Der Briefwechsel der Brüder Mann gehört zu den fesselndsten und aufschlussreichsten literarisch-biographischen Dokumenten des vergangenen Jahrhunderts. Einmal, weil es sich um die Briefe zweier bedeutender Schriftsteller handelt die brüderlich miteinander verbunden waren und die sich doch als scharfe Konkurrenten sahen; beispielhaft aber auch, weil sich am Verhältnis der Brüder Mann die Wege und Irrwege des deutschen Bürgertums im letzten Jahrhundert beschreiben lassen. Beide entstammen sie einer hanseatischen Großbürgerfamilie, gingen im Kaiuserreich verschiedene Wege und fanden schließlich zusammen im Kampf gegen Hitler-Deutschland, das beide aus ihrer Heimat vertrieb. Heinrich Mann (1871–1950) sympathisiert in seinem zeitkritischen Werken mit dem Sozialismus, was früh zu Spannungen zwischen den Brüdern Mann führt, beide müssen 1933 aus Nazideutschland emigrieren. Thomas Mann (1975–1955) gilt als einer der größten deutschen Erzähler des 20. Jahrhunderts. Für seinen z. T. autobiografischen Roman “Die Buddenbrooks” erhielt er 1929 den Nobelpreis.