jugendlichkeit zu erhalten.
Musikalisch umgesetzt wurden alle Songs mit äußerster Anmut und Gediegenheit. Dazu haben neben dem Multiinstrumentalisten Dieter Falk auch weitere zahlreiche renommierte Musiker beigetragen wie Thomas Simmerl (Schlagzeug) und Christian von Kaphengst (Kontrabass) aus der Band von Till Brönner, dem derzeit populärsten deutschen Jazzmusiker, sowie das German Pops Orchestra. Die exzellente Produktion kommt der sanften Ernsthaftigkeit des Albums entgegen, das bei aller stilistischen Vielfalt dem deutschsprachigen Chanson neues Leben einhaucht. Katja Ebstein ist mit “Witkiewicz” ein wunderbares Werk gelungen, ein künstlerischer Triumph, der mit souveränem Blick und lyrischer Tiefe eine musikalische Qualität erzeugt, wie sie in diesen Tagen nur noch selten anzutreffen ist.
Februar 2005
Das Albumcover sowie Fotos zum downloaden finden Sie unter www.emi-promotionservices.de