Die Jazzkantine begeistert seit den 90er Jahren ihre Fangemeinde landauf und landab. Der unverwechselbare Sound, der erstmals in Deutschland Elemente des Jazz und des HipHop miteinander verschmolz und auch keine Berührungsängste zu Soul & Funk kennt, animiert immer wieder die unterschiedlichsten Musiker zur Mitarbeit: Götz Alsmann, Till Brönner, Joo Kraus, Bill Evans, Gunter Hampel, Wu-Tang-Clan, Smudo, Edo Zanki oder Xavier Naidoo sind schon mit der Jazzkantine aufgetreten oder haben für sie Titel geschrieben.
Ein gutes Dutzend CD-Produktionen unterstreicht die Beliebtheit dieser außergewöhnlichen Band, die mittlerweile weit über tausend Konzerte auf ausgedehnten Tourneen durch die Clubs und Hallen Mitteleuropas und Afrikas gab, und die auf den Jazz-Festivals von Montreux bis Kaliningrad zu Hause ist. In den letzten Jahren haben die ECHO-Preisträger rund um Bassist und Produzent Christian Eitner mehrfach in interessanten Crossover-Projekten mitgewirkt und manch überraschendes Experiment erfolgreich verwirklicht.
Eine Tanzzkantine-Tournee zeigte zeitgenössisches Ballett in einer gemeinsam mit den JK-Musikern live performten Choreographie. 100 Jahre HipHop erzählte in Koproduktion mit der Landesbühne Hannover in Jugendzentren und Schulaulen von Ostfriesland bis in den Harz die Geschichte des türkischen Rappers Puff Baba. Musiktheater-Projekte wie Ölper Zwölf Pöints oder Unser Eintracht führen in Braunschweig mittlerweile regelmäßig zehntausende Besucher im Hochsommer ins Staatstheater. Zuletzt stand die Jazzkantine dort als “Tiffanys” in Fleisch ist mein Gemüse auf der Bühne.
Das letzte Studio Album “Hells Kitchen” erreichte die Nr. 1 der deutschen Jazzcharts und erhielt den Jazz Award des Bundesverbandes Musikindustrie für über 40.000 verkaufte Alben. Nun haben sich die Köche der Jazzkantine auf eine Forschungsreise ins Innere der deutschen Seele begeben, zu den Ursprüngen von Gesang und Gemüt: sie erkunden unser aller “Heimat” und sie erforschen dabei die Wurzeln populärer Musik im Volkslied.
Die Jazzkantine greift mit vollen Händen in die Schatzkiste des Deutschen Liedgutes, fördert ein Füllhorn heimatlicher Klänge zu Tage und startet eine Herz erfrischende Verjüngungskur im unverwechselbaren Sound: Die Jazzkantine schafft herrlich freche und bewegend anrührende Neuinterpretationen von Kinderliedern wie das Lied vom “Bi-Ba-Butzemann”, von politischen Liedern wie “Die Gedanken sind frei”, Liebesliedern wie “Wenn ich ein Vöglein wär” und von Wanderliedern wie “Im Frühtau zu Berge”.
Dazu kommen Klassiker wie “Kein schöner Land” oder Schillers & Beethovens “Ode an die Freude”, heimatliches Immergrün wie “Am Brunnen vor dem Tore” und die Uraufführung “Mutter Türkei”. Die solistischen Gefährtinnen und Mitwanderer auf der Volkslied-Tour sind der Kieler Autor Peter Schanz, “DePhazz”-Sängerin Pat Appleton, Sam Leigh-Brown (“Hip Teens”), der schwedische Posaunist Nils Landgren, Sängerin Saxofonistin Cathrin Groth sowie die Rapper Michel (Ex-Such a Surge) und Carlos.
Aber wie soll das denn gehen: Volkslieder verjazzen? Heimat besingen? Was bedeutet denn überhaupt Heimat: Eine Adresse? Ein Gefühl? Ein Geruch? Ist Heimat, wo die Wiege stand? Ist Heimat eine Erfindung der Möbelindustrie? Ist Heimat, wo noch niemand war? Und: sind wir überhaupt ein Volk? [Und wenn ja – wie viele?] Und wie viel Volk steckt in einer Nation? War Heimat früher leichter? Gibt es Heimat ohne Freiheit? Geht Jazz nur mit heimatlosen Gesellen? Woher kennen wir plötzlich so viele Volkslieder? Fragen über Fragen.
Und so viel Musik, wunderbare, uralte Lieder – von den Ururgroßeltern zu den Großeltern weitergereicht. Jetzt ist sie bei uns angekommen. Und was machen wir jetzt damit? Singen. Spielen. Weiterspielen. Weiter singen – so wie wir sie hören. Und so reichen wir sie weiter … Unter den Volkslied-Schreibern und Sängern finden wir wackere Vorfahren, die ihre Freiheit erst noch erstreiten mussten: die Freiheit der Versammlung, die Freizügigkeit der Reise, die Meinungsfreiheit. Sie haben für uns gekämpft – wir müssen das nicht mehr: “Ich singe was ich will und was mich beglücket!” Auf diese Heimat wollen wir uns gerne beziehen. Und diese unsere Heimat – und ihre Lieder – werden wir uns nicht von den Rechten besetzen lassen.