Johan Julius Christian Sibelius (Jean Sibelius), 1865 geboren, gilt als musikalisches Aushängeschild der Republik Finnland. Mit seinen Werken “
Finlandia”, “
Karelia Suite” oder “
Valse Triste” setzte der Spätromantiker seiner Heimat gleich mehrere Denkmäler und unterfütterte den Nationalstolz der damals noch jungen Republik.
Haben wir im
ersten Teil unserer Reihe einen Blick auf die Person Jean Sibelius geworfen, wenden wir uns im Zweiten seiner Arbeit zu. Ergründen Sie mit uns die Anfänge seiner erfolgreichen Karriere als Musiker, was uns davon bis heute fasziniert und die der finnischen Post 1945 sogar eine Sondermarke wert war.
“Finlandia” und “Valse Triste”
Zu seinen Lebzeiten fußte die Popularität und gute Reputation auf zwei Kompositionen. Zum einen auf seiner sinfonischen Dichtung “Finlandia op .26”. Geschätzt für ihren hymnenartigen Charakter, avancierte sie bereits nach ihrer Uraufführung 1899 zur heimlichen Nationalhymne der Finnen. Mit dem Konzertwalzer “Valse Triste” aus dem Jahr 1904 zu dem Drama “Kuolema” (Der Tod) seines Schwagers Arvid Järnefelt, schrieb sich Sibelius endgültig in die Herzen seiner Landsleute und des internationalen Publikums. Einziger Wehrmutstropfen – er verkaufte das Stück lediglich für eine Pauschalgebühr an seinen Herausgeber.
Sibelius erklimmt den Gipfel seiner Popularität
Obwohl seine produktiven Jahre mit großen Veröffentlichungen in den 1920er-Jahren bereits hinter ihm lagen, erreichte Sibelius den Gipfel seiner Popularität erst Mitte der 1930er-Jahre. So wurde der inzwischen 70-Jährige 1935 von den Lesern der New York Times zum beliebtesten Komponisten gewählt. Sein Radio-Konzert zur Weltausstellung in New York 1939 verhilft Sibelius nicht nur ein weiteres Mal zu internationaler Anerkennung, sondern wird ebenfalls als offizielles Ende einer erfolgreichen Karriere angesehen. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, weiterhin zu komponieren und rituelle Werke für die Freimaurer zu schreiben.
Jean Sibelius über Herbert von Karajan
Nachdem sich Sibelius aus der Öffentlichkeit teilweise zurückgezogen hatte, lauschte er vermehrt den Aufnahmen seiner eigenen Werke im Radio. Wirklich zufriedenstellen konnte ihn keine. Stets erachtete er sie als unzureichend und warf den Ausführenden vor, seine Musik nicht verstanden zu haben. Lediglich
Sir Thomas Beecham’s Aufnahme seiner
Sinfonie Nr. 6 fand Gnade in den Ohren des Komponisten. Ins Schwärmen geriet Sibelius allerdings nur bei dem Österreicher
Herbert von Karajan: “Er ist der einzige Mensch der meine Musik versteht.”
Herbert von Karajan über Jean Sibelius
Der aufstrebende Komponist Herbert von Karajan war noch zu Lebzeiten ein Verehrer der Arbeit von Jean Sibelius. Gegenüber dem Musikkritiker Richard Osborne schwärmte Karajan: “Ich habe mich schon oft gefragt, was die Musik von Sibelius für mich so anziehend macht und ich glaube, es liegt an diesem Komponisten, der mit keinem anderen zu vergleichen ist. Er ist wie ein Findling auf dem Felde. Sie sind da, sie sind kolossal, aus einer anderen Zeit und niemand weiß wie sie dort hingekommen sind. Daher sollte man auch nicht nach dem warum fragen. Das ist Sibelius für mich.”
Große Aufnahmen nach 1957
1905 schrieb Sibelius für das Drama “Pelléas an Mélisande” von Maurice Maeterlinck eine gleichnamige Begleitmusik, die weltweit für großes Aufsehen sorgte. Eine von Sibelius selbst überarbeitete Fassung übernahm die BBC 1957 für ihre bis heute ausgestrahlte TV-Serie “The Sky at Night”, welche bis zu seinem Tod 2012 von Patrick Moore moderiert wurde. Noch mehr Aufmerksamkeit genoss nach Sibelius Tod die Radioaufnahme zur Weltausstellung von 1939. Sie gilt bisher als die einzige erhaltene Aufnahme, bei der Sibelius eines seiner eigenen Werke interpretierte.