Als satirischer, genialischer, virtuoser, emsiger Mastermind hat Frank Zappa sich in der Rock-Geschichte verewigt, als Beatnik und Bart-Ikone, Singer-Songwriter, Komponist, Rocker, Freak, Tüftler und kühner Nonkonformist....
Zwischen 1966 und 1993 veröffentlichte Zappa solo und mit den Mothers of Invention rund sechzig Alben – ein Wahnsinns-Output! Lässig durchschritt er dort scheinbar unüberwindliche Genre-Grenzen. Sein Oeuvre umfasst R&B und Jazz, Rock, Klassik, Avantgarde, Comedy und Spoken Word. Auf Zappas Alben sind großartige Musiker wie Captain Beefheart und George Duke, Alice Cooper und Steve Vai zu hören, ebenso das Londoner Symphony Orchestra und das Berliner Ensemble Modern.
Zappa fand sich nie mit einem Status Quo ab. Zu Karrierebeginn war er selbst der kalifornischen Gegenkultur der Hippies zu unbequem, zu komplex, zu freidenkerisch und unberechenbar. Als professioneller Griesgram veräppelte er den American Way of Life (aber auch die blauäugigen Hippies), später die trendsüchtigen Kalifornier auf seiner einzigen Top−40-Single „Valley Girl“. In den 1980ern trat er gegen die Popmusik-Zensur-Bestrebungen der Clinton-Ära in den Zeugenstand. Der Musik-Industrie bot er als Pionier des eigen geführten Indie-Labels die Stirn.
Wegen seiner unbeugsamen Haltung fand Zappa enorm viele Anhänger in Osteuropa, er wurde zum Held der Dissidenten. Nach Glasnost wollte ihn der tschechische Präsident und Zappa-Fan Vaclav Havel gar mit einem offiziellen Amt bekleiden, gegen den Widerstand der US-Behörden. Im litauischen Vilnius stürzten die Einwohner eine Lenin-Büste um und stellten dafür ein Zappa-Denkmal auf.
Zappa wuchs in Lancaster, einer kleinen Wüstenstadt im Großraum Los Angeles auf. Sein Vater, ein Mathematiker, war in einem Forschungszentrum der US-Army angestellt. Als Teenager war Frank ein Nerd und Außenseiter, der seine Gitarre mit zur Schule brachte, um in jeder freien Minute darauf zu spielen. Gemeinsam mit seinem Kumpel Don Van Flieth (alias Captain Beefheart) fuhr er durch die öden Wüstenstädte der Region, auf der Suche nach Schallplatten von Guitar Slim und Johnny „Guitar“ Watson, oder dem Doo-Wop von Bands wie The Penguins. Gleichzeitig faszinierten ihn die moderne Klassik und Avantgarde europäischer Komponisten wie Igor Strawinsky und Edgard Varese.
Seine erste Band The Mothers rekrutierte Zappa aus der Tanzkapelle The Soul Giants, wo er mitmachte und die der dann als Chef übernahm. Die Top−40-Hits wichen Zappas eigenen Kompositionen. Die Mothers eroberten sich einen Platz in der Hippie-Szene von L.A. Direkt nach einem Auftritt nahm sie der Produzent Tom Wilson (Bob Dylan, später The Velvet Underground) für MGM/Verve unter Vertrag.
Eine Schlüsselfigur der 1960er-Rockszene in den USA – neben Phil Spector und Teo Macero gilt Wilson als Architekt jener musikalischen Epoche. 1966 erschien das Debütalbum „Freak Out!“ von Zappa und den Mothers of Invention.
Einmalig, brachte Zappa kompositorische Finesse mit durchaus kommerziellen Pop-Melodien zusammen. Die Simplizität von Songs wie „Louie Louie“ (auf dem frühen Hit „Plastic People“), die Naivität von Doo-Wop (auf dem Album „Cruising With Ruben & The Jets“) vermischte er mit symphonischen Stücken und satirischen Musicals.
Während seine Karriere voranschritt wagte sich Zappa an grandiose Multi-Media-Projekte wie die Filme „Uncle Meat“ (1969) oder „200 Motels“. Seine Popularität erreichte zur Mitte der 1970er ihren Höhepunkt, mit Alben wie „Over-Nite Sensation“ und „Apostrophe“. Lang verdient, wurde er 1986 mit einem Grammy für sein Album „Jazz From Hell“ ausgezeichnet.
1993 starb Frank Zappa an Prostatakrebs. Zuvor hat der Autodidakt unzählige Aufnahmen im Keller seines Hauses in den Hollywood Hills archiviert. Zappa nahm wirklich jeden seiner Live-Gigs auf. Hunderte Stunden Musik warten in diesem Keller auf ihre Entdeckung und Bearbeitung in weitere posthume Alben. Zappas Frau Gail verwaltet seinen musikalischen Nachlass. 2009 gewann Zappas Sohn Dweezil, ebenfalls Musiker, einen Grammy für seine Re-Interpretation des Zappa-Songs „Peaches en Regalia“.