John Mellencamp | Musik | Freedom's Road

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Freedom’s Road
VÖ: 27. April 2007
John Mellencamp

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Produktinformation

1982 stand er am Scheideweg seiner Karriere: Aus und vorbei wäre es gewesen mit John Mellencamp, der sich damals noch John Cougar nannte, hätte sein sechstes Album “American Fool” abermals gefloppt. Doch der von David Bowies ehemaligem Gitarristen und Arrangeur Mick Ronson großartig produzierte Songzyklus hielt sich sage und schreibe 120 Wochen in den amerikanischen Billboardcharts, davon allein 9 Wochen auf Platz 1. Nach knapp zehn Jahren harter Arbeit mit zahllosen Rückschlägen etablierte sich der im ländlichen Bloomington, Indiana, aufgewachsene Provinzjunge quasi über Nacht zum Weltstar.

Anfeindungen war John Mellencamp zeit seines Lebens ausgesetzt. In seiner Heimatstadt mangelte es an Akzeptanz seitens der Bevölkerung, da er als Sohn von Großgrundbesitzern als “schnöseliger Reicher” verpönt war. Dieses gegen ein “falsches” Image ankämpfen änderte sich auch nicht, als er 1975 von Indiana nach New York zog, um seine lokal ins Stocken geratene Karriere als Singer/Songwriter mit Rockattitüde landesweit ins Rollen zu bringen. Ausgerechnet der damalige Manager David Bowies, Tony Defries, besorgte dem 24-jährigen Jungspund seinen ersten Plattenvertrag. Schließlich standen die Zeichen der Zeit auf rustikale Rockpoeten vom Schlage eines Bruce Springsteen, Bob Seeger oder Tom Petty. Doch mit seinem Debüt “Chestnut Street Incident” erlebte der wilde Johnny, der schon als Teenager tüchtig über die Stränge geschlagen hatte und einige Male gar mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, eine glatte Bauchlandung. Nicht nur, dass Defries hinter seinem Rücken sein Namen zu Johnny Cougar abändern ließ. Viel schlimmer wog, dass die gesamte amerikanische Rockpresse ihn als Springsteens-Epigonen verriss und das Werk wie Blei in den Regalen lag. | Es sollte weitere fünf Alben dauern, bis der langersehnte Erfolg endlich kam. Weitere sechs, bis aus Johnny Cougar wieder John Mellencamp wurde. Mit “American Fool” bekam er endlich das bodenständige Rockalbum, was ihm stets vorgeschwebt hatte. Aber es empfiehlt sich auch als ein ausgesprochen zartes Werk. Zart, weil es sparsam produziert und filigran instrumentiert ist. Vor allem aber klingt es zeitlos. Nichts darauf ähnelt pompös-blechernen Produktionen aus gleicher Ära, die mit dem Abstand von zwei, drei Dekaden selbst Superstars wie Phil Collins, Eric Clapton oder Dire Straits so altbacken aussehen lässt. Im Laufe der Jahre wird Mellencamp diesen einmaligen Stil noch optimieren, der ihn als einen der Pioniere eines Genres ausweist: Americana. Schließlich zum zeitlosen Folk-Rock-Interpreten avancieren, der das musikalische Erbe des noch jungen Kontinents Nordamerika ehrt und pflegt. Vor allem aber wird er jenen Schritt vollziehen, der für ihn mehr zählt, als sämtliche Verkaufserfolge, Preise, Trophäen und Auszeichnungen zusammen genommen: Er entwickelt sich vom ungezügelten Stadion-Rocker zum bedächtigen Fürsprecher Unterprivilegierter.

Die von John Mellencamp ab Mitte der 80er Jahre produzierten Alben dürfen als Generationenprojekt bezeichnet werden. Springsteens gebrochener Patriotismus von “The River”, “Nebraska” und “Born In The USA” öffnete ihm die Augen für das eigene Land. Und so komponierte er Hymnen auf das Kleinbürgerleben im Ländlichen: “Smalltown” und “R.O.C.K. In The U.S.A.” vom multiplatinen “Scarecrow” (1985) waren die ersten, nach der Stadion-Rock-Phase von “Uh-Huh”. Eine behutsame Verewigung seiner Heimatstadt Bloomington und eines der schönsten Dokumente amerikanischer Folklore jüngerer Zeit. “There is nothing more sad or glorious than generations changing hands”, hatte er der LP vorangestellt, ein Credo seines verstorbenen Großvaters. | Gemeinsam mit Willie Nelson und Neil Young organisierte er im gleichen Jahr Farm Aid, eine seither jährlich stattfindende Benefizveranstaltung für die amerikanischen Farmer. Damals selbst noch Kettenraucher, bis ihn 1994 ein schwerer Herzinfarkt ereilte, lehnt er es seither strikt ab, seine Tourneen von Alkohol- und Tabakfirmen sponsern zu lassen. Der simplen Rustikalität von “Scarecrow” liess er zwei Jahre später mit “The Lonesome Jubilee” von Fiddle, Akkordeon und Dulcimer dominierter Folk-Purismus folgen. Ein Stilmerkmal, das seine künstlerische Arbeit bis in die Gegenwart bestimmen wird. Auch wenn er zwischendurch mit “Whenever We Wanted”, “Mr. Happy Go Lucky” und “Human Wheels” Experimente startete oder gar wieder knackigem Rock’n'Roll frönte.
Mit seinem aktuellen Album “Freedom’s Road”, sein erstes nach fünfjähriger Kreativpause, gelingt John Mellencamp abermals ein Meilenstein in Sachen Americana. Seine Bestandsaufnahme zur Lage der Nation nach den Anschlägen auf das World Trade Center samt den daraus resultierenden Kriegsoffensiven der USA in Afghanistan und Irak. Abermals rustikal zeitlos in Szene gesetzt überzeugt das Songmaterial als sein bestes seit rund einer Dekade: “Ghost Towns Along The Highway” entwirft das düstere Bild einer trostlosen Landschaft – eine Metapher auf das von George W. Bush regierte Amerika. “Rural Route” haut in etwa gleiche Kerbe, beschreibt die Hölle auf Erden. Der Titelsong “Freedom’s Road” handelt von den Opfern, menschlichen wie materiellen, die seit Bushs Amtsantritt gebracht wurden und die eine Mehrheit nicht mehr tragen möchte. Für Ausgleich sorgen “Someday”, das den Gedanken der Solidarität hochleben lässt, das unglaublich volksnahe “The Americans” und eine weitere Metapher, die das amerikanische Volk zum Aufbegehren auffordert: “My Aeroplane”. “Our Country”, in der neuen Version kraftvoller, als in den Werbespots für Pick-Up-Trucks, geriert sich gar als Antwort auf Woody Guthries Folkklassiker “This Land Is Your Land”. Im Duett mit Joan Baez interpretiert Mellencamp schließlich die Protestballade “Jim Crow”. Seinen erbittertsten politischen Kommentar aber spart er sich für den versteckten Bonustrack “Rodeo Clown” auf.
Veröffentlichung
27.4.2007
Format
CD
Label
Universal Music
Bestellnummer
00602517180062

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