Jimmy Eat World
„Chase This Light“ (VÖ: 19.10.2007)
Jim Adkins – Gesang, Gitarre
Tom Linton – Gitarre, Gesang
Rick Burch – Bass
Zach Lind – Schlagzeug
In der Öffentlichkeit werden Jimmy Eat World auf zwei völlig unterschiedliche Arten wahrgenommen: Einerseits ist die Band um Sänger Jim Adkins für ihre klassische Pop-Single „The Middle“ bekannt, jenen omnipräsenten Smash-Hit, der sich im Jahr 2002 zur absoluten Sommerhymne entwickelte und der ihrem „Jimmy Eat World“-Album aus dem Vorjahr (das eigentlich unter dem Titel „Bleed American“ erschien) indirekt gleich mehrfaches Platin bescherte. Sprich: sie sind einerseits als eine Band bekannt, die nach harten Jahren unterhalb des Radars ihren Durchbruch hatte und an einen Punkt kam, ab dem sie durchweg ausverkaufte Tourneen absolvierten, bei Saturday Night Live auftraten, für einen MTV Video Award nominiert oder von Green Day, Weezer und blink−182 als Tourgast eingeladen wurden, und in sämtlichen Jahrescharts der US-Presse (u.a. Spin, Rolling Stone, USA Today, Blender und Alternative Press) ganz oben auftauchten.
Andererseits existiert jedoch auch das Bild einer Band, die konstant hart gearbeitet hat und keiner Hürde aus dem Weg gegangen ist – und die auch heute noch diesen kompromisslosen Weg verfolgt: Jimmy Eat World haben über die Jahre ihre Opfer bringen müssen, haben jahrelang abseits der Charts operiert, ihre Platten auf winzigen Indie-Labels veröffentlicht und sich mit unzähligen Shows dennoch eine solide Fanbase erspielt, die sie mit Alben wie „Static Prevails“ (1996), „Clarity“ (1999), ein bahnbrechendes Album, das im Handumdrehen wie eine Bombe einschlug, weil die Kids einfach einen Rock-Sound mit mehr Substanz hören wollten (oder besser: mussten!), oder auch mit der „Futures“-LP aus dem Jahr 2004 vollends überzeugten. Auf letzterer waren auch die unwiderstehlichen Singles „Pain“ und „Work“ vertreten, was für Jimmy Eat World eine weitere Erfolgsrunde einläutete: mehr goldene Schallplatten und mehr Top-Platzierungen in den Jahrescharts…
Die Reibung jedoch, die entsteht, wenn man zwei derartig unterschiedliche Wahrnehmungen miteinander vereinen will, und der Druck, der damit einhergeht, für beide Lager Songs zu schreiben, hat in der Vergangenheit schon vielen anderen Bands das kollektive Genick gebrochen. Jimmy Eat World haben sich dieser besonderen Herausforderung jedoch schon seit geraumer Zeit gestellt, und für ihr neues Album „Chase This Light“ hat die vierköpfige Band in ihrem Heimatstaat Arizona extra ein neues Studio eingerichtet, um dort die mit Abstand emotionalste und klanglich vielschichtigste Platte ihrer bereits 13 Jahre dauernden Karriere aufzunehmen.
„Unser Ziel“, setzt Sänger, Gitarrist und Songschreiber Jim Adkins an, „war schon immer, Songs zu schreiben, die allen Leuten zugänglich sind, ohne dabei allerdings ausfallend zu werden.“
Schon mit dem ersten Ton, dem Eingangs-Riff der ersten Singleauskopplung „Big Casino“, die auch als Album-Opener fungiert, wird jedem Zuhörer klar, dass es sich hier um ein Album handelt, das sich vor allem durch eine Qualität auszeichnet: absolutes Selbstvertrauen. Direkte und druckvolle Rock-Riffs treffen auf deutliche Vokalansagen, in denen stets die Ich-Perspektive dominiert. Jimmy Eat World sind eine unfassbar talentierte und zugleich äußerst mutige Band, die ohne Weiteres ein ausgedehntes Gitarrensolo und strukturierte Feedback-Sounds mit Call-and-Response-Gesängen, Ohrwurm-Hooks und Händeklatschen kombinieren kann. Das Resultat dieser stilistischen Vielfalt ist ein Album, das nahtlose Übergänge schafft – zwischen tiefschürfenden Gefühlen und denjenigen messerscharfen Hooks, für die Jimmy Eat World bekannt sind.
Insgesamt ergeben die elf Songs, aus denen „Chase This Light“ besteht, die stilistisch vielfältigste und musikalisch ambitionierteste LP, die Jimmy Eat World in ihrer Karriere aufgenommen haben –, und auch inhaltlich ist sie sicherlich die mutigste. Zu den Highlights zählen u.a. die unwiderstehliche Hymne „Electable (Give It Up)“, „Carry You“ (was sich auch schon auf ihrer kürzlich absolvierten Aufwärm-Tour als absolutes Highlight erwiesen hat…), die zukünftigen Live-Klassiker „Let It Happen“ und „Always Be“ sowie eine eindringliche Ballade namens „Gotta Be Somebody Blues“, die vielleicht der bedeutendeste Song des gesamten Albums ist. Adkins bezeichnet den besagten Blues als „die unheimlichste Sache, die wir je gemacht haben“. Zugleich ist es der vielleicht größte Moment in der Geschichte der von Jimmy Eat World.
„Es fühlt sich großartig an“, sagt Adkins abschließend. „Wir haben das Album und dazu haben wir das Studio, in dem wir diese LP aufgenommen haben. Will heißen: Was auch immer in den kommenden Monaten und Jahren passieren mag – wir haben exakt das Studio, in dem wir genau die Musik machen können, die uns am Herzen liegt. Ohne Kompromisse oder Einschränkungen.“
Discographie (Auswahl):
Jimmy Eat World (Wooden Blue, 1995)
Static Prevails (Capitol, 1996)
Jimmy Eat World EP (Fueled By Ramen, 1998)
Clarity (Capitol, 1999)
Singles (Big Wheel, 2000)
Jimmy Eat World / Jebediah EP (Big Wheel, 2000)
Jimmy Eat World a.k.a. Bleed American (Dreamworks, 2001)
Believe In What You Want (DVD/CD) (Dreamworks, 2003)
Futures (Interscope, 2004)
Stay On My Side Tonight EP (Interscope, 2005)
Chase This Light (Interscope, 2007)