Die Geigerin und dreifache Grammy-Preisträgerin Hilary Hahn verbindet ausdrucksvolle Musikalität und vollendete Technik mit einem vielfältigen Repertoire, das ganz im Zeichen künstlerischer Neugier steht. Mit ihrer vorurteilsfreien Auffassung von klassischer Musik und dem Anliegen, ihre musikalischen Erlebnisse mit einer weltweiten Gemeinschaft zu teilen, hat sie eine große Fangemeinde um sich versammelt.
Hilary Hahn engagiert sich nachdrücklich für neue Musik und hat Werke sehr unterschiedlicher zeitgenössischer Komponisten in Auftrag gegeben. Sie brachte etliche Werke zur Uraufführung: von dem KI-unterstützten Stück für Solovioline, das David Lang für Hahns Projekt Deepmusic.ai komponierte, bis zu Lera Auerbachs Sonate Nr. 4, Fractured Dreams, oder Einojuhani Rautavaaras Two Serenades. Letzteres veröffentlichte Hahn 2021 mit Ernest Chaussons Poème und Sergei Prokofjews Violinkonzert Nr. 1 auf dem Album Paris. Die Aufnahme ihres neuesten Auftragswerks für Solovioline, 6 Partitas von Antón García Abril, kam 2019 heraus. Lang, Auerbach, Rautavaara und García Abril gehörten auch zu den Komponisten von In 27 Pieces: the Hilary Hahn Encores, Hahns Grammy-prämiertem, über mehrere Jahre laufenden Auftragsprojekt, das die Gattung der Duo-Zugabenstücke bereichern sollte.
Seit Beginn ihrer Karriere hält Hahn ungezwungenen Kontakt zu ihren Fans. Nach fast jedem Konzert gibt sie Autogramme, und sie pflegt und veröffentlicht eine Sammlung von Fan-Kunst, die sie im Laufe von 20 Jahren erhalten hat. Als frühe, eifrige Bloggerin bietet Hahn auf ihrer Website zahlreiche Originalbeiträge, die bis 2002 zurückreichen. Ihre Reihe »Postcards from the Road« mit persönlichen Berichten von ihren Reisen um die Welt ging auf ein zunächst ein Jahr dauerndes Postkartenprojekt mit einer Schulklasse von Acht- bis Neunjährigen zurück. Ihre »Babykonzerte«, die sie bei Residencies in Wien, Seattle, Lyon, Philadelphia und Chicago entwickelte, geben Eltern die Möglichkeit, klassische Musik live mit ihren Kleinkindern zu erleben, immer gratis und zu babyfreundlichen Zeiten. Darüber hinaus führt sie häufig Musik an unkonventionellen Orten auf, zum Beispiel bei Tanz-Workshops, Yoga-Kursen oder Strickgruppen.
Zu Hahns Engagement für ihre Fans gehören auch zahlreiche pädagogische Aktivitäten. Die ehemalige Schülerin des Suzuki-Programms veröffentlichte 2020 in Partnerschaft mit der International Suzuki Association und Alfred Music neue Aufnahmen für die ersten drei Bücher der Suzuki-Geigenschule, sie erschienen auch auf der Lehr-Plattform MakeMusic (ehemals SmartMusic). 2019 brachte sie die Noten zu ihrem Zugaben-Projekt In 27 Pieces: the Hilary Hahn Encores heraus, mit Fingersätzen und Strichangaben sowie Aufführungsnotizen für jedes dieser Auftragswerke, und sie veröffentlichte eine Reihe von kurzen Video-Meisterkursen zu den 6 Partitas. Die 25.000 Dollar ihres Glashütte Original Festspielpreises spendete sie an das Project 440, ein gemeinnütziges musikpädagogisches Programm in Philadelphia, das jungen Menschen hilft, lebensnotwendige Fähigkeiten zu erlernen. Ihre Instagram-Übungsreihe #100daysofpractice trug dazu bei, das anstrengende Üben aus der Einsamkeit zu holen und es als gemeinschaftsorientierten, sozialen Bestandteil künstlerischer Entwicklung zu präsentierten. Seit sie die Serie 2017 begann, hat Hahn das Projekt unter @violincase viermal selbst realisiert mit 900.000 Posts von Musikerkollegen und Schülern.
Hahn hat zahlreiche gefeierte Aufnahmen gemacht, ihre 22 bei Decca, Deutsche Grammophon und Sony erschienenen Alben kamen jeweils sofort in die Top Ten der Billboard-Charts. Sie wirkte mit bei drei DVDs, einer preisgekrönten Aufnahme für Kinder und verschiedenen Anthologien. Drei ihrer Alben wurden mit Grammys ausgezeichnet: Konzerte von Brahms und Strawinsky von 2003, Konzerte von Schönberg und Sibelius 2008 und In 27 Pieces: the Hilary Hahn Encores von 2014. Jennifer Higdons Violinkonzert, das für Hilary Hahn geschrieben und von ihr zusammen mit dem Tschaikowsky-Konzert aufgenommen wurde, erhielt den Pulitzerpreis. 2017 veröffentlichte sie eine auf ihre Fans zugeschnittene Retrospektive, die auch neues, im Direktschnitt aufgenommenes Livematerial enthielt und Fan-Kunst präsentierte. Von dem Filmemacher Benedict Mirow gibt es zwei Film-Dokumentationen: Hilary Hahn – A Portrait (2006) sowie Hilary Hahn – Evolution of an Artist, hier werden die vergangenen 16 Jahre ihrer Laufbahn nachgezeichnet.
Auch in Produktionen außerhalb der klassischen Musik ist Hilary Hahn zu hören. So gehörte sie zu den Stars des oscarnominierten Soundtracks für The Village und wirkte mit bei zwei Alben der Alt-Rock Band …And You Will Know Us By The Trail Of Dead, dem Album Grand Forks von Tom Brosseau und auf einer Tournee mit dem Folk-Rock-Sänger/Songwriter Josh Ritter. 2012 erschien das nach intensiver Vorbereitung zusammen mit dem experimentellen Komponisten und Pianisten Hauschka eingespielte Album Silfra.
Hilary Hahn wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. 2001 kürte das Magazin Time sie zu »Amerikas bester klassischer Nachwuchsmusikerin«, und 2010 trat sie bei Conan O’Brien in The Tonight Show auf. Sie ist Ehrendoktorin des Middlebury College, wo sie vier Sommer lang an den Intensivkursen für Deutsch, Französisch und Japanisch teilnahm, und der Ball State University, an der es drei Stipendien in ihrem Namen gibt.
5/2023